Frage an Bärbel Höhn von Wolfgang M. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Fr. Höhn,
mit meiner Frage wende ich mich an sie, weil ich sie für kreativ, argumentationsstark und durchsetzungsfähig halte.
Wir reden bei erneuerbaren Energien hauptsächlich über Windkraft und Photovoltaik. Bei Wasserkraft wird hauptsachlich über riesige Kraftwerke gesprochen, die Atomkraftwerke oder Kohlekraftwerke ersetzen könnten.
Ich frage mich, warum kleine Wassermühlen nicht Windräder ersetzen könnten?
In Gifhorn soll es eine Wassermühle geben, die Strom erzeugt. Gifhorn liegt fast in der Heide. Dort gibt es kaum Gefälle.
(1) Wassermühlen müssten überall in Deutschland aufstellbar sein.
(2) Wassermühlen sind nicht vom Wind abhängig und laufen Tag und Nacht.
(3) Wassermühlen müssten viel billiger als Windräder sein.
(4) Wassermühlen können sich in das Landschaftsbild einpassen.
In der Konsequenz aus 1 und 2 müssten bei Wassermühlen Überlandleitungen und Speicherkraftwerke überflüssig sein.
Warum wird hier nicht geforscht?
Warum werden Wassermühlen als Alternative zu Windmühlen nicht mehr gefördert?
Vielleicht ist mit allen anderen Möglichkeiten (Photovoltaik, Windräder, Überlandleitungen, Speicherkraftwerken, …) mehr Geld zu verdienen, aber das kann doch nicht das Kriterium sein.
Könnten Sie sich bitte schlau machen, warum bei Wassermühlen nicht mehr geforscht wird oder warum Wassermühlen als Energiespender nicht mehr betrachtet werden?
Manche Argumente der Atomstrombefürworter würden bei Wassermühlen entfallen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr, Wolfgang Mücke
Sehr geehrter Herr Dr. Mücke,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die Wasserkraft hat in Deutschland aufgrund der orographischen Gegebenheiten ein deutlich niedrigeres Wachstumspotenzial als etwa Windstrom oder die Photovoltaik. In vielen Flüssen müssen sehr schmale Rechen eingebaut werden, damit die Fische nicht zu Schaden kommen. Das wiederum macht die Wasserkraft unwirtschaftlich. Viele Experten glauben deshalb, dass das Potenzial von größeren Wasserkraftwerken fast vollständig ausgeschöpft ist, denn auch Laufwasserkraftwerke beeinflussen die Ökologie der Flüsse. Einige Experten gehen aber davon aus, dass bei sehr kleinen Wassermühlen in Deutschland ein Wachstumspotenzial mit der Leistung in der Größenordnung von etwa einem AKW besteht.
Hier besteht aber, wie Sie ja auch richtig fordern, noch die Notwendigkeit weiterer Forschung, denn noch sind Bedenken, dass auch diese kleinsten Wasserkraftwerke z.B. den Fischen schaden, nicht ausgeräumt. Wir Grünen wollen den Einfluss von kleinsten Wasserkraftwerken deshalb weiter untersuchen und diese dann gegebenenfalls ausbauen. Kleine Wasserkraftwerke werden aber nur einen kleinen Teil der Stromversorgung decken können. Windräder wird man damit nicht im großen Maße ersetzen können und sie können auch kein Ersatz für den Netzausbau und große Stromspeicher, wie zum Beispiel Pumpspeicherkraftwerke sein. Den größten Anteil an der Stromversorgung wird Wind, Biomasse und Sonne haben.
Kleine Wasserkraftwerke sind im Übrigen auch nicht kostengünstiger als Windmühlen. Die Kosten für kleine Wassermühlen und Onshore-Windräder halten sich in etwa die Waage.
Mit freundlichen Grüße
Bärbel Höhn