Frage an Bettina Hagedorn von Donald P. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Hagedorn,
mit Ihrer Antwort hinsichtlich meiner Frage, warum in Deutschland keine PKW-Maut eingeführt wird ,haben Sie mir keineswegs geholfen.
Vielmehr unterstellen Sie mir, ich würde den besagten Verkehrsminister in eine Reihe mit "Nazigrößen" stellen. Das ist ein Zeichen von politischer Ignoranz, böswilliger Unterstellung sowie mangelnder Vergangenheitbewältigung. Es ist typisch für einen Teil unserer "Volksvertreter" kritische Bürger in eine bestimmte Ecke zu stellen ,um sie damit mundtot zu machen.
Des weiteren sind Sie der Meinung, dass ich den Sinn der Steuerabgaben nicht verinnerlicht habe. Hier gebe ich Ihnen teilweise recht. Das ein Staat Steuern benötigt ist nicht von der Hand zu weisen; welche Art von Steuern dem Bürger jedoch abverlangt werden, können m.E`s. Millionen von Bürgern ebenfalls nicht verinnerlichen. Hinsichtlich des Einsatzes der Steuern z.B. für den Straßenbau machen Sie sich doch unglaubwürdig, wenn man in der Zeitung liest, dass die Gefahr besteht in Schleswig-Holstein Straßen zu sperren, da die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht mehr ausreicht ,auf diesen teilweise verkehrsunsicheren Straßen zu fahren.
Nun jedoch zurück zur PkW Maut. Hier haben Sie meine Frage nicht befriedigend beantwortet, sondern nur nachgeplappert, was die CDU/CSU/FDP/Grüne und der ADAC von sich gegeben haben. Wenn Sie sich die Meinung des ADAC zu eigen machen, dass der Vignettenverkauf an die ausländischen Autofahrer nicht einmal die Verwaltungs- und Organisationskosten deckt, kann ich , gelinde gesagt, nur schmunzeln, denn mein Vorschlag war, dass alle Autofahrer, wie in den benachbarten Ländern Österreich, Italien, Frankreich ect., diese Gebühr zahlen sollten; die dann, wenn nicht, wie in Deutschland üblich für alles ein riesiger Verwaltungsapparat geschaffen wird, zusätzlich zu den KfZ-Steuer in die Saatskasse fliessen und dann zweckgebunden für den Strassenbau eingesetzt werden können. Zu einfach?
Oder nicht wahlwirksam?
MfG
D.Pape
Sehr geehrter Herr Pape,
schade, dass Sie auf meine sehr detaillierte Beantwortung Ihrer ersten Anfrage zur von Ihnen befürworteten Einführung einer PKW-Maut in Deutschland nicht ernsthaft eingehen. Ich werde mich jetzt kürzer fassen, da ich nicht den Eindruck gewinnen konnte, dass Sie sachlichen Argumenten gegenüber offen sind. Wichtig ist mir jedoch zu betonen, dass ich Ihnen -- wie jedermann auf Abgeordnetenwatch nachlesen kann -- zu keinem Zeitpunkt unterstellt habe, Sie hätten Bundesverkehrsminister Herrn Wolfgang Tiefensee in die Nähe von Nazigrößen gerückt. Allerdings haben Sie die Politik von Verkehrsminister Tiefensee -- insbesondere seine Ablehnung der von Ihnen gewünschten Einführung einer PKW-Maut - als "Vergehen am Deutschen Volk" bezeichnet. Diese Wortwahl ist für mich eine unakzeptable Diffamierungen Ihrerseits, die für sich selbst spricht. Ebenso haben Sie die Steuerpolitik in Deutschland als "Habgier" des Staates und den Steuerzahler als "deutschen Michel" bezeichnet -- diese Sätze zeigen aus meiner Sicht eine abschätzige Einstellung gegenüber unserem demokratischen Sozialstaatsmodell, die ich sehr kritisch sehe.
