Frage an Britta Haßelmann von Andreas G. bezüglich Recht
Sehr geehrte Frau Haßelmann,
als erstes vorne weg; leider habe ich keine passende Kategorie für meine Frage gefunden, ich hoffe dass ist kein Problem!
Mit erschrecken musste ich feststellen, dass die Innenministerkonferenz sich auf NICHTS ausser ein Verbot von "Killerspielen" einigen konnte, welches, mit deutlichen Bezug auf Winnenden, schnellst möglich umgesetzt werden soll. Hierzu habe ich doch einige Fragen:
Warum werde ich als Spieler, 32-jähriger, arbeitender Steuerzahler, Vater eines Kindes so kriminalisiert und als potentieller Amokläufer behandelt?
Sind die Ursachen der Amokläufe nicht wesentlich tiefer zu suchen als auf der Oberfläche, bei Computerspielen (u.a. Leistungsdruck, fehlende Perspektiven, fehlende oder mangelde Betreuung von Kindern und Jugendlichen; nur eine kleine Auswahl die ich, unstudiert wie ich bin, mal eben eruiert habe)?
Warum wird der private Besitz von Waffen nicht verboten? Ich denke es sind bisher keine Menschen durch Maus und Tastatur umgekommen.
Wäre so ein Verbot mit Art2 Abs1 GG zu vereinbaren?
Ich könnte noch eine Reihe weiterer Fragen anhängen, jedoch möchte ich ernstgenommen werden und nicht den Eindruck erwecken, dass ich "an einer inhaltlichen und vor allem konstruktiven Klärung des Sachverhalts kein Interesse" habe.
Abschliessend würde mich noch Interessieren wie sie mich motivieren möchten, dass ich alle vier Jahre mein Recht und auch meine Pflicht wahrnehme, zur Wahl zu gehen. Ich meine, nicht nur dass ich ein potentieller Terrorist ( http://www.dubistterrorist.de/ es wäre nett wenn sie sich dass komplett ansehen!) bin, mit den daraus resultierenden Konsequenzen, nein, jetzt bin ich auch noch Amokläufer!
Welches Schwein wählt seinen eigenen Schlächter? Warum sollte ich also wählen gehen, wenn die Politik die hier in Deutschland gemacht wird, häufig doch sehr an den Menschen vorbei geht?
Trotz allem MfG A.Gorkisch
Sehr geehrter Herr Gorkisch,
zu Ihrer Frage möchte ich wie folgt antworten.
Schreckliche Gewaltausbrüche junger Menschen wie in Erfurt oder Emsdetten lassen sich nicht eindimensional erklären. Wir plädieren für eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Ursachen. Strengere Verbote jedenfalls können solche Amokläufe nicht verhindern. Wer dies behauptet, will die Menschen in die Irre führen. Soziale und psychische Probleme und der allzu leichte Zugang zu Waffen spielen nach unserer Überzeugung eine wichtige Rolle. Beide Täter in Erfurt und Emsdetten haben sich in ihrer Freizeit nachweislich exzessiv mit realen Waffen beschäftigt.
Wir haben einen großen bildungs- und gesellschaftspolitischen Nachholbedarf. Die Medienkompetenz, also der kritische und selbstbewusste Umgang von Jugendlichen und Erwachsenen mit Medien, muss konsequent ausgeweitet werden. Vor allem in der Schulpolitik haben die Bundesländer hier ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Notwendig ist auch eine „Kultur des Hinsehens“ und das Wahrnehmen von Erziehungsverantwortung.
Wir sind uns mit allen ExpertInnen darin einig, dass Maßnahmen wie z. B. ein pauschales Verbot von sogenannten Killerspielen keinen besseren Jugendschutz bieten könnten. Im internationalen Vergleich braucht sich Deutschland mit seinen strengen Jugendschutzregeln keinesfalls verstecken. Wir brauchen keine Gesetzesverschärfungen, stattdessen müssen die bestehenden Regeln konsequent umgesetzt werden. Dies gilt insbesondere aufgrund der wachsenden Bedeutung des Internet, das an Landesgrenzen nicht Halt macht. Was in Deutschland verboten ist, ist es in anderen Ländern noch längst nicht. Mediale Gewalt lässt sich durch Gesetze allein nicht aus den Kinderzimmern verbannen. Zudem fehlt bei uns eine wirksame Förderung qualitätsvoller Computerspiele, wie es sie in anderen Ländern längst gibt.
Mit freundlichen Grüßen
Britta Haßelmann