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Carmen Wegge
SPD
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Frage von Julian W. •

Warum unterstützen Sie die Cannabis-Legalisierung?

Sehr geehrte Frau Wegge,

ich lehne die von der SPD vorangetriebene Cannabis-Legalisierung ab. Wir wohnen in einer zuvor schönen Gegend mit Wald und Spielplätzen. Leider riecht es dort ab Mittag stark nach Cannabis, das auch auf Spielplätzen und nahe Jugendzentren konsumiert wird. Selbst in der Nähe der Schule und der Fußgängerzone nehme ich es wahr – obwohl beides (von 7 bis 20 Uhr) verboten ist. Vor der Legalisierung habe ich Cannabis kaum gerochen, nun ständig. Das mindert die Lebensqualität in meinem Umfeld.

Warum Sie ein Cannabis-Verbot als „gesellschaftsschädigend“ (Abgeordnetenwatch, 4.3.25) sehen, verstehe ich nicht. Auch junge Erwachsene, deren Gehirn noch nicht ausgereift ist, erhalten nun legal Zugang (FR,13.3.24). Das und meine Erlebnisse scheinen mir schädigender als ein Verbot.

Aus meiner Perspektive bringt die Legalisierung also keine neuen Freiheiten, sondern Probleme. Warum unterstützen Sie diese dennoch?

Vielen Dank für Ihre Antwort!

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr W.,

vielen Dank für Ihre ehrliche und sehr konkrete Schilderung. Ich verstehe gut, dass Sie sich Sorgen machen, wenn der Konsum in Ihrer Nachbarschaft spürbar zugenommen hat – vor allem in der Nähe von Schulen und Spielplätzen. Genau dort darf Cannabis auch nach der neuen Rechtslage nicht konsumiert werden. Solche Verstöße sind nicht erlaubt und können geahndet werden. Entscheidend ist nun, dass die zuständigen Behörden die neuen Regeln auch wirksam durchsetzen.

Warum ich die Legalisierung dennoch unterstütze? Weil ich überzeugt bin, dass das bisherige Verbot mehr Schaden angerichtet hat als genutzt: Es hat Millionen Menschen kriminalisiert, den Schwarzmarkt gestärkt und den Jugend- und Gesundheitsschutz erschwert. Trotz Verbot konsumierten viele – darunter auch Jugendliche – Cannabis in unkontrollierter Qualität, oft mit Streckmitteln.

Mit der kontrollierten Abgabe an Erwachsene ab 18 Jahren schaffen wir erstmals klare gesetzliche Rahmenbedingungen. Dazu gehören Alterskontrollen, Aufklärung, Prävention – und vor allem: der Aufbau legaler, transparenter Strukturen, um den Schwarzmarkt zurückzudrängen. Für Jugendliche bleibt der Zugang weiterhin verboten. Ich stimme Ihnen zu, dass der Schutz junger Menschen besonders wichtig ist – und deshalb werden wir die Wirkung des Gesetzes eng begleiten, evaluieren und bei Bedarf nachsteuern.

Die Legalisierung bedeutet nicht, dass wir den Konsum verharmlosen. Im Gegenteil: Nur wer reguliert, kann auch wirksam schützen. Und: Wer öffentlich konsumiert, wo es verboten ist – etwa in der Nähe von Spielplätzen – handelt auch nach dem neuen Gesetz ordnungswidrig. Hier braucht es mehr Präsenz, Kontrollen und Bewusstsein. Dafür setze ich mich ein.

Vielen Dank noch einmal für Ihre kritische Rückmeldung. Sie ist wichtig – auch für die politische Weiterentwicklung dieser Reform.

Mit freundlichen Grüßen,

Carmen Wegge
 

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