Dr. Axel Troost
Axel Troost
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Frage von Michael W. •

Frage an Axel Troost von Michael W. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Dr. Troost,

als Student der Betriebswirtschaft der eventuell in der Finanzdienstleistung seine berufliche Zukunft sieht würde ich gerne die Position von Ihnen und Ihrer Partei zur aktuellen Debatte im Finanzausschuss über die Regulierung von Finanzdienstleistern erfahren.

Unterstützen Sie die Banken und sonstige Provisionsberater denen neuerlich wieder mit einem Stiftung Warentest Urteil "mangelhaft" testiert wurde dass ihnen alles am Herzen liegt außer das Wohl der Kunden oder unterstützen sie die kleine innovative Bewegung der unabhängigen Kapitalanlageberatung / Honorarberatung?

Wollen sie aktuelle gesetzliche Misstände die jedem ehrlichen Berater fast unüberwindbar hohe Hürden in den Weg stellen beibehalten und ihnen noch zusätzlich den Lebensunterhalt durch den Vertrieb offener Fonds wegnehmen und diesen Zweig in die Hände der großen Provisionsberater legen?
Oder wollen sie ermöglichen dass sich fair geprüfte, qualifizierte Personen schon mit weniger als 100.000€ selbstständig machen und im Interesse der Kunden gegen die Provisionsberatung antreten können?

Die Politik handelt doch ein wenig simpel und wenig zweckmäßig wenn sie einfach jede Finanzdienstleistung verbietet (Anlageverwaltungsreform 2009..) anstatt das übel bei der Wurzel zu packen und einfach ehrliche Beratung zum Gesetz macht (Provisionsverbot)

Ich habe Ihnen auch eine ausführliche E-Mail zu diesem Thema an ihre öffentliche Mailadresse gesendet, die auch einen Link zu einem Wirtschaftswoche Artikel enthält der das Problem detailliert illustriert. In beiden enthalten ist eine ausführliche Darstellung des untragbaren Status Quo der Branche und Anregungen zur Verbesserung.
Hier nochmal der Link: http://www.wiwo.de/finanzen/wie-versicherer-unabhaengige-finanzberatung-verhindern-436415/

Vielen Dank im Vorraus für Ihre Bemühungen sich mit diesem wenig öffentlichen aber für das wohlergehen aller Sparer wichtigen Fragestellung zu beschäftigen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Axel Troost
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Weidner,

um es gleich vorweg zu sagen: Ein Gesetzentwurf, der vorgibt, dem Anlegerschutz zu dienen und in der Praxis nur zu einer Marktbereinigung zu Gunsten der Banken und großen Wertpapierhandelshäuser führen wird, wird nicht die Billigung von mir und meiner Fraktion finden.

"Die provisionsgetriebene Beratung und produktbezogenen Verkaufsvorgaben führen dazu, dass an den Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher vorbei beraten wird" heißt es in dem von mir und meiner Fraktion unterstützten Antrag "Finanziellen Verbraucherschutz stärken - Finanzmärkte verbrauchergerecht regulieren". Darin fordern wir u.a. "einen Fahrplan zu erarbeiten, um die Provisionsberatung schrittweise durch ein Berufsbild "zertifizierter Finanzberater/zertifizierte Finanzberaterin" zu ersetzen, die Berufsbezeichnung gesetzlich zu schützen und auf Honorarbasis zu vergüten." Dies beantwortet Ihre erste Frage.

Gleichwohl sind wir der Auffassung, dass durchaus einzelne Regeln des Wertpapierhandelsrechts und des Versicherungsvermittlerrechts, soweit sie sich in der Praxis bewährt haben, auch auf den Vertrieb von Anteilen an Fonds angewendet werden sollten. In diesem Sinne befürworten wir etwa eine Unterstellung des Vertriebs geschlossener Fonds unter die Finanzaufsicht. Diese muss ihrerseits aber fachlich wie personell so ausgestattet werden, dass sie dieser anspruchsvollen Aufgabe auch gerecht werden kann. Dass Anlageberatung nur noch jenen möglich sein soll, die unter den Regelungsbereich des KWG oder des WpHG fallen, lehnen wir ab. Im Gegenteil: Auch Banken und Wertpapierhändler sollten deutlich stärker als in der Vergangenheit nachweisen müssen, dass sie von dem, was sie verkaufen oder vermitteln, auch etwas verstehen.

Ein Gradmesser für die Seriosität beim Vertrieb von Anteilen an riskanten Wertpapieren muss sein, dass den Interessierten hinreichend deutlich wird, dass sie eine unternehmerische Beteiligung eingehen, die mit Verpflichtungen von großer Tragweite verbunden sein kann. Insofern wird in den weiteren Beratungen zum Gesetzentwurf auch zu überlegen sein, ob grundsätzlich jeder Person ein Investment in sämtliche Wertpapiere ermöglicht werden sollte oder ob ein Mindestmaß an Finanzmarkterfahrung zur Voraussetzung für bestimmte Beteiligungen gemacht werden kann. Um Kleinanleger vor Totalverlust und Nachschusspflicht zu bewahren, halten wir auch eine Mindestinvestitionssumme für überlegenswert.

Erlauben Sie mir noch eine Ergänzung auf das, speziell in Ihrer ausführlicheren Mail, von Ihnen aufgeworfene Problem der ihrer Altersvorsorge verlustig gegangenen Rentnerinnen und Rentner. DIE LINKE lehnt den Übergang zur kapitalgedeckten Altersvorsorge ab. Das umlagefinanzierte Rentensystem ist effizient und vermeidet die von Ihnen angesprochenen Probleme. Gerade vor der drohenden gravierenden Zunahme von Altersarmut setzt sich DIE LINKE daher für eine Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung ein. Diese muss wieder im Zentrum der Alterssicherung stehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Axel Troost