Frage an Cajus Caesar von Rainer K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Caesar,
vor der letzten Bundestagswahl sprach ich Sie an und bat um ein Gespräch zum Thema „Bundesweiter Volksentscheid“. Leider hat dies bisher nicht geklappt. Nun habe ich einen Anlass, mich wieder an Sie zu wenden. Demnächst steht ein Bundestagsbeschluss zur Entsendung weiterer deutscher Soldaten an. Ihr Einwand, politische Sachverhalte seien zu komplex für Volksentscheide wird m.E. durch die Folgen der bisherigen Politik entkräftet. Die Mehrheit der Wähler war damals gegen einen Afghanistaneinsatz und auch gegen weitere.
Fragen:
1) Hat nicht dieser „war on terror“ gerade erst weitere Terroristen hervorgebracht?
2) Müssten Sie als christlicher Politiker nicht eher Jesu Leben und Denken folgen?
Naiv? Selbst wenn man den alttestamentlichen Gleichheitssatz „Auge um Auge…“ zu Grunde legt, hat die andere Seite, auch geschichtlich gesehen (Kreuzfahrer), noch Rechnungen offen. Seit 9/11 allein über 1 Mio. Tote, die Mehrheit davon unschuldige Zivilisten islamischen Glaubens.
Frage:
3) Wie viele davon gehen auf‘s deutsche Konto?
Die bekannte Fotografin Anja Niedringhaus aus Höxter wurde 2014 von einem afgh. Polizeioffizier erschossen, der sie eigentlich beschützen sollte. Dies war seine Reaktion auf die Tötung seiner Familienmitglieder durch NATO-Luftangriffe. Frage:
4) War es eine Drohne mit Lenkung über Ramstein?
5) Rechnen Sie damit, dass wir in Deutschland jetzt durch die militärische Hilfestellung in Syrien verstärkt zur Zielscheibe werden?
Eine Antwort auf diese Fragen wäre: "Anders als mit Waffen kann man den IS jetzt nicht stoppen! Das ist humanitäre Pflicht."
Hatten wir das in Afghanistan mit Al Kaida nicht auch schon? Es wird immer klarer, dass ein Denken, das die Probleme vergrößert, nicht zur Lösung beitragen kann.
6) Wenn ich als Wähler keine Partei finde, die in existenziellen Fragen (wie Kriegsbeteiligung) mich vertritt, dann bleibt doch nur der Volksentscheid- oder?
In großer Sorge um unsere Demokratie
Rainer Kluckhuhn
Sehr geehrter Herr Kluckhuhn,
gern können wir uns zu einem persönlichen Gespräch treffen. Am Montag, den 18. Januar 2016 von 15 bis 17 Uhr werde ich im CDU-Bürgerbüro in Lage, Lange Str. 92, sein. Zur besseren Abstimmung kontaktieren Sie bitte mein Wahlkreisbüro, Frau Klepfer, unter der Telefonnummer 05231 92 49 -60.
Zu Ihren Fragen bezüglich dem Einsatz der Bundeswehr in Syrien möchte ich nur einige kurze Bemerkungen machen.
Der Bundestag hat in seiner letzten Sitzungswoche dem erweiterten Einsatz der Bundeswehr im Kampf gegen den IS-Terror zugestimmt. Mir und meinen Kollegen ist es nicht leicht gefallen, deutsche Soldaten in die Mission in Syrien zu schicken. Es ist aber notwendig, denn der Terror der Islamisten hat unzähligen Menschen das Leben gekostet, im Irak, in Syrien, aber auch außerhalb der Region, wie in Paris am 13. November 2015. Mit den menschenverachtenden Anschlägen hat der IS nicht nur Frankreich, sondern den europäischen Raum der Freiheit und des Rechts angegriffen. Der Angriff galt unserer Lebensweise und unseren Werten, er galt damit auch uns. Dagegen müssen wir uns verteidigen. Der IS stellt aufgrund seiner Gewaltideologie, seiner terroristischen Handlungen, seiner anhaltenden schweren, systematischen und ausgedehnten Angriffe auf Zivilpersonen sowie seiner Anwerbung und Ausbildung ausländischer Kämpfer eine Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit dar.
