Frage an Bärbel Höhn von Peter T. bezüglich Verkehr
betr: Grüne Welle in Städten, Abschalten von Motoren
Sehr geehrte Frau Höhn,
leider hört man von den Grünen m.E. recht wenig im Hinblick auf einen früher mal umweltpollitischen Schwerpunkt: Vermeiden von Umweltschäden durch Verkehr und Maschinenbetrieb.
Mich wundert immer wieder, daß es Städte gibt, durch die man praktisch ohne unmotivierte "Rot"-Schaltungen an Ampeln einfach hindurch fahren kann. Mainz ist so ein Beispiel, oder weitgehend auch Essen.
Aber schon in dem Ihnen so vertrauten Oberhausen stehen die Autos im Berufsverkehr, teilweise sogar nachts bei wenig Verkehr vor roten Ampeln, sogar auf mehrspurigen Hauptstaßen. Und fährt man einmal durch Aachen, eine Universitätsstadt mit grüner Beteiligung in der Politik, dann fragt man sich, warum nahezu jede Ampel "Rot" zeigen muß, obwohl sich doch eigentlich in der Heimat der rheinisch-westfälischen technischen Exzellenzhochschule etwas anderes realisieren lassen müßte. Wo sind da die Grünen, die den Schadstoffausstoß durch Bremsen und Anfahren verringern?
Gleiches Thema, anderer Schauplatz: Taxistand oder Bushaltestelle. Laufende Motoren, wohin man sieht. Ohne Sinn und Verstand, nur zum Betrieb der Heizung drehen sich die Diesel und verpesten die Luft. In der Schweiz werden die Motoren von Linienbussen an Haltestellen automatisch ausgeschaltet und zur Weiterfahrt neu gestartet. Warum geht das bei uns nicht?
Gleiches Thema, anderer Schauplatz: Baustellen. Da laufen Kompressoren, LKW, Bagger, Planierraupen und und und... Alle mit Dieselmotoren, die oftmals morgens gestartet und abends wieder abgeschaltet werden. Warum greift hier niemand ein?
Warum gibt es in diesem Land keine Abschaltautomatiken, die Motoren zwangsweise abschalten, wenn sie länger als wenige Minuten ohne Last laufen? Und warum werden Kommunen, Kreise und andere Verkehrsträger nicht verpflichtet, "Grüne Welle" in ihre Ampelschaltungen einzubauen / zu programmieren?
Ich bitte höflich um Prüfung.
Mit freundlichem Gruß
Peter Theißen
Sehr geehrter Herr Theißen,
Sie haben Recht, dass Motoren häufig im Leerlauf betrieben werden und dabei die Umwelt belasten. Die Verkehrsregelung ist eine kommunale Aufgabe und dahinter stecken komplizierte Planungen und Berechnungen. In einzelnen Fällen lässt sich die Ampelschaltung sicher sinnvoll optimieren. Ziel dabei muss es aber meiner Meinung nach auch sein, die Bedürfnisse von Fußgängern und Radfahrern stärker als bisher zu berücksichtigen. Ich bin viel mit dem Rad in Berlin oder Oberhausen unterwegs und ärgere mich regelmäßig, wenn ich zwei Ampelphasen brauche, um eine Straße zu überqueren oder wenn die Ampelphasen sehr autogerecht aber wenig sensible für Radfahrer geschaltet werden.
Wer zu Fuß geht oder Rad fährt, darf dafür also nicht durch umständliche Straßenüberquerungen oder auf den Autoverkehr hin optimierte Ampelschaltungen bestraft werden. Vorrangiges Ziel grüner Verkehrspolitik ist immer gewesen umweltfreundliche Alternativen des Autoverkehrs zu stärken und somit eine komfortable, umweltfreundliche Mobilität mit möglichst wenig Autoverkehr zu ermöglichen. Wie eine Optimierung der Ampelschaltung für alle Verkehrsteilnehmer möglich ist, muss im Einzelfall geprüft werden, ist aber nicht einfach.
Wesentlich zielführender lassen sich die Autoabgase aber langfristig durch technische Lösungen reduzieren, die schon heute auf dem Markt erhältlich sind. Eine mögliche Lösung nennt sich "Start-Stopp-Automatik" und wird von BMW schon serienmäßig in allen Neuwagen mit Schaltgetrieben eingebaut, andere Hersteller wollen folgen. Bei der Start-Stopp-Automatik wird der Motor automatisch abgestellt, wenn das Fahrzeug steht bzw. ausrollt. Durch einen erneuten Druck auf das Gaspedal wird der Motor wieder gestartet. Hybridantriebe, eine Technik in der bisher Toyota und Honda führend sind, vermeidet ebenfalls einen Leerlauf, weil der Verbrennungsmotor bei niedrigen Geschwindigkeiten ausgeschaltet wird und ein Elektromotor den Vortrieb übernimmt. In den nächsten Jahren werden solche Systeme bis hin zu reinen Elektroantrieben verstärkt zum Einsatz kommen. Inwieweit dies technisch auch für Baumaschinen sinnvoll ist, ist eine Frage die geprüft werden muss. Ich nehme ihre Anregung aber gerne auf.
Mit freundlichen Grüßen
Bärbel Höhn