Frage an Axel Troost von George M. bezüglich Finanzen
sehr geehrter Herr Troost,
Ich habe Sie neulich in Deutschlandradio gehört zum Thema HRE-Skandal. Da die jetzige globale Krise durch Immobilienspekulation ausgelöst wurde (Stichwort Sub-prime), möchte ich Sie fragen, was Sie und die Linke halten von den Steuerthesen des amerikanischen Sozialreformers Henry George. Er hat dafür plädiert, wie Sie vielleicht wissen, dass die Bodenrente zu 100% für das Gemeinwesen zurückgewonnen werden sollte, und dass im Gegenzug der Produktionsfaktor Arbeit entlastet werden sollte.
Mit freundlichen Grüssen - - George Morton, Stuttgart
Sehr geehrter Herr Morton,
an Henry George schätze ich, dass es ihm um soziale Gerechtigkeit ging und seine Überlegungen philosophisch fundiert und rund sind. Auch heute führt Bodenspekulation z.B. dazu, Bäuerinnen und Bauern die Existenzgrundlage zu entziehen und Mieten hochschnellen zu lassen. Oder die private Aneignung von Land verwehrt den öffentlichen Zugang zu attraktiven Plätzen etwa an Seen. Hier sollte nicht nur über steuerliche Anreize, sondern direkt gesetzlich gehandelt werden: In Schweden z.B. dürfen Grundstücke nicht komplett bis ans Ufer gehen, sondern müssen einen Weg freilassen. Ebenso ist das Grundstücksverkehrsgesetz konsequent umzusetzen. Näheres dazu finden Sie in folgender Pressemiteilung:
Bodenspekulation entzieht der ostdeutschen Landwirtschaft die Existenzgrundlage:
www.linksfraktion.de/pressemitteilung.php?artikel=1268485913
Den Lösungsvorschlag von Henry George halte ich jedoch für nicht zeitgemäß. Er schlägt ja vor, die Bodenrente zu 100 Prozent zu besteuern, zugleich Arbeit und Kapital steuerfrei zu stellen.
Zum einen: Sei es so, dass Bodenrente als Ertragsdifferenz zwischen Böden gleicher Größe bei gleichem Einsatz von Arbeit und Kapital verstanden wird.
- Wie soll in der Praxis korrekt und je Einzelfall voneinander getrennt werden, welcher Teil des Ertrags auf den Boden entfällt? Ich halte das für unmöglich.
Zum anderen: Angesichts der heutigen Kluft zwischen arm und reich muss er vor allem darum gehen, hohe Arbeits-Einkommen und Vermögen steuerlich stärker zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben heranzuziehen. Hierzu zählt eine Vermögen- und Erbschaftsteuer, die ebenso Immobilien und Grundstücke einschließt. Volkswirtschaftlich schädlich ist auch der Trend der letzten Jahrzehnte, dass Kapital bzw. Gewinne zunehmend auf die Finanzmärkte fließen. Denn dort tragen sie zu spekulativen Blasen bei. Eine Finanztransaktionsteuer kann hier entschleunigend wirken.
Mit freundlichen Grüßen
Axel Troost