Frage an Cajus Caesar von Ruben N. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Caesar,
wie Sie dieses Jahr bestimmt gelesen haben gab es ein großes Bienensterben am Niederrhein und bei Passau.
Imkerdemo.de
Ende des Jahres ist im Bundestag Pflanzenschutzmittel ein Thema ich als besorgter Imker wurde wissen wie Sie dazu stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ruben
Sehr geehrter Herr Neufeld,
vielen Dank für Ihre Frage vom 22. Juli 2008.
Schuld am Massentod der nützlichen Bestäuber war ein chemisches Pflanzenschutzmittel namens Clothianidin, das bei der Maissaat offenbar unsachgemäß ausgebracht wurde und deshalb auf Blüten von Obstbäumen und Pflanzen gelangte. Das Gift soll den Maiswurzelbohrer bekämpfen, der in den USA Milliardenschäden anrichtet und der mit Flugzeugen nach Europa gelangt, wo er sich zunehmend ausbreitet. Clothianidin wird in eine Beize gemischt, mit der Saatgutfirmen die Körner für die Maissaat behandeln und so gegen den Schädling kämpfen.
In dem von Ihnen angesprochenen Fall haftete das verwendete Mittel nicht ausreichend an den Maiskörnern, was auf einen technischen Fehler bei dem Beizvorgang zurückführbar ist. Starker Wind und Trockenheit taten ihr übriges. Durch sie lösten sich die Stäube des nicht korrekt an den Saatkörnern haftenden Giftes und freigesetzt. Sie blieben bespielweise auf Raps und Löwenzahn kleben, also auf Pflanzen, die klassischerweise von Honigbienen angesteuert werden.
Diese Problematik wurde sofort in den Agrarministerien in Stuttgart und Berlin, sowie beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erkannt. Die zuständigen Stellen haben sofort Maßnahmen ergriffen: Der Einsatz bestimmter Sämaschinen wurde ausgesetzt, die Zulassung mehrerer Saatgutbehandlungsmittel, die Clothianidin enthalten, ruhengelassen und der Vorfall untersucht.
Weitere Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass die Dosis von Clothianidin bei vielen der betroffenen Bienen eigentlich nicht tödlich hätte sein dürfen. Die große Betroffenheit wird aus diesem Grund auch auf die vorhandene Schwächung der Bienenpopulation durch den Befall mit den Varroa-Milben zurückgeführt. So sind Maisanbau und Bienenhaltung gleichermaßen durch die Ausbreitung von aus Übersee eingeschleppten Schädlingen bedroht.
In Zukunft wird es bei der Zulassung von Beizmitteln nicht alleine um deren Sicherheit, sondern gleichfalls auch um die Beizqualität in Verbindung mit der eingesetzten Sätechnik gehen. Die Landesanstalt für Umwelt und Messungen des betroffenen Landes Baden-Württemberg wurde damit beauftragt, ein Untersuchungsprogramm für Wildinsekten zu starten, um auch für diese Organismen das Ausmaß der Schädigung zu untersuchen.
Mit freundlichen Grüßen
Cajus Caesar