Frage an Bärbel Höhn von Walter R. bezüglich Gesundheit
Auf Süddeutsche.de (Link: http://www.sueddeutsche.de/politik/440/426197/text/ )
behaupten Sie, daß ein Fleischverzehr von 1,5 kg pro Woche vielfältige gesundheitliche Folgeprobleme mit sich bringe und daß weniger Fleischkonsum besser für die Gesundheit sei.
Gibt es für diese Aussage belastbare wissenschaftliche bzw. empirische Begründungen?
Sehr geehrter Herr Risse,
die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2007) empfiehlt aus gesundheitlichen Gründen vorwiegend pflanzliche Erzeugnisse (75 % der Lebensmittelmenge) zu essen. Tierische Nahrungsmittel sollten rund 25 Prozent der Lebensmittelmenge umfassen: Fleisch, Wurstwaren sowie Eier in Maßen (zusammen mit Fisch 7 %), außerdem Milchprodukte (18 %). Zwar ist Fleisch reich an zahlreichen Vitaminen und Spurenelementen, enthält aber auch unerwünschte gesättigte Fettsäuren, Cholesterol und Purine. Ein hoher Fleischverzehr kann je nach Zubereitungsform wie fettreiche Wust bzw. Panaden auch eine erhöhte Fettzufuhr bedingen. Dagegen ist die Fettzusammensetzung der vegetarischen Kost günstig, da sie relativ viele ungesättigte und relativ wenige gesättigte Fettsäuren und wenig Cholesterin enthält.
Nach einer Langzeitstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums über 21 Jahre leben Vegetarier deutlich länger als der Bevölkerungsdurchschnitt. Im Vergleich mit Personen, die gelegentlich kleine Mengen an Fleisch oder Fisch essen, ergab sich aber kein gesundheitlicher Vorteil der Vegetarier. Wissenschaftliche Studie zeigen also durchaus, dass ein geringer Fleischkonsum gesundheitliche Vorteile hat.
Wir Grünen empfehlen insgesamt weniger Fleisch zu essen. Eine Reduktion des Fleischkonsums wirkt sich gesundheitlich positiv aus. Interessant ist, dass ein niedriger Fleischkonsum sich auch positiv auf das Klima auswirkt. Laut Aussagen des IPCC (International Panel on Climate Change) verursacht die weltweite Fleischproduktion rund 18 Prozent der weltweiten Treibhausgase. Sie liegt damit um fünf Prozentpunkte über dem Verkehrssektor. Um eine Kalorie aus Fleisch zu erzeugen, braucht man zwei bis sieben pflanzliche Kalorien für die Fütterung der Tiere. Bei der Produktion des Futters entstehen erhebliche Mengen an Treibhausgasen, etwas durch den Umbruch von Wald oder Grünland in Ackerflächen und bei der Düngung der Futterpflanzen. Außerdem entstehen bei der Verdauung der Tiere große Mengen Methan: Ein Treibhausgas, das 23 Mal wirkungsvoller ist als Kohlendioxid. Für die Futterproduktion werden gewaltige Flächen benötigt (weltweit etwa 30 Prozent der Ackerflächen), die für die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln nicht mehr zur Verfügung stehen. In Deutschland wird auf 62 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche (10,6 Mio. Hektar) Futtermittel angebaut. Aber selbst das reicht nicht aus, um den Futterbedarf des deutschen Viehbestandes zu decken. Im Ausland werden für deutsche Futtermittelimporte (meist Soja) noch einmal etwa 2,6 Mio. Hektar genutzt.
Dabei isst ein großer Teil der Weltbevölkerung wesentlich weniger Fleisch als wir. Allmählich ändern sich aber die Ernährungsgewohnheiten. So wird nun in Indien und China deutlich mehr Fleisch gegessen als früher. Würden alle Menschen auf der Erde so viel Fleisch essen wie die Europäer und Nordamerikaner bekämen wir sehr schnell ein ernsthaftes Flächen- und Umweltproblem. Wir haben heute weltweit genug Flächen, um zwölf Mrd. Menschen, also doppelt so viele wie heute, zu ernähren. Bei einem weltweiten Fleischkonsum wie in den Industrieländern hätten wir allerdings noch größere Hungerprobleme als heute schon.
Mit freundlichen Grüßen
Bärbel Höhn