Caren Lay
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DIE LINKE
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Frage von Michaela W. •

Frage an Caren Lay von Michaela W. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Lay

Meine Fage an Sie ist ob Ihnen das so genannte Gleichstellungsparadox bekannt ist und was Sie davon halten?

Das Gleichstellungsparadox bezeichnet ein Phänomen das aus den Skandinavischen Ländern bekannt ist, wo sich Frauen, trotz intensiver staatlicher Bemühungen (beispielsweise durch Frauenquoten, Frauenförderung, geschlechtsneutraler Erziehung und jahrzehntelangem Bewerben von Feminismus und Geschlechtergleichheit in der Gesellschaft) immer noch deutlich häufiger für frauentypische Befufe entscheiden als Männer und vice versa.

In Norwegen sind trotz all dieser Maßnahmen weiterhin nur 5-10% aller Ingenieure Frauen, während immer noch ~90% aller Erzieher und Krankenpfleger weiblich sind.

Man kam zu der Schlussfolgerung das auch biologische/genetische Faktoren einen starken Einfluss auf das Verhalten eines Menschen und seine Entscheidungen haben und nicht nur durch die Umwelt erlernte Geschlechterrollen.

So konnten Wissenschaftler schon bei Neugeborenen unterschiedliche Intressen und Verhaltensweisen nach Geschlecht nachweisen die sich auf unterschiedliche (Geschlechts-)Hormone (wie Testosteron und Östrogen) und Gene zurückführen ließen.

Mehr zum Gleichstellungsparadox kann man in dieser norwegischen Doku finden (mit Englischen Untertiteln) in der sich auch die Quellen für die Aussagen die ich hier getätigt habe finden lassen.

https://www.youtube.com/watch?v=p5LRdW8xw70

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Und was halten Sie von dem Fakt das sich der GenderPayGap weitestgehend durch Strukturunterschiede erklären lässt - und auch durch den Fakt das Frauen häufiger als Männer Berufe wählen die ein geringeres Gehalt zahlen - und der GenderPayGap somit de facto nicht existiert oder zu Mindest signifikant geringer ist als er oft propagiert wird?

https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2017/03/PD17_094_621.html

Darüber hinaus nimmt das Statistische Bundesamt auch an, das der bereinigte PayGap noch geringer ausgefallen wäre wenn weitere Informationen vorgelegen hätten.

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Welche Rückschlüsse werden Sie dadurch auf politischen Forderungen wie beispielsweise Frauenquoten oder dem Lohngleichheitsgesetz ziehen?

Viele Grüße
M. W.

Caren Lay
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau W.,

Sie beziehen sich in Ihrer Frage auf eine Kritik des norwegischen Comedians und Soziologen Harald Eia, der sich zB in einer selbst produzierten You-Tube-Serie mit dem ins Deutsche übersetzten Titel "Gehirnwäsche" gegen die Theorie der sozial konstruierten Geschlechterrollen wendet und eine biologistische Rollenzuschreibung an Frau und Mann vertritt. Es gibt auch in Deutschland eine Bewegung, die gegen den sogenannten "Genderwahn" polemisiert, und die zurück möchte zu biologistischen Rollenzuschreibungen. In dieser rechtspopulistischen Strömung ist auch die deutsche Rezeption der Eia-Thesen verortet.

Der Verweis auf angeblich feststehende biologische Tatsachen ist eine der ältesten Strategien, mit der traditionelle Geschlechterrollen und Hierarchien legitimiert und gestärkt werden. Menschliches Verhalten beruht aber nicht nur auf biologischen Faktoren wie Genen, Gehirnstruktur oder Hormonen. Auch Sozialisation, Erziehung, Kultur und vieles mehr sind entscheidend.

Ich für meinen Teil halte mich als Grundlage meiner Bewertungen und frauen- und gleichstellungspolitischen Forderungen lieber an seriöse Studien und Untersuchungen, wie zum Beispiel den Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, des Statistischen Bundesamts oder der Weichenstellungsstudie des Allensbach-Instituts oder diverse Studien der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Boell-Stiftung oder der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Sexismus gehört für viele Frauen zum (beruflichen) Alltag. Frauen kämpfen noch immer gegen Vorurteile hinsichtlich ihrer beruflichen Fähigkeiten. Weiter stoßen viele Frauen nach wie vor beruflich an Grenzen: Die Mehrzahl der Führungskräfte sind bis heute Männer, während Frauen eher in sozialen und schlechter bezahlten Berufen und dazu oft in Teilzeit arbeiten. Die Lohndifferenz beträgt in Deutschland durchschnittlich 21 Prozent. Selbst wenn man herausrechnet, dass Frauen mehr Teilzeit und in schlechter bezahlten
Branchen arbeiten, liegt die Lohndifferenz immer noch bei sechs bis acht Prozent, andere Quellen sagen 14. Nicht zuletzt übernehmen Frauen den größten Teil der (schlecht oder gar nicht bezahlten) Care-Arbeit, also Tätigkeiten, bei denen Menschen für andere Menschen sorgen, wie zum Beispiel Hausarbeit, Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen. Viele Frauen reduzieren Erwerbsarbeit, um unbezahlte Care‑Arbeit zu übernehmen. Das erhöht ihr Armutsrisiko.

Vor diesem Hintergrund bin und bleibe ich entschiedene Befürworterin der Frauenquote und anderer zweckmäßiger Maßnahmen, die die Diskriminierung und Schlechterstellung von Frauen bei Beschäftigung, Bezahlung und Anerkennung beseitigen und Frauen und Mädchen in ihren Kompetenzen, Möglichkeiten und Freiheiten fördern. Denn jeder Mensch muss unabhängig vom Geschlecht individuell die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben und dieselbe gesellschaftliche und ökonomische Anerkennung erfahren.

Freundliche Grüße
Caren Lay

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