In Ihrer erneuten Anfrage zum Thema PKW-Autobahn-Maut schreiben Sie am Ende provokativ: "Zu Einfach? Oder nicht wahlwirksam?" Diese Fragen beantworte ich knapp mit: Weder noch! Ihr Vorschlag zur Pkw-Maut ist schlicht nicht zielführend und weder im Bundestag noch im Bundesrat (und beide Gremien müssten zustimmen) mehrheitsfähig. Macht es Sie gar nicht nachdenklich, dass -- nach meiner Kenntnis -- keine einzige der fünf im Bundestag vertretenen Parteien Ihre Vorschläge unterstützt? Persönlich bin ich -- wie ich Ihnen bereits dargelegt habe -- vor allem auch deshalb GEGEN eine PKW-Maut in der von Ihnen vorgeschlagenen Form, weil sie gegenüber der heutigen Praxis Vielfahrer bevorzugt und damit für die Bürger ungerecht und für den Klimaschutz kontraproduktiv ist.
Sie suggerieren in Ihrer Anfrage, dass eine PKW-Maut auf Autobahnen ein probates Mittel sein könnte, um den schlechten Ausbauzustand mancher Straßen in den Städten, Kreisen und Bundesländern zu beheben. Das aber ist falsch. Eine Autobahnvignette ist zwar zweckgebunden -- d.h. eventuelle Einnahmen (bereits in meiner ersten Antwort habe ich erläutert, dass die Pkw-Maut auf Autobahnen allerdings durch den Verwaltungsaufwand zu Mehrkosten führt) wären ganz klar dem Straßenbau zuzuführen. Jedoch: Diese Maut wäre eine Gebühr auf Bundesebene - das bedeutet, dass sie auch nur für Verkehrsausgaben des Bundes wie Autobahnen und Bundesstraßen verwendet werden dürfte. Sie sprechen pauschal die schlechte Situation der Straßen in Schleswig-Holstein an -- da müssten Sie schon konkrete Beispiele nennen. Wir haben überwiegend Landes- und Kreisstraßen und solche, für die Städte und Gemeinden verantwortlich sind. Falls Sie bestimmte Straßen für unakzeptabel halten, sollten Sie sich an die jeweils zuständigen Verantwortlichen in der Gemeinde-, Stadt-, Kreis- oder Landespolitik wenden und dort Ihr Anliegen vortragen. In allen Kommunalparlamenten gibt es vor den Gremiensitzungen auch Bürgerfragestunden, wo man solche Anliegen konkret und öffentlichkeitswirksam vortragen kann (und konkrete Antworten erhält). Mit dem Konjunkturpaket, das am 14.Januar in erster Lesung im Bundestag beraten wurde, erhalten auch Schleswig-Holstein und die Städte und Gemeinden im Norden 3stellige Millionenbeträge, um die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern. Bereits mit dem Haushalt 2009 im November hat der Bundestag beschlossen, nicht nur die Mehreinnahmen aus der Lkw-Maut in die Verkehrsinfrastruktur des Bundes zu investieren, sondern zusammen mit dem Maßnahmenpaket der Bundesregierung für Wachstum und Beschäftigung insgesamt ZUSÄTZLICH 2 Milliarden Euro bis 2010. Sie sehen also, wir investieren sehr viel Geld, um die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern und so weiterhin sichere Straßen zu gewährleisten.
Eine Autobahn-Maut für Pkw bleibt dafür der vollkommen falsche Weg. Die Autobahnvignette ist nicht entfernungs- sondern zeitgebunden, sie bevorzugt Vielfahrer enorm und sie erreicht nicht den nichtwirtschaftlichen Pkw-Verkehr, der sich nach den Autobahnen auf das regionale Straßennetz verteilt. Die Lkw-Maut führt vor allem deshalb zu großen Einnahmen, weil in Deutschland als europäischem Transitland 35% der Lkw ausländischer Herkunft sind. Die ausländischen Pkw machen jedoch nur 5% des gesamten Verkehrsaufkommens von Pkw auf deutschen Straßen aus. Dass die Kosten der Mauteinführung für PKW höher als ihre Einnahmen wären, ist ein Fakt und nicht - wie Sie schreiben - lediglich eine Einzelmeinung des ADAC. Die Sachverhalte, die bei diesem Thema zu berücksichtigen sind, gestalten sich kompliziert und keinesfalls so einfach, wie Sie es in den letzten Zeilen Ihres Schreibens behaupten.
Mit freundlichen Grüßen
Bettina Hagedorn