Portrait von Birgit Collin-Langen
Birgit Collin-Langen
CDU
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Birgit Collin-Langen zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Ines R. •

Frage an Birgit Collin-Langen von Ines R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Collin-Langen,

in der EU wurden bisher die Bemühungen zur Kennzeichnung von hohen Zuckergehalten in Lebensmitteln zur Unterscheidung von gesünderen Lebensmittel blockiert. Wir Verbraucher haben nicht die Möglichkeit schnell und einfach ungesunde Lebensmittel zu finden, da oft irreführende Werbung geführt wird.

Die EU möchte nun weiter deregulieren und das Nährwertprofil der WHO nicht weiter verfolgen.

Werden Sie sich gegen die Abschaffung der Nährwertprofile in der Health-Claims-Verordnung (gegen Punkt 47 der REFIT-Resolution "Regulatory Fitness and Performance Programme (REFIT): state of play and outlook") einsetzen?

Setzen Sie sich dafür ein das Lebensmittel in Zukunft gut gekennzeichnet werden?

Vielen Dank für Ihre kurze Rückmeldung

Portrait von Birgit Collin-Langen
Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Rückert,

zuerst einmal möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Frage auf abgeordnetenwatch.de
bedanken.
Auch mir ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig, daher kann ich Ihre
Bedenken sehr gut verstehen.
Ich werde Ihre Fragen im Folgenden nacheinander beantworten:

"Wir Verbraucher haben nicht die Möglichkeit schnell und einfach ungesunde
Lebensmittel zu finden, da oft irreführende Werbung geführt wird".

Mit der ab Dezember 2016 in Kraft tretenden neuen
Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) sollte es für den Verbraucher einfacher
sein, ungesunde von gesunden Lebensmitteln zu unterscheiden. Die LMIV sieht
verpflichtende Nährwertkennzeichnungen für Lebensmittel vor. Aus Gründen der
Vergleichbarkeit müssen die Nährwertangaben dann immer pro 100g bzw. 100ml
des Produktes gemacht werden. So können Verbraucher auf einen Blick erkennen,
wieviel Zucker, Salz, Fett und beispielsweise Kalorien in den Produkten enthalten
sind. Und man kann ähnliche Produkte von unterschiedlichen Herstellern leichter
vergleichen. Es wird für den Verbraucher also einfacher, gesunde Produkte zu
finden. Darüber hinaus regelt Artikel 7 der LMIV detailliert das Verbot irreführender
Werbeaussagen bei Lebensmitteln.

"Die EU möchte nun weiter deregulieren und das Nährwertprofil der WHO nicht weiter verfolgen".

Die von Ihnen angesprochenen Werte der WHO beziehen sich auf Nährwertprofile
für Kinder. Es handelt sich dabei um Empfehlungen, die sich ausschließlich auf die
Bewerbung von Produkten, die für Kinder auf den Markt gebracht werden, beziehen.
Hier sollen die Nährwertprofile vor allem als Grundlage dienen, um Werbung für
Produkte mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt für Kinder zu verbieten. Eines der
größten Probleme bei der Umsetzung dieser Empfehlung der WHO Nährwertprofile
ist, die Einordnung von Produkten, die tatsächlich nur für Kinder bestimmt sein sollen
und für die es dann auch keine Werbung geben darf.
In meinen Augen liegt hier also von Seiten der EU keine weitere Deregulierung vor,
da allgemeingültige Nährwertprofile noch nicht existieren. Die Umsetzung der LMIV
wird jedoch eine einheitliche Nährwertkennzeichnung in der EU schaffen und ein
Verbot irreführender Werbeaussagen für Lebensmittel einführen.

Werden Sie sich gegen die Abschaffung der Nährwertprofile in der Health-ClaimsVerordnung (gegen Punkt 47 der REFIT-Resolution "Regulatory Fitness and
Performance Programme (REFIT): state of play and outlook") einsetzen?

Ich werde mich nicht gegen die Abschaffung von Nährwertprofilen in der HealthClaims-Verordnung einsetzen. Ernährungswissenschaftler lehnen das Konzept der Nährwertprofile schon lange ab, da Grenzwerte für einzelne Produkte erstellt werden. Da sich niemand den ganzen Tag nur von einem Lebensmittel ernährt, sollen sich Empfehlungswerte für die maximale tägliche Zufuhr von Nährstoffen auf die gesamte Tagesration beziehen. Deshalb sind Nährwertprofile wissenschaftlich gesehen nicht überzeugend.

Setzen Sie sich dafür ein das Lebensmittel in Zukunft gut gekennzeichnet werden?

Ich werde mich auch weiterhin dafür einsetzen, dass die LMVI umgesetzt wird. So sieht die LMVI unter anderem auch vor, dass wahrheitsgetreue Informationen in einem gut lesbaren Format auf den Produkten zu finden sind.
In meinen Augen ist es jedoch auch wichtig, dass Defizite im Ernährungswissen der Bevölkerung aufgearbeitet werden. Nur so können diese Informationen auch verstanden, richtig bewertet werden und so zu einer gesünderen Ernährung beitragen.

Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen beantworten konnte.

Mit freundlichen Grüßen,
Birgit Collin-Langen