Frage an Bernd Busemann von Bernhard K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Busemann,
ich nehme Bezug auf den Beitrag von Herrn Manfred Hencke und möchte wissen, was Sie zu tun gedenken, um die immense Mehrbelastung von Schülerinnen und Schülern durch die Schulreform künftig zu mindern.
Ich verweise auch auf den Artikel im Spiegel 3/08 "Diebstahl der Kindheit", der genau das beschreibt, was ich mit meinen drei Kindern -davon zwei auf dem Gymnasium- derzeit erlebe.
Bei allem nötigen Respekt, es spricht nicht für den Realitätsinn der von Ihnen vertretenen Politik, wenn die die Verfehlungen einer im Wesentlichen von linken Weltanschauungen geprägten Bildungspolitik, auf dem Rücken der Kinder und Jugentlichen im "Hau-Ruck-Verfahren" korrigiert werden soll. Ich darf Ihnen sagen, dass Sie (die CDU in Nds.) sich damit viele Sympathien bei bürgerlichen Familien (vor allem bei Frauen/Müttern) verscherzen, denen das Fortkommen ihrer Kinder am Herzen liegt. Wie kann es in Ordnung sein, dass ein elfjähriger Schüler eine größeres Arbeitspensum hat, als der durchschnittliche deutsche Arbeitnehmer? Nach meiner Aufassung muss mehr und nicht weniger Geld für die Schulbildung ausgegeben werden. Unser rohstoffarmes Land lebt nämlich von den Leistungen kluger Köpfe!!
Sehr geehrter Herr Kleinermann
Wenn die Schulzeit im Gymnasium von neun auf acht Jahre verkürzt wird, sich aber durch bundesweite Vorgaben der Kultusministerkonferenz die erforderliche Gesamtstundenzahl unverändert bleibt, wird es insgesamt nicht mehr Unterricht und auch nicht schwerer. Die erforderliche Zahl an Wochenstunden erhöht sich von durchschnittlich 30 auf 33. Allerdings geschieht das so in allen Bundesländern, und wir kommen daran nicht vorbei, wenn unsere jungen Leute aus Niedersachsen im nationalen, europäischen oder globalen Wettbewerb um attraktive Arbeitsplätze mithalten sollen. Das ist sicher zunächst stressig für die Schülerinnen und Schüler, aber mit 34 Wochenstunden als höchster Pflichtstundenzahl im 9. Jahrgang noch leistbar. Es gab auch schon Zeiten, in denen Schülerinnen und Schüler 36 Wochenstunden zu bewältigen hatten. Schülerinnen und Schüler, die bisher das Gymnasium erfolgreich durchlaufen haben, werden auch in Zukunft den gymnasialen Bildungsgang erfolgreich abschließen können. Das beweisen die Erfahrungen aus Bundesländern, die das 8-jährige Gymnasium schon länger eingeführt haben wie z.B. Sachsen, Thüringen und das Saarland. Weder besuchen dort prozentual weniger Schüler ein Gymnasium als in vergleichbaren Ländern mit 9-jähriger Gymnasialzeit, noch ist dort die Abiturquote niedriger geworden.
Auf Bundesebene, in der Kultusministerkonferenz, sprechen wir aber schon seit längerem mit den anderen Bundesländern darüber, ob die festgelegte starre Stundengrenze von 265 Jahreswochenstunden für die bundesweite Anerkennung des Abiturs noch so bestehen bleiben muss. Aus der Sicht von mehr Eigenverantwortlichkeit für die Schulen ist mehr Flexibilität auch ohne Niveauverlust- darauf legen wir Wert - hinzubekommen. Bei der letzten KMK ist eine Arbeitsgruppe eingesetzt worden, die daran arbeitet und wohl auch in diesem Jahr zu Ergebnissen kommen wird. Ferner sind wir aufgrund der bundesweiten Bildungsstandards bei der Umstellung der bisherigen Lehrpläne auf Kerncurricula, welche nicht mehr Lernstoff aufzählen, sondern zu erreichende Kompetenzen beschreiben. Dabei werden auch die Unterrichtspläne entrümpelt.
Freundliche Grüße
Bernd Busemann