Frage an Bärbel Höhn von Reinhard Z. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrte Frau Höhn,
zu Recht kritisieren Sie den, gestern, durch das Kabinett beschlossenen Maßnahmenkatalog gegen den Handel mit Gammelfleisch.
http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/927/139636/
Allerdings würde mich, aufgrund dieses Zitats von Ihnen
" Außerdem müssten Schlachtabfälle eingefärbt werden, damit diese "nicht wieder im Döner landen"" interessieren wie Sie das K-Material (BSE-Risikomaterial) solcher Rinder, die von bayerischen Behörden "geschaffen" worden sind
http://www.bio-angus.de/Rosi2.JPG
einfärben lassen wollen?
Aufgrund der fehlenden Ohrmarke ist, außer vielleicht in Baden-Württemberg, eine reguläre Schlachtung mit BSE-Test unmöglich.
Bleibt also nur die sog. Schwarzschlachtung OHNE BSE-TEST!
Dass dieses Rind kein Einzelfall ist, hat u.a. auch der EU-Rechnungshof in einem Sonderbericht, 2004,
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/site/de/oj/2005/c_029/c_02920050204de00010036.pdf
bereits festgestellt.
Hierin heißt es:
"Die Hauptfeststellung lautet, dass mit dem System zur Kennzeichnung und Registrierung von Rindern aufgrund seiner Konzeption die Rückverfolgbarkeit von Rindern, die Gegenstand inner- oder außergemeinschaftlicher Verbringungen sind, nicht gewährleistet werden kann.
Diese Verbringungen betreffen jedoch an die 3 Millionen Rinder pro Jahr (rund 4 % des Rinderbestands).
Jährlich 3 Millionen Rinder!
Wieviele Tonnen BSE-Risikomaterial dies wohl, Jahr für Jahr, sind?
Ob es demzufolge nicht vielleicht besser wäre, dem EU-Vorschlag zur elektronischen Rindermarkierung, im Rahmen eines dt. Sonder(eil)antrages, Folge zu leisten?
Sollte man das Identitätsproblem nicht besser bei "der Wurzel" packen und auf blinden Aktionismus, der praktisch gesehen ohnehin nichts bringt, verzichten?
Mit freundlichen Grüssen
R. Zwanziger
Sehr geehrter Herr Zwanziger,
vielen Dank für Ihre Email. Die Schritte der rot-schwarzen Bundesregierung zur Beseitigung der Missstände in der Fleischproduktion kommen zu spät und sie sind nicht ausreichend. Eine Erhöhung des Bußgeldes, wie von Minister Seehofer vorgeschlagen, wird die Fleischmafia nicht wirklich abschrecken.
Für mich bleibt das Einfärben von Schlachtabfällen weiterhin eine wichtige und dringende Forderung. Hierbei handelt es sich keineswegs um Aktionismus, denn diese Maßnahmen werden beispielsweise auch von Tierveterinären gefordert.
Der von Ihnen vorgetragene EU-Vorschlag zur elektronischen Rindermarkierung ist eine zusätzliche Idee, die auch weiterverfolgt werden sollte.
Es bleibt darüber hinaus das Problem bestehen, dass in der Branche zu wenig kontrolliert wird. Es fehlt hier eine ausreichende Zahl an sachkundigen Kräften für eine durchgreifende Kontrolle. Eingefärbte Schlachtabfälle können in dieser derzeitigen Situation aber bereits einen gewissen Schutz für Verbraucherinnen und Verbraucher schaffen. Welcher Dönerhändler würde eingefärbtes Fleisch zu Dönern verarbeiten?
Mit freundlichen Grüßen
Bärbel Höhn