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Axel Schäfer
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Frage von Johannes-G. P. •

Frage an Axel Schäfer von Johannes-G. P. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Schäfer,

wie Sie wahrscheinlich auch wissen, finden zur Zeit Verhandlungen über ein
transatlantische Freihandels- und Investitionsabkommen zwischen den USA und
der EU statt, dem Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP).
Vordergründig geht es dabei um die Stärkung der Wirtschaft, hintergründig
jedoch auch darum, das die Wirtschaft die Hoheit über die Politik erhält, so
das im Zweifelsfall immer Entscheidungen zugunsten der Wirtschaft getroffen
werden, die die Politik anschliessend nur noch zur Kenntnis nehmen kann,
sofern sie überhaupt davon erfährt. Das Mittel dazu sind so genannte
"Investor-Staat-Schiedsgerichte", bei denen Investoren am normalen Gerichtsweg
vorbei ihre Interessen einklagen können. Diese Gerichte tagen im Geheimen und
ohne Berufungsinstanz. Dazu würde ich gerne wissen:

Können bzw. wollen Sie es verantworten, einem Vertrag zuzustimmen, mit dem
demokratische politische Entscheidungen und sogar das deutsche Rechtssystem
bedingungslos der Willkür der Schiedsgerichtsbarkeit privater internationaler
Geheimtribunale unterworfen werden?

Wollen Sie es unterstützen, dass per TTIP zukünftig völlig legale Maßnahmen
etwa des Umwelt- und Gesundheitsschutzes plötzlich auf den Prüfstand eines
Weltbank-Schiedsgerichts oder eines Tribunals bei der Internationalen
Handelskammer in Paris gestellt werden?

Halten Sie es für vertretbar, wenn ihnen die Wirtschaft zukünftig diktieren
kann, wie Sie als Politiker entscheiden sollen?

Mit freundlichen Grüssen,
J.G. Pulina

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Sehr geehrter Herr Pulina,

vielen Dank für Ihr Schreiben, auf das ich Ihnen gerne antworten möchte. Die Verhandlungen über ein transatlantisches Freihandels- und Investitionsabkommen zwischen der EU und den USA sind grundsätzlich zu begrüßen. Eine Förderung des Handels zwischen den zwei größten Binnenmärkten der Welt bietet zahlreiche Chancen für Unternehmen und Verbraucher. Vor dem Hintergrund der immer noch spürbaren Folgen der Finanzkrise - sowohl in Europa als auch in den USA - enthält die geplante Vereinbarung das Potential, der Wirtschaft neuen Schwung zu verleihen. Ich stimme deswegen nicht mit Ihnen überein, dass es bei dem Abkommen nur hintergründig um die Stärkung der Wirtschaft geht. Die Wirtschaftsräume der EU und der USA haben sich lange Zeit separat voneinander entwickelt und so verwundert es nicht, dass es bei einigen Themen zum Teil sehr unterschiedliche Auffassungen gibt. So haben Bürgerinnen und Bürger in Europa bei Sozialem, Arbeit, Umwelt, Agrar, Lebensmittel, Gesundheit und Datenschutz bereits Maßstäbe gesetzt , die es in den USA in dieser Form nicht gibt. Ein Handelsabkommen, in dem man diese Standards nicht explizit schützt, könnte diese Errungenschaften untergraben. Aus diesem Grund fordert die SPD, dass in dem Abkommen die jeweils höherwertigen Standards des Partnerlandes übernommen bzw. anerkannt werden.
Für die SPD steht außer Frage, dass die Politik ihre Gestaltungsmacht gegenüber der Wirtschaft behaupten muss. Wir haben uns in den vergangen Jahren intensiv darum bemüht, mehr Transparenz beim Umgang von Politikern mit Vertretern der Wirtschaft zu schaffen (Drucksachen 17/11331 und 17/11332). Und auch beim Thema Investorenschutz, welches Sie unter dem Stichwort „Investor-Staat-Schiedsgericht“ ansprechen, achten wir genau darauf, dass nationale und europäische Gesetzgebung nicht ausgehebelt wird (siehe hierzu den Antrag der SPD zum Handelsabkommen, Drucksache 17/13904).

Mit freundlichen Grüßen

Axel Schäfer

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