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Bärbel Kofler
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Frage von Michael B. •

Frage an Bärbel Kofler von Michael B. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Kofler,

Sie haben in der Rede vom 21. September zur Verbesserung der Bildungssituation weltweit behauptet, dass "100 Millionen mehr Mädchen als Jungen müssen Kinderarbeit leisten und werden deshalb noch einmal explizit benachteiligt, wenn es um den Schulzugang geht."

Herr Mathias Frost hatte auf die Seiten des "Terre des hommes" verlinkt, das ihrerseits eine ILO-Studie zitiert.

Danach haben wir insgesamt 317 Millionen Kinder - weltweit - die erwerbstätig sind und - auch weltweit - 100 Millionen Kinder, die nicht einmal eine Grundschule besuchen können. http://www.tdh.de/content/themen/schwerpunkte/kinderarbeit/daten_fakten.htm

Da Terre des hommes niemals behauptet hat, dass 100 Millionen Mädchen keine Grundschule besuchen dürfen, dürfen wir erfahren, wieso die Jungs, die ebenfalls in diesen 100 Millionen enthalten sind, keine Beachtung finden sollen?

Die Daten zum Analphabetismus sind ebenfalls nicht stimmig: Die UNESCO-Daten, auf denen Sie Sich vermutlich beziehen ( http://tinyurl.com/3lt4zxw ), weisen eine Rate von 16,6% aus. Wer aus den 790 Millionen Analphabeten rückrechnet, kommt auf eine Weltbevölkerung von 4,7 Milliarden.

Allerdings hatten wir 2008 eine Weltbevölkerung von 6,7 Milliarden . Ihre Daten zum Analphabetismus scheinen nicht zu stimmen.

Die Politik sollte immer nur mit verlässliche Daten arbeiten, sonst verliert man das Vertrauen daran.

Behauptungen, die sich auf nicht nachvollziehbare Daten stützen, kann man nicht glauben, es sei denn die Daten werden korrigiert oder es wird nachgewiesen, dass sie aus glaubwürdigen, nicht ideologisch verseuchten Quellen kommen. Lückenhafte Daten sind wertlos, da sie sich ebenfalls nicht dazu eignen, Behauptungen zu beweisen.

Da weder die Daten zum Analphabetismus noch diejenigen zur weiblichen Kinderarbeit stimmen, könnten Sie uns bitte verlässliche Daten mitteilen, die uns in unserem Vertrauen in der Politik stärken könnte?

Mit freundlichen Grüßen
Michael Baleanu

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Sehr geehrter Herr Baleanu,

leider ist Ihre Kritik an meiner Rede vom 21. September 2011 verfehlt. Wenn Sie mir vorwerfen, falsche Daten zum Analphabetismus verwendet zu haben, kann ich nur erwidern, dass ich in meiner Rede nicht auf das Problem Analphabetismus eingegangen bin. Beziehen Sie sich vielleicht auf die Rede eines anderen Abgeordneten an diesem Tag in der Debatte? Es scheint eine Verwechslung vorzuliegen.

Zu Ihrem Appell an die Politik, grundsätzlich seriöse Quellen für Zitate und Daten in Reden zu verwenden, kann ich für mich sagen, dass ich mich in meiner Rede zur Bildungssituation weltweit auf Daten von Plan International stütze, die –wie ich auch in meiner Rede erwähne- zuvor im entwicklungspolitischen Ausschuss vorgetragen hatten. Bei Plan International handelt es sich um eine international arbeitende, unparteiliche Nichtregierungsorganisation, deren Daten als seriös anzusehen sind.

Darüber hinaus kann ich nur wiederholt darauf hinweisen, dass ich für eine weltweiten Überwindung von Ungleichbehandlung der Geschlechter und natürlich für eine Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen eintrete. Auch in der entwicklungspolitischen Arbeit ist dies ein dringendes Thema. Besonders gelungen finde ich dazu auch den aktuellen Beitrag von Plan International, den Mädchenreport 2011 mit dem Titel „Und was ist mit den Jungs?“, den Sie unter dem nachstehenden Link finden:
http://www.plan-deutschland.de/fokus-maedchen/zur-situation-der-maedchen/maedchenbericht-2011/

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bärbel Kofler, MdB

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