Frage an Barbara Sommer von Youssef N. bezüglich Bildung und Erziehung
Hallo Frau Sommer,
ich heiße Youssef Nougaoui, und wohne in Dortmund. Ich besuche zurzeit die 10. Klasse einer Gesamtschule der Stadt Dortmund. Ich habe da mal eine Frage zur Schulpolitik.
Ich bin zurzeit Jahrgangssprecher des 10.Jahrgangs, und wollte Sie fragen Warum wird so wenig Geld für Schulprojekte vom Land abgegeben.
Als Schüler ist es sehr bedauerlich wenn ich von anderen Schülerinnen und Schülern höre, dass sie gefördert werden und andere nicht. Es ist immer so, dass eine Schule etwas bekommt und wiederum die andere Schule nicht.
Ich kann ja z.B. von mir sprechen ich hatte mal die Idee ein Monat zu einer High School zu gehen und mal zu sehen wie das alles dort abläuft da solch ein Projekt leider zu hohe Kosten aufbringt konnte ich mir dieses Projekt wieder nur erträumen.
Ich hoffe das es einmal in Erfüllung geht ich arbeite sehr viel für Schülerinnen und Schüler in NRW ich engagiere mich stark für Projekte damit die Schule auch Spaß macht aber leider scheitert man daran wenn wieder so hohe Kosten aufgetischt werden
Es war mir eine Sehr große Ehre mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen.
Danke Frau Sommer!!!!
Liebe Grüße
Youssef Nougaoui
Sehr geehrter Herr Nougaoui,
herzlichen Dank für Ihre E-Mail, in der Sie mir einige Fragen zur Schulpolitik stellen und die ich gerne beantworte.
Ich finde es sehr gut, dass Sie sich auch als Jahrgangsstufensprecher der Jahrgangsstufe 10 verantwortlich fühlen, für Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler und für sich selber möglichst gute Bedingungen für Ihre Bildung zu erreichen.
Denn genau das ist auch unser Ziel in der Schulpolitik: Schülerinnen und Schüler mit ihren persönlichen Stärken optimale Lernbedingungen zu ermöglichen, damit sie gute Chancen haben, ihre beruflichen und privaten Ziele zu erreichen!
Um die gute und engagierte Arbeit Ihrer Lehrerinnen und Lehrer vor Ort zu ermöglichen und zu unterstützen, ist der Schuletat seit der Regierungsübernahme im Jahr 2005 um rund 2 Milliarden Euro auf 13,9 Milliarden im Jahr 2010 angehoben worden. Pro Schüler gibt das Land heute fast 1.000 Euro mehr aus als noch vor dem Regierungswechsel (2005: 4.062 Euro, 2010: 5.060 Euro).
Auch die Förderung von Projekten wird vom Ministerium für Schule und Weiterbildung weiter ausgebaut: In diesem Jahr werden gemeinsam mit externen Partnern zahlreiche Schulprojekte finanziert, durch die eine qualitativ hochwertige Bildung und Ausbildung noch weiter verbessert wird. Hierzu zählen zum Beispiel die Initiative „Zukunft fördern. Vertiefte Berufsorientierung gestalten“, die „Lernferien NRW“ sowie vielfältige Kooperationsprojekte zwischen Schule und Hochschule bzw. Schule und Betrieben.
Sie finden ausführliche Informationen zu Schulprojekten auf der Internetseite des Ministeriums für Schule und Weiterbildung (www.schulministerium.nrw.de) und auf der Internetseite der Landesstiftung „Partner für Schule“ (www.partner-fuer-schule.de).
Generell können sich alle Schulen um Projekte bewerben. Denn Schulen können und sollen selbst entscheiden, welche Projekte und welche Förderung für ihre Schülerinnen und Schüler notwendig und sinnvoll sind. In den Ausschreibungen zu den einzelnen Projekten gibt es dann genaue Hinweise, auf welche Schulformen und Schülerinnen und Schüler bestimmte Projekte besonders abgestimmt sind und welche Teilnahmevoraussetzungen und –bedingungen bestehen.
Deshalb rege ich an, dass Sie Ihre Lehrerinnen und Lehrer und Ihre Schulleitung ansprechen um das passende Projekt zur weiteren Förderung von individuellen und beruflichen Entwicklungen in Ihrer Jahrgangsstufe bzw. für Ihre Schule zu finden.
