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Bettina Jarasch
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Klaus B. •

Frage an Bettina Jarasch von Klaus B. bezüglich Jugend

Hallo Bettina.

Gibt es einen Gott in Deinem Leben? Welche Bedeutung hat Religion für Dich in der Politik, der Erziehung und der Gesellschaft?

Mit besten Grüßen

K. B.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Hallo K. B.,

ich bin katholisch, das gehört zu meiner Identität und ich gehe damit transparent um, indem ich beispielsweise mein Engagment in der katholischen Kirche und die Mitgliedschaft im ZDK in meiner Kurzbiographie erwähne. Für mich ist die Würde jedes einzelnen Menschen ein zentraler Wert, der mich auch in meinem politischen Handeln anleitet. - Und die Art und Weise, wie Bündnis 90/DIE GRÜNEN für Menschenrechte und Bürgerrechte streiten, wie sie die Bedürfnisse und die Chancen jedes einzelnen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Sozial- und Bildungspolitik stellen, war für mich ein Grund, mich für diese Partei zu entscheiden.

Bündnis 90/Die Grünen sind eine säkulare Partei. Wir machen keine weltanschauliche oder religiöse Politik und wir treten für einen säkularen Staat ein, der weltanschaulich neutral ist. Jeder und jede muss die Freiheit haben, den eigenen Glauben zu leben, keinen Glauben zu haben oder gemeinsam einen Glauben zu pflegen. Das ist Teil der offenen Gesellschaft. Wir sind die Partei, in der Atheisten für Strenggläubige streiten, Moslems für Säkulare und Christen für Juden.

Zum Religionsunterricht haben wir keine Position der Partei verabschiedet, aber es gibt gerade eine intensive Debatte über diese Frage. Für mich geht es im Blick auf den Religionsunterricht erstens darum, seine zivilisierende Funktion zu stärken: Ein Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, statt in privaten Hinterhöfen, der offen für die kritische Reflexion und die Auseinandersetzung mit anderen Positionen ist, kann Kinder und Jugendliche zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern machen und gegen Radikalisierung immunisieren. Zweitens kann Religionsunterricht Schülerinnen und Schüler fit machen für das Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit der eigenen religiösen Identität bzw. der religiösen Identität der Eltern und der religiösen Tradition der eigenen Familie braucht Lehrkräfte bzw. Bezugspersonen, die dieses Bekenntnis authentisch vertreten anstatt lediglich mit der gebotenen wissenschaftlichen Distanz darüber zu dozieren. Und es gehört zum Aufwachsen dazu, sich mit der Frage nach Gott auseinanderzusetzen - egal ob man sich für oder gegen ein Glaubensbekenntnis entscheidet.

Zugleich gibt es ein wachsendes Bedürfnis nach einem Fach, in dem unabhängig vom eigenen Bekenntnis über Wertefragen gesprochen, Urteilsfähigkeit gestärkt und auch Wissen über Religionen und Weltanschauungen vermittelt wird. Ethik und Religionskunde gehören an die Schulen, und sie sind mehr als ein Ersatzfach für die Nicht-Religiösen. Meine Partei wird ihren Beitrag zu dieser Debatte leisten; wir haben soeben einen Diskussionsprozess begonnen mit dem Ziel, grüne Leitsätze für Religionsunterricht, Ethik und Religionskunde zu entwickeln.

Mit herzlichen Grüßen,
Bettina Jarasch

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