Frage an Bärbel Höhn von Rüdiger H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Höhn,
in einem Interview mit Jürgen Ortmüller - Gründer des WDSF sowie hauptberuflich Steuerberater - sagen Sie, dass die Delfine im aktuellen Säugetiergutachten, das im Mai vorgestellt wurde, nicht vorkommen. Haben Sie die Seiten 232 bis 235 nicht gelesen? Diese handeln von den Haltungsbedingungen für Waltiere.
Auch ist mir aufgefallen, dass Sie in diesem Interview kritisieren, dass den Delfinen in Nürnberg Medikamente und Hormone verabreicht werden. Haben Sie sich darüber informiert, aus welchen Gründen dies geschieht und wie oft bzw. wie lange ein Tier mit einem entsprechenden Medikament behandelt wurde? Kennen Sie die Diagnose, die der Verabreichung der Medikamente zugrunde liegt?
Wie stehen Sie dazu, dass in Privathaltungen Hunde und Katzen mit Hormonen behandelt oder sogar kastriert und damit ihres natürlichen Verhaltens beraubt werden, um Nachwuchs zu verhindern? Lehnen Sie dieses Vorgehen, das bei Veterinären gang und gäbe ist, auch ab?
Im Voraus vielen Dank für die Beantwortung meiner Frage!
Sehr geehrter Herr Hengl,
ich kenne sowohl die Entstehung des Säugetiergutachtens wie auch das Gutachten selbst sehr gut. Die Kritik an der Delfinhaltung war ja gerade der Anlass für das Säugetiergutachten. Aber aus dieser Kritik hat es keine Konsequenzen für die Verbesserung der Haltung der Delfine gegeben. Ausgerechnet für Delfine hat die notwendige Anpassungen an die neuesten Erkenntnisse, auch unter Berücksichtigung verschiedener wissenschaftlicher Expertisen, nicht stattgefunden. Hierauf zielt meine geäußerte Kritik am Bundeslandwirtschaftsministerium ab. Die Nachbesserung dieses Gutachtens ist der zentrale Punkt, den wir als Grüne von der Bundesregierung einfordern.
Es ist in der Tat nicht zu 100% klar, wie oft und mit welchen Medikamenten die Tiere behandelt werden. Das ist eine unserer Forderungen an die Zoos, dies offen zu legen. Die Zoos legen diese Daten nicht von sich aus offen sondern müssen vor Gericht dazu gezwungen werden. Soweit bekannt bekommen Delfine allerdings nicht nur fortpflanzungsregulierende Medikamente, sondern auch Psychopharmaka, mit denen sie ruhig gestellt werden, weil sie eben nicht ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können. Die besondere Situation der Delfine ist in Fachgesprächen und Anhörungen sowohl im Bundestag als auch im Landtag NRW nochmal sehr deutlich geworden.
Die Fortpflanzungsregulierung ist bei jeder Zoohaltung nötig, um Inzucht bei einer begrenzten Tierzahl zu vermeiden. Das stellen wir nicht in Frage, auch nicht für Katzen oder Hunde. Vor Ort kümmern sich gerade die Tierschutzverbände und -heime um die Kastrierung, damit es nicht zu einer unkontrollierten Fortpflanzung und damit zu vielen Würfen kommt, um die sich dann niemand kümmern kann. Diese Probleme mit all ihrem Tierleid sind aus anderen Staaten, auch in Europa, bekannt.
Mit freundlichen Grüßen,
Bärbel Höhn