In Ihrem Schreiben formulieren Sie Ihre Idee „einen Monat zu einer High School zu gehen und mal zu sehen, wie das alles dort abläuft“. Ihre Idee kann ich sehr gut verstehen. In diesem Sinne begrüße ich einen Schüleraustausch mit den USA sehr. Ein Auslandsaufenthalt stellt nicht nur einen fremdsprachlichen Gewinn dar, sondern ist auch eine besondere interkulturelle Erfahrung für Schülerinnen und Schüler, die sehr motivierend sein kann. Ich verstehe daher Ihren Traum, an einer High School in den USA eigene Erfahrungen zu machen, sehr gut.
Dem Land Nordrhein-Westfalen stehen leider keine finanziellen Mittel zur Unterstützung für den individuellen Schüleraustausch zur Verfügung.
Ich sehe aber für Sie vielfältige Möglichkeiten, Ihren Wunsch dennoch zu realisieren.
Wenn es sich bei Ihrer Projektidee USA-Aufenthalt an einer High School um eine Gruppenfahrt handelt, könnten Sie mit der verantwortlichen Lehrerin oder dem verantwortlichen Lehrer sprechen und den Förderverein Ihrer Schule kontaktieren. Viele Fördervereine unterstützen begabte Schülerinnen und Schüler oder fördern, wenn eine Finanzierung allein durch die Familien nicht geleistet werden kann.
Viele Veranstalter und auch Fluggesellschaften vergeben ab einer bestimmten Teilnehmerzahl Freiplätze. Die Lehrkräfte können Ihnen auch in dieser Angelegenheit weiterhelfen.
Sie stehen sicher nicht alleine vor dem Problem der Finanzierung einer USA-Fahrt. Gegebenfalls könnte die Möglichkeit eruiert werden, im Vorfeld der Fahrt einen „amerikanischen Abend“ mit allen beteiligten Schülerinnen und Schülern zu gestalten und die Einnahmen des Abends für die Fahrt zu verwenden.
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass viele Gruppen einen erheblichen Beitrag für die Fahrt durch solche oder ähnliche Veranstaltungen einnehmen konnten. Vielleicht wäre es einen Versuch wert.
Ihre Schule in Dortmund könnte auch eine GAPP (German-American Partnership Programm) Partnerschaft mit einer High School in den USA anbahnen, falls noch keine besteht. Das German-American Partnership Program (GAPP) fördert seit 1983 Schulpartnerschaften zwischen Schulen in Deutschland und den USA und gibt Reisekostenzuschüsse. Alle Infos hierzu erhalten Sie auf der Webseite www.kmk-pad.org/de/schulpartnerschaften/german-american-partnership-program-gapp/
Vielleicht käme für Sie auch noch folgende Möglichkeit in Betracht, Ihren Traum von einem Aufenthalt an einer ausländischen Gastschule zu verwirklichen: Die Bezirksregierung Düsseldorf vermittelt (in landesweiter Zuständigkeit) den Schüleraustausch auf Gegenseitigkeit. Die zwei bis drei Monate umfassenden Programme beruhen auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit mit Besuch und Gegenbesuch während der Schulzeit. Die teilnehmenden Schulen und Familien müssen sich bereit erklären, einen ausländischen Gast als Schüler bzw. Mitglied der Familie aufzunehmen, zu betreuen und in das Alltagsleben zu integrieren.
Die von der Bezirksregierung Düsseldorf angebotenen Programme (im englischsprachigen Bereich sind es die Länder Kanada, Neuseeland sowie in Australien) schließen kommerzielle Interessen auf Seiten der beteiligten Schulen und Familien aus. Außer den Reisekosten in Höhe von 1500 Euro für Ontario, 1700 Euro für Australien oder 2600 für Neuseeland (inkl. Reiseversicherung), einem erhöhten Taschengeld während der Zeit im Ausland sowie Kosten für eventuelle Exkursionen oder Einführungsseminare entsteht keine weitere finanzielle Belastung. Genauere Informationen hierzu finden Sie unter:
http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schueler/Schueleraustausch/Schueleraustausch/Gegenseitigkeit/index.html
Ich hoffe, Ihre Fragen so konkret beantwortet zu haben, dass Sie nun mit Engagement und Freude an die Umsetzung Ihrer Pläne und Ideen gehen können.
Viel Erfolg dabei wünscht Ihnen mit freundlichen Grüßen
Barbara Sommer