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Barbara Höll
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Frage von Eberhard G. •

Frage an Barbara Höll von Eberhard G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geeehrte Fr. Dr. Höll,
ich selbst ein linksdenkender ( besser wäre aktiver ), glaube das die zuständigen Ministerien der derzeitigen Bundesregierung kein Interesse an der Aufarbeitung unseres wirklich deutsch-menschlichem Problem haben. Alles wird getan und vermarktet um das 3. Reich. Es kotzt mich an. Ich bin ein Produkt dieser Auslösergesellschaft. Meine Mutter wurde von " Sowjets " vergewaltigt und ich bin einer von Vielen. Ich habe keine Geburtspapiere, werde aber in jedem Verwaltugsakt anerkannt. Die Bundesregierung sollte erst das vergangene deutsche Problem zur Zufriedenheit klären bevor sie ( die Regierung ) ausländische Potenzen weckt.
Ich habe Vertrauen zu Ihnen und den " Linken ". Ich war selbst Genosse der SED bis zum " Ende " und dachte,.. es lohnt nicht mehr. Das sich ein Arangement lohnen könnte, haben mir die bisherigen Debatten auf den unterschiedlichsten Ebebenen bewiesen.

Über eine Antwort, oder Meinung würde ich mich freuen.!
Mit freundlichen Grüßen
E. Grashoff

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Grashoff,

ich hoffe, ich verstehe Ihr Anliegen richtig. Ihr persönliches Schicksal betrübt mich, sicherlich war es für Sie als Kind und als heranwachsender Mann nicht leicht. Vergewaltigungen sind immer ein traumatisches Ereignis. Alleinerziehende Mütter hatten es in dieser Zeit sehr schwer und deren Kinder mindestens ebenso. Das galt, wenngleich unter unterschiedlichen Vorzeichen, sowohl für den Westen wie für den Osten Deutschlands.

Auch teile ich die Ansicht, dass die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit in beiden deutschen Staaten nur unzureichend vollzogen wurde. Aber vielleicht liegt gerade hierin der Grund, weshalb diese Zeit von den Medien heute stärker beleuchtet wird; mal boulevardesk, mal sachlich und mal eben auch in einem "vermarkteten" Sinne.

Ich bezweifele zwar, ob dies den Ministerien oder der Bundesregierung hilft, diese Zeit stärker in Blick zu nehmen, aber es trägt dazu bei, dass diese Zeit in der Diskussion bleibt.

DIE LINKE hat beispielweise einen Antrag eingebracht, der sich der Rehabilitierung und Entschädigung der verfolgten Schwulen und Lesben in den 1950er und 1960er Jahren widmet. Auch diese Menschrechtsverletzung der Nachkriegszeit sollte nicht unbenannt bleiben. Denn in Ost wie West wurden Menschen nach dem "Schwulenparagraphen" 175 verfolgt und inhaftiert, den die Nazis verschärften. So versuchen wir die Nachkriegszeit sachgerecht aufzuarbeiten.

Ich hoffe ich konnte Ihre Frage hinreichend beantworten.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Barbara Höll