Hallo warum kann man den Genesenenstatus nach 6 Monaten trotz antikörper Werte in Deutschland nicht verlängern? In Österreich ist das ohne Probleme möglich. Vielen Dank
Sehr geehrter Herr S.
die Frage, die Sie mir hier stellen, wird aktuell sehr intensiv und sehr kontrovers diskutiert, wie Sie sicherlich in der Presse verfolgt haben. Dass Genesene künftig länger von der Testpflicht ausgenommen werden sollten, fordert z.B. die Gesellschaft für Virologie (GfV). Neuen Studien zufolge seien Genesene auch zwölf Monate nach einer Infektion noch sehr gut vor einer erneuten Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt.
Wir als Abgeordnete stützen uns - genauso wie das Bundesgesundheitsministerium - auf die Expertise des Robert Koch-Instituts. Kommen von dort neue Empfehlungen, die eine Änderung z.B. des Infektionsschutzgesetzes nötig machen, wird der Gesetzgeber tätig. In diesem Fall allerdings hat das wissenschaftliche Beratungsgremium (also das RKI) noch keine neue Empfehlung herausgegeben. Das RKI ist in vielen Punkten "langsamer" als vergleichbare Einrichtungen in anderen Ländern. Ähnlich verhält es sich hierzulande ja auch mit Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko). Auch diese entscheidet deutlich langsamer als andere vergleichbare Institutionen in anderen Ländern.
Gerade in Deutschland gibt es im Vergleich zu vielen anderen Nationen eine heftigere, intensivere gesellschaftliche Debatte über die Corona-Maßnahmen genauso wie über die Impfungen. Ob das die Geschwindigkeit der Empfehlungen von Stiko und RKI mit bestimmt, kann ich nur spekulieren.
Warum wird also der Genesenenstatus in Deutschland nicht verlängert? Weil es hierfür keine Empfehlung des RKI gibt. Grundsätzlich finde ich die langsamere Vorgehensweise dort aber richtig. Ein Piecks mehr tut kaum weh und in der Abwägung aller Vor- und Nachteile für einen 6- oder 12monatigen Genesenenstatus gilt: im Zweifel für die Gesundheit.
Mit freundlichen Grüßen aus Gemünden nach Gemünden,
Ihr Bernd Rützel, MdB