Frage an Carola Stauche von Michael M.
Sehr geehrte Frau Stauche,
vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Frage zum Anbau von genmanipuliertem Mais in der EU.
Leider finde ich Ihre Antwort etwas scheinheilig und halbherzig.
Da die Bundeskanzlerin,daraus folgend natürlich ihre Fraktion und letztendlich Sie persönlich ein klares "Nein" zum Anbau von genmanipulierten Mais verhindert haben,kommt es nun zur Stimmenthaltung Deutschlands,was gleichbedeutend mit einem "Ja"zum Anbau von genmanipuliertem Mais ist.Das musste jedem,der sich mit der Problematik befasst,klar sein(deshalb die Scheinheiligkeit).
Landwirtschafts-u.Wirtschaftsministerium sind gegen den Anbau,CDU und SPD sind gegen einen Anbau der GV-Sorte 1507,nach meinem Wissen sind 80%der Bevölkerung gegen einen Anbau genmanipulierter Pflanzen.Imkerverbände haben sich klar gegen den Anbau der GV-Mais-Sorte 1507 ausgesprochen da diese ein GIFT produziert welches durchaus schädlich für nützliche Insekten wie Bienen und Schmetterlinge sein könnte.
Ich sehe in diesem Fall die Interessen der breiten Masse unserer Bevölkerung nicht vertreten und frage mich wie viele Andere auch wessen Interessen hier im Vordergrund stehen?
Bitte beantworten Sie mir meine Frage,was Sie persönlich für einen Nutzen im Anbau von GV-1507 sehen und warum dieser Nutzen größer als eventuelle Gefahren sein soll.Nennen Sie mir bitte Landwirtschaftsunternehmen Ihrer Heimat,mit denen Sie nach Ihrem Antwortschreiben in Verbindung stehen und die den Anbau von genmanipulierten Pflanzen befürworten.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Meuser
Sehr geehrter Herr Meuser,
vielen Dank für Ihre Frage vom 14. Februar.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich an dieser Stelle keine Namen von landwirtschaftlichen Unternehmen beziehungsweise Einzelpersonen nennen werde. Das wäre datenschutzrechtlich sehr fragwürdig. Ich kann Ihnen allerdings mitteilen, dass derzeit in Thüringen nirgendwo genetisch veränderter Mais angebaut wird.
Wie ich bereits ausführte, haben wir in Koalition und Fraktion bisher noch keine abschließende gemeinsame Position zum Thema. So erklärt sich die Enthaltung.
Die von Ihnen beschriebene eindeutige Ablehnung kann ich nicht erkennen. Vielmehr stelle ich fest, dass auch innerhalb der Union bei Landwirtschafts- und Forschungspolitikern unterschiedliche Meinungen zu finden sind.
Ich sehe nicht, dass Gentechnik automatisch einen höheren Einsatz an Pflanzenschutzmitteln zur Folge hat. Das ist durch die Resistenz gegen solche Mittel zwar theoretisch möglich; im konkreten Fall (Maislinie 1507) ist der entsprechende Pflanzenschutzmittelwirkstoff Glufosinat ohnehin nicht mehr zur Verwendung am Mais zugelassen. Demgegenüber ist es auch durch Gentechnik möglich, gezielt Resistenzen beziehungsweise Abwehrmechanismen gegen Schädlinge in Pflanzen „einzubauen“. Dadurch ist es möglich, auf aggressive Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Weitere, allgemeine Vorteil von Gentechnik können sein: höhere Trocken-, Salz- und Aluminiumtoleranz, verbesserte Nährstoffaufnahme der Pflanzen, höherer Nährstoffgehalt der Pflanzen, Entfernung von Allergenen, Nutzung von Pflanzen zur Züchtung von Antigenen und Antikörpern. Gestatten Sie mir bitte noch eine allgemeine Bemerkung: Die Veränderung der Eigenschaften von Pflanzen betreibt die Menschheit bereits seit Jahrtausenden, um die Versorgungssicherheit und Qualität der Lebensmittel zu erhöhen. Die Gentechnik nutzt hier lediglich neue Methoden, und kann dadurch unter Umständen Erfolge erzielen, die früher undenkbar waren. Es geht hier auch darum, sich dem wissenschaftlichen Fortschritt und den daraus resultierenden Möglichkeiten nicht zu verschließen.
Natürlich müssen wir die Entwicklungen kritisch begleiten, Gefährdungen ausschließen und Mißbrauch verhindern. Ein kategorisches „Nein“ zu jeder Form der Gentechnik halte ich jedoch beim gegenwärtigen Stand der Dinge für nicht angemessen, da die positiven Auswirkungen der Gentechnik damit nicht gewürdigt werden.
Für weiteren Austausch, auch persönlich in meinem Bürgerbüro, stehe ich gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Carola Stauche