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Bernd Busemann
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Frage von Andreas P. •

Frage an Bernd Busemann von Andreas P. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Busemann,

laut einer einer am 16.08.2012 vorgestellten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche im Strafvollzug innerhalb eines Monats nach Haftantritt Opfer einer Vergewaltigung werden, bei sieben Prozent. Ferner wird in der Studie berichtet, dass 25,7 Prozent aller männlichen Befragten und 25,6 Prozent aller weiblichen Befragten angaben, innerhalb der letzten vier Wochen im Gefängnis Opfer physischer Gewalt geworden zu sein. Nimmt man die Gruppe der Jugendlichen, liegen die Angaben über Gewalterfahrungen sogar noch höher.

In der Presse ist nun zu lesen, dass Sie auf eine dapd-Anfrage hin geantwortet hätten, die vorgestellten Ergebnisse „gut akzeptieren“ zu können, da viele der vorgeschlagenen Konsequenzen in den niedersächsischen Gefängnissen bereits umgesetzt worden seien. Sie werden mit dem Satz zitiert „Ein Knast ist eben keine Mädchenpension“.

Dazu habe ich folgende Fragen:

1. Halten Sie die Studie für überholt, da die beschriebenen Zustände Ihren Worten zufolge ja bereits größtenteils abgestellt sind?

2. Ihre Äußerungen, dass Sie die vorgestellten Ergebnisse "gut akzeptieren" könnten und dass ein Knast "eben keine Mädchenpension" sei, irritieren vor dem Hintergrund der Studienergebnisse, insbesondere angesichts der erschreckenden Zahl von Mißbrauchsfällen, ganz gleich, ob sich die Angaben auf vergangene oder heutige Zustände beziehen. Können Sie mir bitte erläutern, inwiefern Sie eine Quote von 7 Prozent von vergewaltigten Minderjährigen und jungen Erwachsenen "gut akzeptieren" können?

Mit freundlichen Grüßen,
Andreas E. Punke

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Antwort von
CDU

1. Die Prozentangaben, die Sie der Studie entnommen haben, müssen – zumindest für Niedersachsen – korrigiert werden. Das Justizministerium steht derzeit in engem Kontakt mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut, um durch weitere Auswertungen fehlerhafte Daten und zu weitreichende inhaltliche Aussagen zu bereinigen. Fest steht allerdings schon jetzt, dass das Ausmaß physischer Gewalt in niedersächsischen Gefängnissen deutlich geringer ist als die von Ihnen genannten Prozentangaben vermuten lassen. Im November wird es eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem Direktor des KFN geben, in der die neuen Erkenntnisse und die erforderlichen präventiven Maßnahmen vorgestellt werden.

2. Dass auch die Aussage, sieben Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Justizvollzug vergewaltigt würden, nicht stimmt, können Sie schon jetzt der Antwort des Justizministers zu Ziffer 9 einer Kleine Anfrage der SPD-Fraktion entnehmen:

"Zu 9.: Die Botschaft des dem Volksmund entnommenen Vergleichs ist der Aussage des Direk-tors des KFN: „Im Gefängnis sind nun mal keine Engel versammelt“ (DIE WELT vom 17.8.2012) oder der des Vorsitzenden des Bundes der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands: „Der Gefangene, der wegen Gewaltdelikten einsitzt, wird im Strafvollzug nicht zur Klosterfrau“ (DIE WELT vom 17.8.2012) nicht unähnlich: In Justizvollzugs-anstalten sind die gewaltbereitesten Menschen der Gesellschaft in großer Zahl und auf engem Raum untergebracht. Gewalt ist in einem solchen Umfeld naturgemäß alltäg-
licher als in vielen anderen Lebenswelten. In Verbindung mit den Äußerungen des Ju-stizministers, dass die Ergebnisse der Studie ernst genommen und auf Maßnahmen hin überprüft werden, lässt sich aus der ihm in der dapd-Meldung zugeschriebenen Aus-sage kein unangemessener Umgang mit der Thematik ableiten. „Niedersachsens Ju-stizminister Bernd Busemann (CDU) kündigte eine genaue Auswertung der vom Land mit geförderten Studie an. Er sagte unserer Zeitung, der Wert von 25 Prozent körperli-cher Gewalt in den Gefängnissen sei nicht hinnehmbar und müsse durch geeignete Maßnahmen bekämpft werden“ (Neue Osnabrücker Zeitung vom 17.8.2012).
Im Übrigen trifft es nicht zu, dass laut KFN-Studie rund 7% der Insassen in Jugend-haftanstalten mindestens einmal im Monat gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen gezwungen werden. Vielmehr gaben 7,1% der Befragten an, dass sie in den der Befra-gung vorausgegangenen vier Wochen eine sexuelle Viktimisierung erfahren haben. Für die Jugendanstalt Hameln beträgt der Wert 4,1%, d. h. 18 von 451 jungen Gefangenen gaben an, in den letzten vier Wochen entweder sexuell belästigt oder zu sexuellen Handlungen gezwungen worden zu sein; für den gesamten Zeitraum 2010 waren dies zwei Gefangene mehr (20). In wie vielen dieser Fälle es tatsächlich zu sexuellen Hand-lungen gekommen ist, ist der Landesregierung bislang nicht bekannt. Aus dem Daten-satz aller in Niedersachsen befragten Gefangenen ergibt sich, dass 96,7 % nie sexuell belästigt und 98,8% nie zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden (für den Zeitraum 2010 waren dies 94,8% bzw. 98,6%)."