Frage an Bernd Murschel von Sabine H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Dr. Murschel.
Der Bestand der Artenvielfalt ist bedroht, Blüten bestäubende Insekten und Bienen haben immer größere Probleme zu überleben. Zum einen durch unsere immer monotoner werdende Landschaft und Hausgärten, zum anderen durch den verstärkten Einsatz von Pestiziden. Sollte es nicht möglich sein, dass da das Land, die Bauhöfe der Kommunen und Gemeinden mit gutem Beispiel vorangehen und auf landeseigenen Liegenschaften, wie staatliche Schlösser und Gärten, Staatsdomänen und allen landwirtschaftlich genutzten Liegenschaften im Landesbesitz, keine Pflanzenschutzmittel/Pestizide mehr einsetzen? Kann man nicht verstärkt Nützlinge stattdessen einsetzen? Warum dürfen Pflanzenschutzmittel noch immer in Baumärkten und Discountern (!) an Privatleute, wie z.B. Hobbygärtner, verkauft werden? Die Gefahr einer falschen Lagerung oder Anwendung ist zu groß, gesundheitsgefährdend und nicht kontrollierbar, zumal nur der Verkäufer einen Sachkundenachweis führen muss. Ist es nicht möglich, dass mindestens 10 % der staatlichen, landwirtschaftlichen Flächen Vorrangflächen werden: blühende Ackerstreifen, Altgrasstreifen, Hecken, Feldgehölze etc.? Als Rückzugsflächen, für den Erhalt der Artenvielfalt und als reichhaltiges Nahrungsangebot für Bestäuber und Nützlinge? Warum wird mit hohem Personal- und Maschinen-Aufwand alles sauber gemäht und abgeholzt? Wäre es nicht ein gutes Vorbild für Hobby- und Landschaftsgärtner, wenn in den Gemeinden viel mehr Blühflächen entstehen würden?
Ich hoffe, Sie können mir die Fragen beantworten und Sie verstehen sie als Anregung für die nächste, vor Ihnen liegende, Politikarbeit.
Mit freundlichen Grüßen
S. H.
Heckengäu – Imkerei
NABU Baden-Württemberg
Fachberaterin für Bienen und Pestizide
Sehr geehrte Frau S. H.,
vielen Dank für die Frage, die ich gerne beantworte.
Positiv kann man feststellen, dass die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in den vergangenen Jahren strenger geregelt wurde. Dies betrifft insbesondere die nichtberuflichen Anwender. Über den Nationalen Aktionsplan hinaus setzen wir uns als Grüne für ein Pflanzenschutzreduktionsprogramm ein. Zur Sicherung der Biodiversität haben wir in der Naturschutzstrategie einen vernetzten Ansatz gewählt.
Die fachlichen Schwerpunkte der Naturschutzstrategie Baden-Württemberg 2020 sind:
• die zügige Umsetzung von Natura 2000 als Pflichtaufgabe
• Planung und Umsetzung eins Biotopverbundes auf 10 % der Landesfläche
• die Sicherung der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg einschließlich eines Monitorings
• der Ausbau der naturschutzfachlichen Beratung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe auf der Fläche
• Entwicklung und Umsetzung eines Moorschutzprogrammes
•Verbesserung der Kommunikation und der Öffentlichkeitsarbeit für den Naturschutz
Mit dem Agrarförderprogramm FAKT stärken wir den ökologischen Landbau und den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel. Aktuell diskutiert wird Glyphosat, welches als Totalherbizid häufig in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Aufgrund der wissenschaftlichen Hinweise zur krebserregenden Wirkung von Glyphosat haben viele Baumärkte u.ä. diese Mittel aus dem Verkauf genommen. Für kommunale und landeseigene Flächen unterstütze ich den Ansatz, Unkrautbekämpfung anders zu organisieren, also überwiegend über mechanische Bodenbearbeitung und Pflegemaßnahmen.
Mit freundlichem Gruß
Bernd Murschel