Natürlich löst das militärische Eingreifen nicht allein das Problem. Deshalb ist der Einsatz in eine Gesamtstrategie eingebettet. Unser Ziel ist die Verhütung und Unterbindung terroristischer Anschläge. Zugleich müssen wir erreichen, dass der IS keine Gräueltaten mehr an der Zivilbevölkerung begehen kann. Die Menschen müssen in der Region endlich wieder in Frieden leben können.
Die Bekämpfung des IS erfolgt nach dem Ansatz der Vernetzten Sicherheit. Das umfasst diplomatische, entwicklungspolitische, polizeiliche und notfalls auch militärische Mittel.
Der wichtigste Pfeiler ist der politische Prozess der Wiener Verhandlungen zur Beendigung des Bürgerkrieges in Syrien. Wenn es gelingt, eine Verständigung zwischen der verhandlungsbereiten Opposition und dem Regime in Syrien zu erreichen, gibt es die Chance für ein gemeinsames Vorgehen gegen den IS im Land. Erstmals sitzen dazu die USA, Russland, die Europäer, aber auch regionale Akteure wie Saudi-Arabien und Iran, an einem Tisch, um einen Waffenstillstand und einen politischen Übergangsprozess in Syrien auszuhandeln. Bisher wurde vereinbart: In sechs Monaten sollen die Voraussetzungen für eine Übergangsregierung geschaffen werden. Ein 18 Monate langer Übergangsprozess soll schließlich in freie und faire Wahlen münden. Dabei stehen der Erhalt der syrischen Staatlichkeit und ein Transformationsprozess weg von Assad an oberster Stelle.
Wir setzen zweitens auf die erfolgreiche Ausbildungs- und Ausrüstungshilfe für Peschmerga, Jesiden und andere gemäßigte Gruppen, die sich dem IS entgegenstellen. Dazu werden wir das Mandat für die Ausbildungsmission der Bundeswehr im Nordirak von 100 auf künftig 150 Soldaten erweitern. Und wir stellen bis zu 100 Millionen Euro zur Ertüchtigung von regionalen Partnern bereit. Mithilfe der Luftunterstützung durch die Anti-IS-Koalition ist es den Peschmerga bereits gelungen, den IS aus Städten wie Kobane und Sindschar zu vertreiben. Das zeigt: Es ist möglich, den IS militärisch zurück zu drängen.
Drittens müssen die Finanzquellen des IS ausgetrocknet werden. Der UN-Sicherheitsrat hat schon im Februar 2015 beschlossen, dass alle Staaten Geldtransfers an den IS unterbinden müssen. Dies hat er mit Resolution 2249 nochmals bekräftigt. Deutschland hat das schon umgesetzt und einen eigenen Straftatbestand der Terrorismusfinanzierung geschaffen. Jetzt müssen alle anderen Staaten, insbesondere diejenigen in der arabischen Welt, ebenfalls alles dafür tun, um die Finanztransfers an den IS zu unterbinden und insbesondere sein Ölgeschäft zu vereiteln.
Viertens werden wir noch entschlossener die IS-Propaganda in den sozialen Netzwerken bekämpfen und in Programme zur Prävention und Deradikalisierung von Jugendlichen investieren.
Fünftens erhöhen wir die humanitäre Hilfe für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien und dem Irak um 400 Millionen Euro auf rund eine Milliarde Euro. Zudem stellen wir im nächsten Jahr 850 Millionen Euro mehr für die Entwicklungszusammenarbeit bereit. Dieses Geld kommt vor allem den Menschen zu Gute, die vor dem IS fliehen.
Das zeigt: Eine Bekämpfung des IS im Rahmen der Vernetzten Sicherheit ist nachhaltig und leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Linderung der Fluchtursachen.
Mit freundlichen Grüßen
Cajus Caesar