Frage an Birgit Collin-Langen von Sarah Z. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Collin-Langen,
wie Sie sicherlich mitbekommen haben sind auf verschiedensten sozialen Medien Videos und Posts mit dem #saveyourinternet viral gegangen.
Auch ich schreibe Ihnen bezüglich der bevorstehenden Abstimmung über die Richtlinie der Europäischen Kommission zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt.
Ich selbst bin YouTuberin mit über 32.000 Abonennten. Ich betreibe einen Kanal für Kinder.
Diese haben mich in den Kommentaren zu dem Thema #saveyourinternet befragt. Viele haben große Angst, dass ihnen alles, was sie kennen, genommen wird. Für den einen oder anderen mag das vielleicht komisch klingen, aber die Kinder und Jugendlichen verbringen sehr viel Zeit auf den sozialen Plattformen, denn dort findet das heutige Leben statt.
Mit dem Artikel 13 soll die Kreativität gefördert werden, aber genau das Gegenteil wird der Fall sein. Wenn YouTube kleinere Kanäle schließt, aus Angst davor von spezialisierten Anwälten verklagt zu werden, wird genau diese im Keim erstickt.
Kein Bild, keine Marke darf ohne Genehmigung mehr verwendet oder gezeigt werden. Wo bleibt da noch die künstlerische Freiheit? Was ist mit den Künstlern und kreativen Köpfen der neuen Medien, die Dinge verwenden und verfremden? Werden diese nicht gleichbehandelt wie die Künstler, die eigentlich geschützt werden sollten? Was ist mit Satire, Infovideos oder Comedyfilmen? Für viele Kinder und Jugendliche bedeutet das, dass sie ihre "Idole" und Vorbilder verlieren, Anregungen durch DIY Bastel-, Koch- oder auch Lernvideos verschwinden und vielleicht auch Internetfreundschaften verlieren, die innerhalb der Communities entstanden sind. Als "Nicht-Nutzer" dieser Medien ist das wahrscheinlich schwer nachzuvollziehen, aber ich kann sagen, dass all das eine drastische Auswirkung auf die junge Generation haben wird, die sich absolut machtlos fühlt! Viele haben Angst und fühlen sich in ihren Rechten beschnitten...und sie wissen nicht was sie tun sollen.
Beste Grüße
Z.
Sehr geehrte Frau Zanzarah,
zuerst einmal möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Anfrage bedanken.
Die Meme, Zitier- und Parodiefreiheit etc. und deren Gültigkeit sind nicht von Artikel 13 betroffen. YouTuber bzw. Nutzer von Online-Plattformen werden auch in Zukunft weiterhin das tun dürfen, was sie heute tun, nämlich kreative Inhalte hochladen.
Ziel der Reform des Urheberrechts ist es, die Position derjenigen zu stärken, die die Rechte an kreativen Werken besitzen und darüber mit großen Online-Plattformen verhandeln müssen. Das neue EU-Gesetz soll ihnen eine bessere Vergütung für die Nutzung ihrer kreativen Inhalte ermöglichen. Derzeit bleibt die Wertschöpfung weitestgehend bei den Plattformen.
Wie das Ziel erreicht werden soll, die Situation der Urheber und Rechteinhaber zu verbessern, darin unterscheiden sich die Positionen des Europäischen Parlaments und der EU-Mitgliedstaaten. Die Verhandlungen zwischen den Mitgesetzgebern sind noch im Gange. Ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden werden, die für alle akzeptabel ist und ein ausgewogenes Ergebnis für alle Beteiligten gewährleistet.
Es wurde in der Öffentlichkeit sehr viel Stimmung gegen diese Reform gemacht. Ich gehe aber nicht davon aus, dass youTube als international aufgestelltes Unternehmen kleinere Kanäle aus Angst vor spezialisierten Anwälten schließen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Birgit Collin-Langen