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Bettina Hagedorn
SPD
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Frage von Willi E. •

Frage an Bettina Hagedorn von Willi E. bezüglich Wirtschaft

Was halten Sie von einer Hierarchischen Demokratie?
Das Fundament eines jeden Staates sind die Produktionsbetriebe, dort werden die volkswirtschaftlichen Werte erschaffen.
Betriebs- und Unternehmensleiter führen die Belegschaften der Produktionsbetriebe.
Wenn die Betriebsangehörigen diesen Personenkreis in die Parlamente entsenden,
finden wir dort einen erstrangig-qualifizierten Bevölkerungsteil wieder.
Die Arbeiter würden eine Perspektive erkennen und alle anderen auch.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Eichholz,

Sie fragen mich, was ich von der Hierarchischen Demokratie halte? Nichts! Ich finde unsere jetzige Form der Demokratie hervorragend. Sie hat meines Erachtens nach den Lehren aus der Vergangenheit (Weimarer Verfassung) angemessen Schlüsse gezogen. Zu Recht schreibt sie aktives und passives Wahlrecht vor, wodurch die Qualität der Parlamente in der Hand des Volkes und seiner Bereitschaft sich aktiv einzubinden und zu beteiligen liegt. Es steht jedem Bürger offen sich aktiv an der Politik zu beteiligen. Auch die von Ihnen hervorgehobene Bevölkerungsgruppe kann diese Initiative ergreifen und sich aktiv an der Politik beteiligen.

In Ihrem Schreiben beschreiben Sie Ihre Eindrücke von der Stellung und Bedeutung von Betriebs- und Unternehmungsleitern in der Gesellschaft. Sie schlagen vor, die Betriebsangehörigen sollten diese Vertreter in die Parlamente entsenden, um die Arbeiter, aber auch das gesamte übrige Volk, zu regieren. Aus ihrer Anfrage wird mir jedoch nicht ersichtlich, warum dies ausschließlich dem Fachpersonal von Betrieben und Unternehmen gelingen kann. Sie wünschen fachspezifisches Personal, doch auch die vorgeschlagenen Vertreter können nicht alle Wissenressorts mit der Aufnahme eines politischen Amtes abdecken. Ihre speziellen Interessen könnten ihr politisches Handeln beeinflussen und einschränken, da z.B. die sozialen und ökologischen Gesichtspunkte unter dem Interesse der Unternehmen vernachlässigt oder sogar bewusst ausgeblendet werden könnten. Daher kann ich nicht an eine positive Auswirkung einer Technokratisierung, auch in dieser Art und Weise, glauben. Viel wichtiger ist meiner Auffassung nach jedoch der demokratische Aspekt. In einem solchen System hätten Nicht-Erwerbstätige keinen Einfluss auf das politische Geschehen. Arbeitslosen, Arbeitsunfähigen, Schülern, Auszubildenden, Studenten, Rentnern, Pensionären sowie Arbeitern und Angestellten aus Betrieben, die aufgrund ihrer Struktur oder Größe nicht unter die Anforderungen dieses Systems fallen, würden die politischen Mitgestaltungsmöglichkeiten genommen werden, da sie in keinem der betreffenden Betriebe oder Unternehmen tätig sind. Eine effektive Partizipation ist jedoch unmittelbares Element von Demokratie. Das allgemeine Wahlrecht ist eine großartige Errungenschaft, welche nicht verkannt werden darf. Auch wenn der hochqualifizierte Teil der Bevölkerung mitunter viel für das Gemeinwohl leistet, halte ich nichts von dem von Ihnen vorgeschlagenem System.

Mit freundlichen Grüßen,
Bettina Hagedorn

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