Frage an Caren Marks von Katrin S. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Marks,
Für meine Hausarbeit zum Thema "Familie im Wandel" habe ich folgende Frage:
Die heutige Familienpolitik schafft den Rahmen für eine frühe Betreuung der Kinder in Tageseinrichtungen, indem sie neue Betreuungsplätze schafft. Trotzdem gibt es viele Eltern, welche auf einen Betreuungsplatz für ihr Kind warten. Zudem wird ein Anreiz für das Betreuen zu Hause durch das Betreuungsgeld geschaffen.
Ist das Betreuungsgeld eine Notlösung wegen mangelnder Plätze oder zukunftsfähig?
Verlagert sich, ihrer Meinung nach, die Betreuung und Erziehung der Kinder auf die Tageseinrichtungen?
Wirkt sich dies positiv oder negativ auf die Kinder aus?
Verändert sich durch diese politischen Rahmenbedingungen auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind?
Wird sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen?
Vielen Dank für ihre Antwort.
Sehr geehrte Frau Seyfang,
für Ihre Hausarbeit zum Thema "Familie im Wandel" gebe ich Ihnen gerne einige Hinweise:
Das Betreuungsgeld auf Bundesebene wurde vom Bundesverfassungsgericht mit Urteil 1 BvF 2/13 vom 21. Juli 2015 für mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland unvereinbar und somit verfassungswidrig erklärt. Die Begründung der Karlsruher Verfassungsrichter war, dass die Kompetenz zur Einführung eines Betreuungsgeldes bei den Ländern und nicht beim Bund liege. Ein Betreuungsgeld auf Bundesebene gibt es also nicht mehr. Meine Partei, die SPD, hat das Betreuungsgeld aus inhaltlichen Gründen immer abgelehnt, es setzt bildungs-, gleichstellungs- und integrationspolitisch Fehlanreize. Ich finde es höchst problematisch, Familien finanzielle Anreize zu geben, wenn Kinder keine staatlich geförderte frühkindliche Bildungseinrichtung wie eine Kita besuchen.
Die Erziehung von Kindern ist und bleibt natürlich Aufgabe der Eltern. Eltern und Kindertageseinrichtungen konkurrieren nicht, sondern ergänzen sich vielmehr. Der Staat muss Familien gute Rahmenbedingungen bieten, dazu gehören auch verlässliche und gute Kinderbetreuungsangebote. Krippen- und Kitaangebote stehen für mehr Chancengleichheit, frühkindliche Bildung, soziales Miteinander sowie Förderung aller Kinder unabhängig vom Elternhaus. Darüber hinaus wünschen sich die meisten Eltern, Mütter sowie Väter, eine partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch dafür braucht es gute und genügend Kinderbetreuungsangebote. Frauen wollen unabhängig von ihrem Ehemann bzw. Partner eine eigenständige Existenzsicherung durch Erwerbstätigkeit, ein wichtiger Aspekt, um Armut auch im Alter vorzubeugen. Und gerade die größer gewordene Gruppe der Alleinerziehenden ist auf eine gute Betreuungsinfrastruktur angewiesen. Die SPD setzt sich aus all diesen Gründen für einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuungsinfrastruktur ein, um möglichst allen Familien diese Rahmenbedingungen bieten zu können.
Zahlreiche Studien und die Praxis belegen, dass frühkindliche Betreuungsangebote sowie auch Ganztagsbetreuungsangebote für Kinder nicht schädlich sind, ganz im Gegenteil! Derartige Behauptungen werden immer wieder gern genutzt, um insbesondere berufstätigen Müttern ein schlechtes Gewissen zu machen, doch diese Stimmen werden erfreulicherweise leiser. Es gibt gute wissenschaftliche Studien, die die hohe Bedeutung von frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung für die soziale Inklusion und für die Integration von Kindern und mehr Chancengleichheit für alle belegen. Für weitere Informationen empfehle ich folgende Links:
Mit freundlichen Grüßen
Caren Marks MdB