Frage an Bärbel Höhn von Angelika W. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrte Frau Höhn,ich gehöre nicht zu Ihrem Wahlkreis, da ich in Duisburg wohne.Dennoch habe ich eine Frage an Sie, weil ich glaube das diese ebenfall zum Verbraucherschutz gehört.Wie können Sie es als Grünen-Politikerin vertreten,das z.Zt. in Duisburg-Walsum ein Kohlekraftwerk gebaut wird?Ich frage ausdrücklich nach der Vertretbarkeit, weil ich denke, das die Grünen einen Vorreiterbonus in Sachen Klimaschutz besitzten.Wo ist die Solidarität Ihrer Partei mit dem Bürger.Ich habe die Grünen immernoch in Erinnerung, das egal wo ein Umweltdebakel auftauchte, diese dann auch zur Stelle waren und viele Dinge aufdeckten und was viel wichtiger ist auch vermeiden konnten.Gibt es für Sie als Politikerin keine Möglichkeit meine Sorgen um die Gesundheit aller Bürger an höherer Stelle vorzubringen, so daß man uns Wähler endlich ernst nimmt? Wie lange wollen Politiker in unserem Land die Forderung nach Unversehrtheit der Gesundheit der Bürger noch aussitzten?Eine menge Fragen und ich hoffe auf ehrliche Antworten von Ihnen und positive Taten im Sinne von allen Bürgern, denen die Umwelt nicht egal ist.
Sehr geehrte Frau Woelk,
Sie haben mich am 12. März 2007 über Abgeordnetenwatch an mich mit der Frage gewandt, wie ich zum Bau eines Kohlekraftwerks in Duisburg – Walsum stehe. Gerne möchte ich Ihnen darauf antworten.
Wir GRÜNEN stehen Neubauten von Kohlekraftwerken grundsätzlich äußerst kritisch gegenüber, da diese unserer Ansicht nach einen Rückschritt für den Klimaschutz bedeutet. Die Verbrennung von Kohle ist die klimaschädlichste Art der Stromerzeugung. Steinkohlekraftwerke sind mehr als doppelt so klimaschädlich wie moderne Gaskraftwerke, Braunkohle ist noch schlimmer. Die großen Dampfwolken aus den Kühltürmen machen deutlich, dass hier über die Hälfte der eingesetzten Energie ungenutzt als Abwärme verloren geht. Der Bau neuer Kohlekraftwerke ist aufwendig und teuer. Deshalb sind sie auf eine Nutzungsdauer von vierzig Jahren und mehr ausgelegt. Das heißt, jedes Kraftwerk, das ans Netz geht, zementiert die "kohlelastige" Stromproduktion in Deutschland und insbesondere in NRW. Das behindert den Ausbau der erneuerbaren Energien und macht ambitionierten Klimaschutz unmöglich.
Viele der Kraftwerksplanungen - also auch die Planung in Walsum - werden von den Betreibern als Beitrag zum Klimaschutz dargestellt, weil sie Wirkungsgradverbesserungen gegenüber alten Anlagen aufweisen werden. So liegt der Wirkungsgrad neuer Stein- und Braunkohlekraftwerke zwar höher als bei alten Anlagen. Dadurch sinkt die CO2-Emission pro erzeugter Kilowattstunde. Doch die Verbesserungen sind angesichts der langen Laufzeiten der Kraftwerke marginal, da noch immer mehr als die Hälfte der eingesetzten Energie als Abwärme in die Umgebung geblasen wird. In Wahrheit sind auch diese angeblich so modernen Kraftwerke noch Wolkenmaschinen, die nebenbei Strom erzeugen. Außerdem haben sich die Betreiber auch von ihrer Zusage verabschiedet, dass die Neubauten alte Kraftwerke ersetzen. In der Realität werden also zusätzliche Kapazitäten mit einer Technik von gestern aufgebaut. Auch der Neubau in Walsum wird nach unseren Informationen kein Ersatzbau für ein altes Kraftwerk sein, sondern zusätzliche Kapazitäten aufbauen.
Mit dem massiven Zubau von Kohlekraftwerken steht Deutschland im europäischen Vergleich weitgehend alleine da. In anderen Staaten werden eher Gaskraftwerke errichtet. So plant RWE z. B. in Großbritannien den Bau neuer Gaskraftwerke an der Küste, obwohl die Versorgung mit Steinkohle aus Übersee dort wahrscheinlich kostengünstiger wäre als an deutschen Binnenlandstandorten. Es wäre ein großer Fehler, wenn in NRW durch eine einseitige Bevorzugung der Kohle jetzt die energiepolitischen Altlasten der Zukunft produziert werden.
In Deutschland werden 40 neue Kohlekraftwerke geplant mit einem CO2 Ausstoß von 170 Mio. t. Im Jahr 2050, wenn diese Anlagen noch laufen wird Deutschland bei einer notwendigen Reduktion von 80% CO2 gegenüber 1990 nur noch eine Gesamtmenge von 206 Mio. t CO2 zur Verfügung stehen. Diese Kohlekraftwerke stehlen also der übrigen Wirtschaft, den Privathaushalten und dem Verkehr die Zukunftschancen.
Ich unterstütze Sie in Ihrem Widerstand gegen den Bau des Kohlekraftwerks in Walsum und kann sie nur dazu aufrufen, Ihre Möglichkeiten bei den Erörterungsterminen zum Bau der Anlage ebenfalls wahrzunehmen, um deutlich zu machen, dass diese veraltete Technik von den Menschen in unserem Land nicht mehr gewollt ist.
Mit freundlichen Grüßen
Bärbel Höhn, MdB