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Bärbel Höhn
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Frage von Martin K. •

Frage an Bärbel Höhn von Martin K. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Höhn,

ich möchte gerne das Thema Feinstaubbelastung durch den Straßenverkehr erneut aufgreifen:

Seit längerem verfolge ich nun schon die Entwicklung der Benzinmotoren mit Interesse, alle Hersteller springen auf den Trend mit immer kleineren aufgeladenen Benzinmotoren mit Direkteinspritzung auf. Die Verbrauchsersparnis weckt natürlich beim Käufer Interesse, so wird mit dem Verbrauchsvorteil neben dem Kostenargument auch immer wieder das Umweltgewissen angesprochen. Weniger Verbrauch, weniger CO2-Ausstoss, alles ist „efficient“, „green“ oder „blue“ und es werden so schöne Assoziationen geweckt. Das mag vielleicht auf den CO2-Ausstoss laut EU-Norm noch zutreffen (der Verbauch in der Realität ist leider oft höher, bis zu 50%), aber schon wie bei den Diesel-PKWs Ende der 90iger Jahre, stoßen die Benzin-Direkteinspritzer leider ultrafeine Rußpartikel aus, die nachweislich schwerwiegende Erkrankungen auslösen können. Die Diskussion zog sich elend lange hin, bis endlich die Automobilindustrie und Politik nachzog und die Partikelfilter nun serienmäßig verbaut werden.

Ein solch langer Übergang droht nun auch bei den Benzinmotoren, so dass vor 2025 vermutlich noch etliche dieser Fahrzeuge unterwegs sein werden. Ich frage mich, warum nur ignoriert man diese Tatsachen und lässt nun die ungefilterten Benzinmotoren in großem Stil auf den Markt kommen? Ist es nicht absurd, dass diese Partikelschleudern nun ohne Konsequenzen durch die grünen Umweltzonen fahren dürfen?

Eine von vielen Quellen zu diesem Thema:
http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2647

Was gedenkt die Politik in diesem Punkt zu unternehmen? Die Strategie, durch Partikelfilter bei Diesel-PKWs die Feinstaubbelastung zu senken wird doch nun durch Millionen von Benzin-Direkteinspritzern in den nächsten 10 Jahren konterkariert, oder nicht? Was wiegt höher: die vermeintliche Senkung des CO2-Ausstoßes (da die EU-Norm ja realitätsfern ist) oder unsere Gesundheit?

Grüße
M.Koch

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Koch,

ich teile Ihre Besorgnis über das Gesundheitsrisiko, das von Feinstaub ausgeht. Diese kleinen Partikel sind lungengängig und können Entzündungen auslösen.

Eine Senkung des CO2-Ausstoßes und der Schutz unserer Gesundheit sind dabei keine Gegensätze, da kostengünstige Filtertechnologie auf dem Markt verfügbar ist. Wir wollen, dass diese auch genutzt wird. Gerade die DUH, die sie in ihrer Anfrage erwähnen, hat da einiges ins Rollen gebracht.

Wir fordern einerseits, dass bestehende EU-Normen nicht nur nach Herstellerangaben, sondern auch unter realistischen Testbedingungen eingehalten werden. Sie sprechen zu recht an, das dies bisher häufig nicht der Fall ist. Erfreulich ist, dass dies inzwischen beispielsweise auch der ADAC in seinem EcoTest kritischer überprüft.

Ebenso wichtig sind strengere Emissionsnormen für Benziner. Im Technischen Komitee für Motorfahrzeuge der EU wurde ein Grenzwert für die Partikelanzahl für 2014 beschlossen. Dieser ist mit 6,0*1012/km allerdings um ein Zehnfaches höher als der bestehende Wert für Dieselfahrzeuge(6,0*1011/km). Dieser Wert soll für Benziner erst ab 2018 verpflichtend werden. In zuständigen Komitee sind neben der Kommission auch die Mitgliedstaaten vertreten. Hier hat sich eindeutig die Autolobby durchgesetzt und auch die deutsche Bundesregierung hat sich hier einmal mehr als verlängerter Arm der Automobilindustrie agiert.

Bündnis 90/Die Grünen fordern, dass der Grenzwert für Diesel schnellstmöglich auf alle Fahrzeugtypen angewandt wird. Bis dies auf europäischer Ebene geschieht, drängen wir darauf, dass die Hersteller sich freiwillig an strengere Normen halten. Dafür ist auch ein größerer öffentlicher Druck wichtig. Um die Einführung möglichst schnell auf den Weg zu bringen, prüfen wir gerade in der Fraktion, inwiefern zusätzliche Anreize für sauberere Direkteinspritzer geschaffen werden können.

Mit freundlichen Grüßen,

Bärbel Höhn