Bernd Lucke
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Frage von Frank E. •

Frage an Bernd Lucke von Frank E. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Lucke,

wie viel Geld hat Deutschland bisher definitiv durch die Eurokrise bezahlt.
Und zwar abzgl. der Einnahmen der zusätzlichen Zinsen und abzgl. der Zinsersparnisse, die Deutschland dadurch hat, dass es sich günstiger Geld leihen kann ?

Wenn Griechenland aus der EU austritt, abwertet und dann die Schulden - welche ja weiter in Euro bestehen - begleicht, wie soll dies mit der schwachen Währung geschehen ? Denn die Gläubiger wollen ihr Geld sicher in Euro wiederhaben ?

Wieso funktioniert die AfD These z.B. nicht bei Estland ? Die Möglichkeit der Abwertung hatte dort negative Folgen.

Bernd Lucke
Antwort von
LKR

Sehr geehrter Herr Essmann,

die erste Frage ist nicht sinnvoll gestellt. Was heißt, "Deutschland" könne sich günstiger Geld leihen? Deutschland besteht nicht nur aus Schuldnern sondern auch aus Sparern. Wie berücksichtigen Sie, dass deutsche Sparer weniger Zinsen für ihr Erspartes bekommen? Und kein Mensch weiß, wie hoch die Zinsen derzeit wären, wenn es keine Euro-Krise gäbe.

Was man sagen kann, ist, dass Deutschland auf 2,6 Mrd Euro an Bundesbankgewinnen zugunsten Griechenlands verzichtet hat. Aber eigentlich entscheidend sind die Verluste, die ökonomisch bereits eingetreten sind, aber noch nicht verbucht wurden. Das betrifft die Kredite an Griechenland und andere südeuropäische Staaten, von denen wir bereits wissen, dass sie nicht vollständig zurückgezahlt werden können. Dennoch erhält die Bundesregierung genau diese Fiktion aufrecht, realisiert die Verlust also nicht.

Wenn Griechenland austritt und abwertet, werten seine Schulden (die in Euro bleiben) auf. Das bedeutet aber nicht, dass Griechenland weniger Schulden zurückzahlen kann, denn seine Wirtschaft belebt sich durch die Abwertung. Dadurch steigen die Steuereinnahmen und der Primärüberschuss im Staatshaushalt. Die erhöhten Steuereinnahmen kumulieren sich über die künftigen Jahre hinweg zu enormen Beträgen, während der Aufwertungseffekt der Schulden ja nur einmal eintritt. Die gesteigerte Schuldentragfähigkeit Griechenlands (die wesentlich von /allen/ künftigen Primärüberschüssen abhängt) kann daher den Aufwertungseffekt der Schulden weit mehr als nur wettmachen.

Was Estland betrifft, verstehe ich Ihre Frage nicht. Das BIP in Estland ist seit 2009 in jedem Jahr stark gewachsen. Ob dies auch nach dem Eintritt in den Euro so weiter geht, steht in den Sternen.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd Lucke