Frage an Britta Ernst von Renate G. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Ernst,
Meine Tochter geht zur Zeit in die 4. Klasse der Chemnitzschule in Altona. Nun steht der Schulwechsel bevor. Ich bevorzuge als Schulform die Gesamtschule, suche aber, auch auf Anraten der Lehrer , eine Schule mit gymnasialer Oberstufe. Da meine Tochter einen französisch-spachigen Vater hat, möchten wir auch gern, dass sie eine Schule besucht, auf der sie ab Klasse 7 Französich lernen kann. Damit scheidet die GS Bahrenfeld aus. In die Max-Brauer-Schule zu kommen, ist auch nahezu unmöglich, zumal dieses Konzept für meine Tochter von den Lehrer nicht empfohlen wurde. Auch bei der GS Blankenese fallen wie nach Auskunft eines Lehrers am Tag der offenen Tür unter das Ausschlusskriterium "örtliche Nähe". Bleibt nur die Ida-Ehre GS.
Ich möchte meine Tochter auf keinen Fall in eine Integrierte Haupt-und Realschule schicken. Sie hat sich im letzten Schuljahr gut entwickelt (als ehemaliges "Frühchen" hatte sie in einigen Bereichen Entwickungsverzögerungen) und ist jetzt sogar Klassensprecherin. Sie hat aber trotzdem noch Unsicherheiten und das soziale Klima ist sehr wichtig.
Im letzten Schuljahr sollen etliche Eltern, die sich für die Max-Brauer GS, GS Blankenese und Rudolf-Ross GS (die aber wegen des sprachlichen Profils für uns ebenfalls nicht in Betracht kommt) entschieden hatten, keine der drei Wunschschulen bekommen haben.
Dass es überhaupt die Möglichkeit, nach der Anmelderunde ohne Schule da zu stehen, schockiert mich und bereitet mir große Sorge. Es kann doch nicht angehen, dass die Kinder unseres Stadtteils, wenn sie denn keine Gymnasialempfehlung haben, auf eine HR-Schule müssen und darauf vertröstet werden, dass ja die Stadtteilschule ohnehin komme. wo bleibt da die viel beschworene Wahlfreiheit der Eltern?
Liebe Frau Ernst, ist Ihnen diese prikäre Situation unseres Stadtteils bekannt ? Welches Vorgehen empfehlen sie mir, um auch für meine Tochter eine wirkliche Schulwahl treffen zu können?
Mit freundlichen Grüßen, Renate Götze
Sehr geehrte Frau Götze,
ich kann Ihre Sorgen gut nachvollziehen und kenne auch die Ausgangslage in Altona gut. Alle Eltern erkundigen sich zurzeit, welche Schule einen guten Ruf hat. Das führt dazu, dass auch bei der nächsten Anmelderunde im Februar 2008 einige begehrte Schulen viel mehr Anmeldungen haben werden als sie Schülerinnen und Schüler aufnehmen können.
In Hamburg gilt der Elternwille mit der einen Einschränkung, dass schon aus Kapazitätsgründen nicht jedes Kind an der Wunschschule aufgenommen werden kann. Der Elternwille ist nach dem Hamburgischen Schulgesetz jedoch bindend für die Frage der Schulform. Wenn Sie Ihre Tochter z. B. für eine Gesamtschule anmelden, so werden Sie eine Gesamtschule genannt bekommen.
Die Hamburger Schulstruktur soll jedoch geändert werden, allerdings unterscheiden sich die Konzepte der Parteien, so dass in der Tat die Wählerinnen und Wählern im Februar auch ein Votum über die künftige Schulstruktur geben werden. Die SPD tritt für gut ausgestattete Stadtteilschulen als Ganztagsschulen ein. Die SPD will Haupt-, Real- und Gesamtschulen zu Stadtteilschulen weiterentwickeln, die als Ganztagsschulen geführt werden und die alle einen direkten Zugang zum Abitur anbieten - nach 13 Jahren. Auch Gymnasien sollen Stadtteilschulen werden können, allerdings ist dafür Voraussetzung, dass die Eltern diesen Weg auch mit gehen wollen. Die Hamburger Schulen werden sich also verändern. Wir wollen ein Schulsystem schaffen, in dem der Bildungsweg nicht früh festgelegt wird, um allen Kindern besser gerecht zu werden.
Eine so veränderte Schulstruktur würde Ihnen die Entscheidung eventuell leichter machen, da alle Schulen direkt zum Abitur führen, die Gymnasien nach 12 Jahren und die Stadtteilschulen nach 13 Jahren. So kann länger offen gehalten werden, welcher Abschluss angestrebt wird.
Leider ist vom CDU Senat bisher wenig über die Umsetzung der Beschlüsse der Enquete-Kommission zu hören, die sich ja mehrheitlich für Stadtteilschulen ausgesprochen hat. Das verstärkt natürlich die Unsicherheit vor Ort. Die SPD will eine regionale Schulentwicklung, um vor Ort die besten Lösungen für die Stadtteile zu finden. Daher haben wir in die letzte Bürgerschaft am 12./13. Dezember einen Antrag eingebracht, in dem wir die notwendigen Voraussetzungen für die Einrichtung von Stadtteilschulen benannt haben:
- eine regionale Schulaufsicht
- das Offenlegen regionaler Schuldaten
- der Beginn einer Entwicklungsplanung
- die Einberufung örtlicher Bildungskonferenzen
- ein konkreter Zeitplan, auf den sich alle einstellen können.
Die richtige Schule zu finden, ist nicht leicht. Trotzdem empfehle ich, sich ein persönliches Bild von verschiedenen Schulen zu machen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Die Tage der offenen Tür sind ja auch dafür da, sich diesen Eindruck zu verschaffen. Liebe Renate Götze, rufen Sie mich auch gern direkt an (30 68 23 0), um über die Situation in Altona zu sprechen.
Mit freundlichen Grüßen
Britta Ernst