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Bärbel Kofler
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Frage von Johann N. •

Frage an Bärbel Kofler von Johann N. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Dr. Kofler,

am 17.02.2009 endete die Mitzeichnungsfrist für eine "Online-Petition"
an den Deutschen Bundestag für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Während Online-Petitionen nur selten mehr als 1000 Mitzeichner finden, wurde diese Petition von 52.973 Bürgerinnen und Bürger unterstützt und viel damit völlig aus den Rahmen.
Dies ist ein mehr als deutliches Zeichen dafür, dass dieses Thema aktiv von der Politik aufgegriffen werden muss.

Sehen Sie das auch so?
Wie stehen Sie denn zu den Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"?

Mit freundlichen Grüßen

J. Niedl

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Sehr geehrter Herr Niedl,

vielen Dank für Ihre Frage zum sogenannten "bedingungslosen Grundeinkommen". Das bedingungslose Grundeinkommen suggeriert, ein "gesellschaftspolitischer Befreiungsschlag" zu sein. Sieht man genauer hin, fallen zahlreiche Nachteile ins Auge: Beim allgemeinen Grundeinkommen handelt es sich um eine alternative Leistungsart, die mit dem Prinzip des Wohlfahrtsstaates bricht sowie seine ganze Architektur bzw. Struktur zerstören würde. Denn dieser gründet seit über 100 Jahren auf Sozialversicherungen, die in unterschiedlichen Lebensbereichen, -situationen und -phasen auftretende Standardrisiken (Krankheit, Alter, Invalidität, Arbeitslosigkeit und Pflegebedürftigkeit) kollektiv absichern, sofern der versicherte Arbeitnehmer und sein Arbeitgeber vorher entsprechende Beiträge gezahlt haben.

Verfechter des Grundeinkommens geraten zwangsläufig in ein Dilemma, denn sie müssen sich zwischen folgenden zwei Möglichkeiten entscheiden: Entweder erhält jeder Bürger das Grundeinkommen, unabhängig von den jeweiligen Einkommens- und Vermögensverhältnissen. In diesem Fall müssten riesige Finanzmassen bewegt werden, die das Volumen des Bundeshaushaltes (knapp 297 Mrd. EUR) um ein Mehrfaches übersteigen. Außerdem stellt sich unter Gerechtigkeitsaspekten die Frage, warum Millionäre vom Staat monatlich ein von ihnen vermutlich als sehr bescheidenes Almosen empfundenes Grundeinkommen erhalten sollten, während Millionen Bürger mehr als den für sämtliche Empfänger einheitlichen Geldbetrag viel nötiger hätten. Oder wohlhabende und reiche Bürger bekommen das Grundeinkommen nicht bzw. im Rahmen der Steuerfestsetzung wieder abgezogen. Dann ist es weder allgemein und bedingungslos, noch entfällt die Bedarfsprüfung, denn es müsste ja in jedem Einzelfall geprüft werden, ob die Anspruchsvoraussetzungen nicht durch (verdeckte) anderweitige Einkünfte verwirkt sind.

Ob ein bedingungsloses Grundeinkommen finanzierbar, sinnvoll und sozial gerecht ist, halte ich für mehr als fraglich. Ein solches, nicht auf Erwerbsarbeit gegründetes, "leistungsloses" Einkommen ist in der Realität kaum vorstellbar. Die Achillesferse des Grundeinkommens ist seine Finanzierung. Dabei geht es in erster Linie um Gerechtigkeitsdefizite im Rahmen des Steuersystems. Alles in allem lehne ich die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens, wie sie derzeit in Deutschland diskutiert wird, ab.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bärbel Kofler

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