Sehr geehrter Herr Djir-Sarai, wie begründen Sie Ihre Aussage "Wenn Sie ein Elektroauto haben, dann spielt es keine Rolle, wenn Sie 140 fahren, denn da sind keine CO2-Emissionen"?
Vielen Dank für Ihre interessanten Wortbeiträge als Generalsekretär der FDP bei „Markus Lanz“ am 26. Mai 2022.
Wie begründen Sie Ihre Aussage vor dem Hintergrund der folgenden Daten?
Im Jahr 2021 betrug der CO2-Emissionsfaktor für den Strommix in Deutschland 420 g/kWh (Q1). Da bei einer Reduzierung des Stromverbrauchs v.a. die Braunkohleverstromung reduziert werden kann, ist ein Emissionswert von 1093 g CO2/kWh zu berücksichtigen (Q2).
Auch bei einem E-Auto hängt der Energieverbrauch von der Geschwindigkeit ab. Bei einer Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit von 120 km/h auf 160 km/h nimmt z.B. für den Hyundai Ioniq der Stromverbrauch um über 50 % zu. (Q3)
Quellen:
1) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38897/umfrage/co2-emissionsfaktor-fuer-den-strommix-in-deutschland-seit-1990/
2) https://www.volker-quaschning.de/datserv/CO2-spez/index.php
3) https://www.auto-motor-und-sport.de/tech-zukunft/alternative-antriebe/elektroauto-verbrauch-reichweite-ladegeschwindigkeit
Sehr geehrte Frau S.
danke für Ihre Frage. Natürlich spielt auch bei einem Elektroauto die Geschwindigkeit eine Rolle für den Energieverbrauch. Jedoch stößt ein batteriegetriebenes Elektroauto im Unterschied zu einem Verbrennungsmotor bei der Fahrt keine CO2–Schadstoffe aus. Das wollte ich mit dem erwähnten Zitat verdeutlichen. Völlig richtig ist aber auch, wie von Ihnen dargestellt, dass Elektroautos nicht „umsonst“ fahren und durch Ihren Stromverbrauch (im Moment noch) fossile Energieträger begünstigen. Ein Elektroauto verfehlt seinen Zweck, wenn es zwar keine direkten CO2 Emissionen produziert, jedoch mit Strom geladen wird, welcher mit fossilen Brennstoffen hergestellt wurde.
Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dass wir den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland schnellstmöglich vorantreiben und unser Stromnetz unabhängig von fossilen Energieträgern machen. Im Koalitionsvertrag haben wir uns dazu ambitionierte Ziele gesetzt. Wir wollen unseren Energiebedarf im Jahr 2030 bereits zu 80% aus erneuerbaren Energien decken. Um dieses Ziel zu erreichen wollen wir unter anderem auch die Planungs- und Genehmigungsverfahren für neue Energieerzeuger vereinfachen und beschleunigen. Solar- und Windkraft sind dabei die entscheidenden Stichworte.
Auch wenn uns der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zu neuen Bewertungen unserer Energieversorgung zwingt, dürfen wir dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit einer technologieoffenen Grundhaltung und dem Erfindergeist deutscher Ingenieurinnen und Ingenieure auch diese Herausforderung meistern werden.
Mit freundlichen Grüßen
Bijan Djir-Sarai