Frage an Bärbel Höhn von Daniela B. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Höhn,
wenn auch ich nicht in Ihrem Wahlkreis zuhause bin, so wende ich mich dennoch an Sie, da ich bisher, auch aufgrund Ihrer Tätigkeit als NRW-Umweltministerin, eine sehr hohe Meinung von Ihrere politischen Arbeit und auch Ihrer Person hatte.
Ich möchte das Thema Delphinhaltung noch einmal aufgreifen und zunächst feststellen, dass ich den momentanen kritischen Standpunkt der Grünen nicht ablehne.
Dass eine politische Fraktion für die Argumentation bevorzugt Material heranzieht, die ihren Standpunkt stützt, ist nur selbstverständlich. Dass es sich bei selbigen gelegentlich um einseitige Betrachtungsweisen handelt, die von bestimmten Lobbyverbänden und Interssensgruppen stammen, kann dabei nie ganz auszgeschlossen werden.
Jedoch muss ich sagen, dass ich geradezu entsetzt bin festzustellen, dass eine Bundestagsfraktion einen Antrag offenkundig tatsächlich auf Basis einer Laienmeinung stellt.
Denn in der Tat, Herr Christian Schulze trägt eine Doktortitel und ist Privatdozent an der Uni Bochum, jedoch, wie eine kurze Recherche auf der Homepage der Ruhruni ergab, an der philologischen Fakultät am Lehrstuhl für Geschichte der Medizin mit eine Promotion im Fachbereich Latinistik. Seine Arbeit mag wissenschaftlichen Kriterien genügen, sie als Fachgutachten heranzuziehen, halte ich jedoch für einen Affront gegen jeden Fachwissenschaftler des entsprechenden Gebiets. Auf dieser Grundlage könnte auch ich ein wissenschaftliches Gutachten zu jedem beliebigen Thema vorlegen, denn auch ich bin Akademikerin, Germanistin und Historikerin, zwar ohne Doktortitel, aber zumindest mit Zweitem Staatsexamen, also im wissenschaftlichen Arbeiten durchaus kompetent.
Ich hoffen und würde mich über eine Bestätigung Ihrerseits freuen, dass ein solches Vorgehen nicht auch bei wirklich wichtigen Themen praktiziert wird, denn schon hierdurch ist mein Vertrauen in die Entscheidungsgrundlagen in der Politik erschüttert worden.
Sehr geehrte Frau Breuer,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
So habe ich die Möglichkeit, sie darüber zu informieren, dass Sie nur über einen Teil der notwendigen Informationen verfügen. Sie sprechen auf Grundlage einer Fehlinformation oder „kurzen Recherche“ einem Kollegen die wissenschaftliche Qualifikation ab und reihen sich damit wahrscheinlich ungewollt bei anderen Sachverständigen ein, die in der Anhörung lieber versuchten, Priv.-Doz. Dr. Christian Schulze die fachliche Berechtigung zu einer Stellungnahme abzusprechen, anstatt die Fachfragen des Agrarausschusses des Deutschen Bundestages zu beantworten. Herr Dr. Schulze ist nicht nur zweifach examinierter Biologe und Zoologe, seine wissenschaftliche Stellungnahme zur Delfinhaltung unterschied sich von den anderen auch darin, dass er eben im Gegensatz zu den Vertretern der Zoologischen Gärten und der mit diesen verbundenen Wissenschaftlern nicht mit den Einrichtungen der Delfinhaltung verbunden ist. Bereits in den Jahren vor 2010 wurden von ihm zwei weitere wissenschaftliche Stellungnahmen zum Thema Delfine und Delfintherapie erarbeitet. Dass Dr. Schulze zudem auch ein hervorragender Philologe ist, sollte ihm nicht zum Vorwurf gemacht werden – niemand ist verpflichtet, sein Wissenschaftlerleben ein ausschließlich einer Disziplin zu verbringen. Ich möchte Sie bitten, sich mit den Arbeiten von Dr. Schulze fachlich auseinanderzusetzen und auf dieser Grundlage zu diskutieren, anstatt sich von kurzen und offensichtlich lückenhaften Informationen zu einer Vorverurteilung der Arbeiten als „unfachlich“ verleiten zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Bärbel Höhn