Denken Sie das 49-Euro-Ticket ist ein Schritt in die richtige Richtung? Oder ist die geplante Umsetzung (extrem eingeschränkter Vertriebsweg, Preis) so schlecht, dass es einen Rückschritt darstellt?

Sehr geehrte Frau L.,

danke für Ihre Frage.

Das 49-Euro-Ticket ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber insgesamt nichts Halbes und nichts Ganzes. Zwar stellt es eine Verbesserung zu den überteuerten und kontinuierlich steigenden Preisen im Nahverkehr dar und setzt der Kleinstaaterei der 60 Verkehrsverbünde mit unzähligen Tarifzonen ein Ende. Wer bereits ÖPNV-Abonnent:in ist, wird sich über eine Kostenersparnis freuen können. Doch viele Menschen mit geringen Einkommen werden sich dieses Ticket nicht leisten können, denn Vergünstigungen für bestimmte Gruppen sind nicht vorgesehen. Und auch Pendler:innen in ländlichen Gebieten profitieren wenig vom 49 €-Ticket, denn nach Jahrzehnten des massiven Kahlschlags im Regionalverkehr gibt es dort oft gar keinen öffentlichen Bus oder Zug mehr. Die Ampel hat mit dieser Entscheidung leider einen wirklichen Einstieg in die längst überfällige Mobilitätswende verpasst. Das Ziel der Klimaneutralität im Verkehrsbereich wird so nicht erreicht.

Mobiltät darf kein Luxus sein. Sie muss für alle möglich sein. Wer will, dass die Menschen vom Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr und insbesondere auf die Bahn umsteigen, muss die Ticketpreise deutlich senken – bis hin zum Nulltarif – und massiv in den Ausbau von ÖPNV und Bahn investieren. 100 Städte und Kommunen in Europa haben bereits einen ticketfreien öffentlichen Personennahverkehr, darunter Luxemburg.

Das Konzept der Fraktion DIE LINKE für eine wirkliche soziale und ökologische Lösung liegt seit Langem auf dem Tisch: Die Tickets im Öffentlichen Personennahverkehr dürfen wie zum Beispiel in Wien nicht mehr als 1 Euro pro Tag bzw. 365 € im Jahr kosten. Schüler:innen-, Azubi- und Sozialtickets sind kostenfrei. Langfristig wollen wir einen kostenfreien ÖPNV - bundesweit und für alle.

Mit freundlichen Grüßen

Caren Lay