Frage an Britta Ernst von Frank K. bezüglich Bildung und Erziehung
Liebe Frau Ernst,
bei allen Experimenten, die sie bei der Schulpolitik vorhaben, würde ich mir gerne eine Frage erlauben.
Sie haben Ihr Abitur geschafft und ich vermute auf einem normalen Gymnasium und ich vermute ebenfalls mit Schule auch am Samstag. Ihr Mann hat sein Abitur geschafft, vermutlich unter ähnlichen Voraussetzungen. Ich, Jahrgang 62, bin Samstags zur Schule gegangen und habe auf einem ganz normalen Gymnasium mein Abitur gemacht.
Warum sollten das die Kinder von heute nicht schaffen?
Wird nicht ständig an globalen abstrakten Konzepten gebastelt anstatt jeder Schule mehr individuelle Möglichkeiten zu geben auf irgendwelche eventuellen Probleme einzugehen? Ein Gymnasium in Blankenese hat nun mal andere Sorgen als eine Gesamtschule in Altona.
Gruß
Sehr geehrter Herr Knauer,
ich habe tatsächlich noch Samstagunterricht in der Grundschule gehabt, dieser wurde dann um 1970/71 herum in ganz Hamburg für alle Schulen abgeschafft. Ich habe die dann unterrichtsfreien Wochenenden mit meinen Eltern sehr genossen. Das Problem der auf 12 Jahre verkürzten Gymnasialzeit liegt darin, dass seit Ihren und meinen Schulzeiten der Schulstoff kontinuierlich mehr wurde, dass mit der Einführung der verkürzten Gymnasialzeit der Stoff aber nicht gekürzt wurde, sondern sogar noch etwas drauf gepackt wurde. Die neuen Bildungspläne treten erst zum Herbst dieses Jahres in Kraft, viel zu spät. Die schwerste Last haben die Kinder in den Klassenstufen 5 - 8 zu tragen. Die Gymnasien haben eine Stundentafel von 34 Wochenstunden, dazu kommen Hausaufgaben und Vorbereitungen auf die nächste Klassenarbeit. Summa summarum hat ein Zwölfjähriger eine Arbeitswoche wie ein Erwachsener. Das kann nicht der Sinn von Schule sein.
Kinder und Jugendliche brauchen auch Zeit für ihre Freunde, für Sport, Musik oder ganz einfach auch mal für das Nichtstun. Eltern wollen und sollen am Wochenende Zeit mit ihren Kindern verbringen. Ich halte es für falsch, Kinder komplett zu verplanen. Ich bin gegen Samstagsunterricht, schon allein deshalb, weil die Kinder schließlich auch am Wochenende Hausaufgaben aufbekommen oder sich zumindest auf die nächsten Klassenarbeiten vorbereiten müssen. Das sollte reichen. Ich bin aber sehr dafür, den Stoff der 12 Schuljahre genau anzuschauen und dann auch zu entscheiden, was verzichtbar ist und sich auf Bundesebene um eine gemeinsam Verringerung der Stundenzahl zu bemühen.
Mit freundlichen Grüßen
Britta Ernst