Frage an Bärbel Höhn von Michael v. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Höhn,
außer Minister Seehofer und seine Mitarbeiter weiß inzwischen wohl jeder, dass die Gefahr der Vogelgrippe nicht von Zugvögeln kommt, sondern aus dem Handel der Geflügelwirtschaft mit Massentierhaltung resultiert. Die Vorkommnisse der Berhard-Matthews-Food-Gruppe in Ungarn und Großbritannien dokumentieren dieses eindrucksvoll. Nunmehr ist in Erlangen die Vogelgrippe bei einem Massentierhalter mit Querverbindungen nach Niedersachsen ausgebrochen
Seit über zwei Jahren kennt man die Gefahr der Vogelgrippe, doch im Praktischen ist zur Bekämpfung nichts passiert. Lediglich ein paar bürokratische Restriktionen wurden in der Auslegungsmöglichkeit gelockert. Nach wie vor wird im Ernstfall gekeult. in Wickersdorf (Juli 2007) hat sich dabei herausgestellt, wie brutal und ohne rechtliche Aufklärung dieses abläuft.
Was werden Sie und die Fraktion Bündnis90/Die Grünen unternehmen, damit das Keulen kurzfristig ein Ende nimmt und Freilandgeflügel endlich ohne Restriktionen gehalten werden kann ohne befürchten zu müssen, mit einem Virus aus der Massentierhaltung infiziert zu werden?
Man kann Impfen. Dem stehen nur wirtschaftliche Interessen der Geflügelindustrie entgegen. Auch wenn man gewisse (unverständliche) Vorbehalte gegenüber dem Impfen haben sollte, ist dieses immer noch bedeutend besser als massenhaftes Töten. Jede Alternative zum Töten ist besser als diese finale Methode, die sich nicht am Tierschutz orientiert, sondern an den Interessen der tierschutzwidrigen Massentierhaltung. Was werden Sie unternehmen, damit endlich ein Impfen zum Schutz des Geflügels eingeführt wird? Geredet wurde bislang genug, jetzt ist die Zeit des Handelns gefragt!
Ich stelle diese Fragen extra an Sie, weil Sie sich in der Vergangenheit, ganz im Gegensatz zur Regierungskoalition, allen voran Herr Seehofer, zum Wohle der Tiere eingesetzt haben.
Mit besten Grüßen
Michael v. Lüttwitz
Sehr geehrter Herr Lüttwitz,
vielen Dank für Ihre E-Mail.
Wir halten die Vogelgrippe-Politik der schwarz-roten Koalition ebenfalls für verfehlt. Diese gefährdet zu Unrecht den Fortbestand der Geflügelfreilandhaltung und trägt wenig zur Aufklärung der tatsächlichen Verbreitungswege der Vogelgrippe bei.
Damit Freilandhaltung in Deutschland weiterhin möglich bleibt, wollen wir die Aufhebung der allgemeinen Stallpflicht und eine Beschränkung der Stallpflicht auf Risikogebiete. Die Stallpflicht suggeriert, dass vor allem Freilandbestände von der Vogelgrippe bedroht sind. Dabei hat inzwischen selbst die FAO erkannt, dass bei der Verbreitung der Vogelgrippe Massentierhaltung und Handel eine bedeutende Rolle spielen. Während unsere Nachbarländer Frankreich und die Niederlande schon lange erfolgreich gegen Vogelgrippe impfen, hält die Bundesregierung an ihrem strikten Anti-Impf-Kurs fest. Demgegenüber fordern wir, Geflügelhaltern das Impfen auch in Deutschland auf freiwilliger Basis zu ermöglichen. Meistens finden die Ausbrüche der Vogelgrippe in intensiven Stallhaltungen statt. Infektionsereignisse haben dort die Keulung von zehntausenden Tieren zur Folge. Trotzdem fördert die Bundesregierung die Massentierhaltung, z.B. durch die Wiedereinführung der Käfighaltung. Wir Grüne wollen Alternativen zur Massentierhaltung stärken und fordern, dass die Rolle der Intensivtierhaltung beim Vogelgrippegeschehen kritisch durchleuchtet und die nötigen Konsequenzen gezogen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Bärbel Höhn