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Bärbel Höhn
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Frage von Udo R. •

Frage an Bärbel Höhn von Udo R. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Höhn,

da Herr Altmaier nicht antwortet, wende ich mich mit meiner Frage an Sie. Vielleicht bekomme ich ja von Ihnen eine (verständliche) Antwort.

Mein Nachbar hat ein Solardach, so daß ich davon ausgehe, daß ich den von ihm in das Netz eingespeisten Strom benutze. Auf meiner Stromrechnung finde ich dazu aber nichts. Stattdessen bezahle ich für den von mir genutzten Strom ausschließlich an beispielsweise RWE. Damit verkauft mir RWE Strom, den RWE nicht selbst erzeugt. Da frage ich mich doch, ob RWE für diesen Strom meines Nachbarn an den Staat zahlt, oder ob RWE für eine nicht erbrachte Leistung zu Unrecht bei mir abkassiert.

Desweiteren frage ich mich, was mit dem Geld des an den Strombörsen gehandelten Stroms geschieht, der ja sicherlich auch zum Teil aus EE stammt. Dafür kassieren meines Wissens nach doch auch nur RWE und Co., oder?

Und schließlich frage ich mich, ob RWE und Co., soweit sie selbst Strom aus EE einspeisen, nicht doppelt kassieren?

Wenn doch der Strom aus EE durch die Umlage bezahlt wird, dann müßten die Energieerzeuger doch zumindest in Höhe des durch EE erzeugten Stroms in diese Umlage eintreten, oder? Schließlich rechnen sie den Strom ja als eigenen bei mir ab. Muß ich wirklich davon ausgehen, daß ich den Strom aus EE einmal per Umlage und dann noch einmal per RWE, also doppelt, bezahle?

Mit freundlichem Gruß

Udo Reidegeld

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Reidegeld,

Sie beziehen nicht den Strom, den ihr Nachbar einspeist und Sie bezahlen auch nicht doppelt.

Lassen Sie mich kurz erklären, wie die Einspeisung und Vergütung funktionieren:

Die Betreiber von Erneuerbare Energien - Anlagen, also z.B. ihr Nachbar mit seiner Anlage - speisen den erzeugten Strom in das Netz ein. Erneuerbarer Strom wird dabei vorrangig eingespeist vor Kohle- oder Atom- Strom, das ist einer der Bausteine des EEG. Unternehmen wie RWE speisen weitestgehend aus ihren Atom- und Kohlekraftwerken Strom in die Netze, haben in den vergangenen Jahren aber auch einige Erneuerbare Energien-Anlagen in Betrieb genommen. Bei der Einspeisevergütung werden sie dann für diese Anlagen gleich behandelt, wobei ja auch gesetzlich festgelegt ist, dass kleinere Anlagen höhere Vergütungssätze bekommen als große Anlagen. Damit werden die höheren Kosten für kleinere Anlagen ausgeglichen.

Die Verteilnetzbetreiber zahlen dann die gesetzlich vorgeschriebene Vergütung an den Anlagenbetreiber aus, der ja mit seinen Investitionen in Vorleistung gegangen ist, und leiten den Strom an die Übertragungnetze weiter. Der Staat tritt bei diesem Geschäft nicht in Erscheinung, er setzt lediglich die Rahmenbedingungen, indem er vorgibt, was wie vergütet wird. Die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) gleichen die regional unterschiedlich erzeugten Mengen an Erneuerbaren Energien untereinander aus und vermarkten den Strom an der Strombörse. Die Differenz aus Kosten und Ertrag erhalten die ÜNB per EEG-Umlage pro Kilowattstunde Strom von den Stromanbietern, die ihrerseits diese Kosten an die
Stromkunden (Letztverbraucher) weiterreichen und dies auch in der Stromrechnung als EEG-Umlage ausweisen. Dies finden Sie dann auf Ihrer Rechnung. Bei RWE ist es ja so, dass hier zwei Unternehmenszweige bestehen, Erzeugung und Vertrieb. Aber natürlich sind Sie auch frei, den Stromanbieter zu wechseln und können z.B. zu einem Ökostromanbieter wechseln:
http://www.atomausstieg-selber-machen.de/

Hier gibt es auch verschiedene Anbieter. Das heißt nicht, dass sie als Endkunde nur Erneuerbaren Strom bekommen - das lässt sich physikalisch gar nicht auseinanderdividieren, wie die Erläuterungen oben zeigen, es landet nämlich aller erzeugter Strom in den gleichen Übertragungsnetzen. Der Unterschied ist aber, dass Ökostromanbieter für den Strom, den sie anbieten, zusätzliche Erneuerbare Energien - Strommengen einkaufen, so dass damit insgesamt der Anteil der Erneuerbaren Energien am Energiemix steigt. Je nachdem, in welchem Tarif Sie sind, ist dieser sogar günstiger als der Atom- und Kohlestrom Ihres Grundversorgers. Auch dazu finden Sie auf der Website oben viele Informationen.

Wenn Sie Nachfragen haben, oder nicht alles ganz verständlich war, können Sie sich gerne an mein Büro wenden: baerbel.hoehn@bundestag.de
Die Mechanismen sind nicht ganz einfach, aber letzten Endes haben wir damit in Deutschland den Grundstein für eine sehr erfolgreiche Energiewende gelegt, die in vielen Ländern nachgeahmt wird. Dank der Vorreiterrolle sind wir in vielen Technologien führend, 380.000 Arbeitsplätze hängen mit den Erneuerbaren Energien zusammen, viele davon hoch qualifiziert.

Klar ist auch, dass wir inzwischen mit 25% Erneuerbaren ein Niveau erreicht haben, bei dem Änderungen nötig sind. Für uns Grüne geht es in Zukunft tatsächlich in Richtung Eigenversorgung, das heißt ihr Nachbar könnte sich selbst versorgen mit seiner Anlage oder aber Ihnen, wenn sie das denn wollen und die Konditionen günstiger sind als bei einem "normalen" Anbieter, Strom verkaufen. Momentan bezieht auch ihr Nachbar ganz normal Strom von einem Versorger, das heißt die Anlage auf seinem Dach und der Strombezug sind bei fast allen Anlagen getrennt. In Zukunft werden sich aber immer mehr Haushalte den Weg über die RWE und die Netze ersparen.

Wenn ihr Nachbar eine erst kürzlich installierte Photovoltaikanlage hat, erhält er für seinen Strom über die EEG-Anlage deutlich weniger als 20 Cent/KWh. Da seine Kosten bei einem Stromanbieter aber weit über 20 Cent/KWh betragen, wird er künftig versuchen, möglichst viel seines eigenen Stroms selbst zu verbrauchen, gar nicht mehr über das EEG abzurechnen und auch gar nicht mehr ins Netz einzuspeisen. PV-Besitzer könnten so auch ihren Nachbarn Strom deutlich billiger anbieten als der Stromversorger. Es könnte der Tag kommen, an dem Sie - wenn Sie dies wollen und vertraglich so regeln - den Photovoltaik-Strom von Ihrem Nachbarn beziehen, auf den Sie natürlich keine EEG-Umlage zahlen und der auch deutlich günstiger sein wird als Strom von einem Versorger wie beispielsweise der RWE. Hier wird sich in den nächsten Jahren sehr viel tun.

Mit freundlichen Grüßen,

Bärbel Höhn