Frage an Axel Schäfer von Birgit S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Schäfer,
ich habe seit etwa sechs Jahren ein ganz kleines, nebenberufliches Dienstleistungsgewerbe.
Eigentlich könnte es trotz Wirtschaftskrise wachsen, denn es gibt eine entsprechende Nachfrage.
Hierzu wäre es nötig ein oder zwei Personen zu finden, die bereit sind - ohne Schwarzarbeit - angemeldet ca. 3 x wöchentlich, 3 - 4 Std. zu einem netto Stundenlohn von 6,50 Euro, ohne jede Vorkenntnisse als Gartenhilfskraft zu arbeiten.
Einzige Anforderungen meinerseits sind Zuverlässigkeit und Freude an der Arbeit.
Nachdem ich auch nach zig Anzeigen in der örtlichen Presse nur Menschen fand , die " schwarz "arbeiten mochten, die x -mal anriefen um die Stelle baten und bettelten , um dann - ohne Absage - noch nicht mal zum Vorstellungsgespräch zu erscheinen. War ich so deillusioniert, daß ich in ein kath. Pfarrhaus ging um zu erfahren, ob man mir eine Person nennen könnte, die bereit sei diese Aufgabe zu übernehmen.
Die Antwort war: "so jemand finden Sie heute nicht mehr. Die Leute die arbeiten wollen tun das, die andern sitzen beim Amt "
Also besuchte ich eine Hauptschule ( ziemlich groß ), fragte dort ob man nicht evtl. einen Schulabgänger wüsste, der keine Lehrstelle gefunden hatte und für mich in Frage käme.
Der soz. Arbeiter wußte doch tatsächlich zwei Schüler - in der ganzen großen Schule -, die "zuverlässig genug " wären.
Mit einem ( der sich dann meldete ) konnte ich immerhin ´nen Ferienjob vereinbaren können.
Nach dieser Erfahrung muß ich Sie nun fragen, weshalb wird von keinem Arbeitslosen ( besonders in Zeiten von Wirtschaftskrise ) gefordert - sagen wir 5 Std. / Tag - für ihr Arbeitslosengeld im öffentlichen Bereich zu arbeiten?
Ich denke es fände sich für jede Berufsgruppe eine Aufgabe, die dem Staat ( der so wenig Geld hat und so viel für die Arbeitslosen ausgibt ) nützlich sein zu können.
Also, weshalb sollen die Menschen, die arbeitslos sind allen nicht auch etwas für die Allgemeinheit tun?
Mit freundlichen Grüßen
Birgit Schuster
Sehr geehrte Frau Schuster,
vielen Dank für Ihre Mail. Die von Ihnen aufgeworfene Frage muss tatsächlich ernsthaft diskutiert werden, und sie wird nach meiner Erfahrung nach einem 40jährigen Berufsleben tatsächlich auch zu wenig offen benannt.
Es gibt meiner Meinung nach drei Gruppen von Arbeitslosen: Eine große Gruppe, die arbeiten will, aber keine Arbeit findet; eine kleinere Gruppe, die ebenfalls arbeiten will, aber gesundheitsbedingt nicht mehr arbeiten kann. Und schließlich eine Gruppe, die nicht arbeiten will. Wenn man davon ausgeht, dass in Deutschland die erwerbsfähige Bevölkerung bei ca. 45 Millionen Menschen liegt und 97 Prozent arbeiten wollen – eine sehr hohe, aber sicherlich realistische Quote – dann gäbe es weit über eine Million Menschen, die schlicht und einfach nicht arbeiten wollen und mit öffentlichen Leistungen plus Schwarzarbeit sich ihr Leben eingerichtet haben. Das ist das Problem.
Unser Konzept des Forderns und Förderns ist meines Erachtens generell richtig. Natürlich müssen einzelne Aspekte kritisch diskutiert und aus manchen gemachten Erfahrungen auch Konsequenzen gezogen werden.
Ich finde es sehr gut, dass und wie Sie sich in der Frage von Beschäftigung engagiert haben. Gleichzeitig möchte ich Ihnen ganz ehrlich sagen, dass ich bei dem Thema „3 Prozent wollen nicht arbeiten“ auch keine Patentlösung habe.
Für ein Telefongespräch stehe ich Ihnen darüber hinaus gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Axel Schäfer