Frage an Bärbel Kofler von Mathias F. bezüglich Frauen
Sehr geehrte Frau Dr. Kofler,
am 21. September 2011 stellen Sie im Bundestag, getreu dem Motto Ihrer Partei, die ja bekanntlich die männliche Gesellschaft überwinden will, die Behauptung auf, dass von Kinderarbeit weltweit erheblich mehr Mädchen betroffen sind. Blickt man auf die Internetseite eines Vereins, der nun bestimmt nicht im Verdacht steht, antifeministisch zu sein, ergibt sich ein ganz anderes Bild.
http://www.tdh.de/content/presse/presseservice/2_2008/statistiken.htm
Weltweit scheint es also wie in Deutschland zu sein, dass Jungen und junge Männer immer häufiger bei Bildungs- und Berufsabschlüssen benachteiligt sind und dabei ist der auch von Ihrer Partei befürwortete und in vielen Ländern noch existierende einseitige Zwangsdienst für junge Männer noch gar nicht mit eingerechnet.
Wie lange wollen Sie diese offensichtliche Benachteiligung der männlichen Jugend noch ignorieren?
Mit freundlichen Grüßen
Mathias Frost
Sehr geehrter Herr Frost,
es freut mich, dass Sie meine Rede vom 21. September zur Verbesserung der Bildungssituation weltweit mit so großer Aufmerksamkeit verfolgt haben. Es tut mir jedoch leid, dass bei Ihnen der Eindruck entstanden ist, ich würde mich nur einseitig für die Verbesserung der Bildungschancen für Frauen und Mädchen einsetzten. Tatsächlich fordere ich in meiner Rede einen besseren Schulzugang und eine bessere Qualität der Bildungsangebote für alle Kinder weltweit. Ich zitiere: „Fast 70 Millionen Kinder weltweit haben keinen Zugang zu Schulbildung und keine Möglichkeit, ihr verbrieftes Menschenrecht auf Bildung wahrzunehmen. Das ist ein Skandal und eine Schande…“
Auf die Situation von Mädchen und Frauen gehe ich insbesondere ein, da sie durch die aktuelle Bildungsstrategie von Minister Nibel in ihren Bedürfnissen nicht berücksichtigt werden. Nicht ich benachteilige Jungen und Männer, sondern die neue Bildungsstrategie der Regierung benachteiligt Mädchen und Frauen.
Auch möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die besondere Bedürftigkeit von Mädchen und Frauen auf der Internetseite des von Ihnen zitierten Vereins „terres des hommes“ betont wird. So beispielsweise in dem Beitrag mit dem Titel „Gleichstellung und größeren Einfluss der Frauen fördern“: Etwa 60 Prozent aller Frauen sind Analphabeten, die meisten von ihnen haben niemals eine Schule besucht. Dies wirkt sich auch auf ihre späteren Arbeitsbedingungen aus und noch immer besitzen sie nur ein Prozent des globalen Vermögens auf der Welt und verrichten 70 Prozent der unbezahlten Arbeit. In Entwicklungsländern erzeugen Frauen zwischen 60 und 80 Prozent der Grundnahrungsmittel.
http://www.tdh.de/content/themen/weitere/entwicklungspolitik/millennium/ziel3.htm
Darüber hinaus bin ich an einer weltweiten Überwindung von Ungleichbehandlung der Geschlechter interessiert und trete natürlich auch für eine Gleichberechtigung von Jungen und Männer ein. Auch im Kontext entwicklungspolitischer Arbeit ist dies ein dringendes Thema. Besonders gelungen finde ich dazu auch den aktuellen Beitrag von Plan International, den Mädchenbericht 2011 mit dem Titel „Und was ist mit den Jungs?“, den Sie unter dem nachstehenden Link finden:
http://www.plan-deutschland.de/fokus-maedchen/zur-situation-der-maedchen/maedchenbericht-2011/
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bärbel Kofler, MdB