Lösung zur Spaltung der Linkspartei in Bezug auf die Ukraine? Planen Sie und der Rest des Parteivorstandes etwas, um die innere Spaltung zu klären? Und wenn ja, vor oder bei dem nächsten Parteitag?
Sehr geehrter Herr Gürpinar,
im ZDF-Politbarometer vom 23.02.2024 sprachen sich 52% der befragten Linke-Wähler dafür aus, dass die EU mehr beziehungsweise weiter Waffen an die Ukraine liefern soll. In einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung, die am 14.02.2024 veröffentlicht wurde, sagten das 53% der Linke-Wähler. Eine MOTRA-Umfrage aus dem Mai 2023 mit dem Namen "Der Ukrainekrieg: Kriegsängste, die Akzeptanz von Waffenlieferungen und Autokratieakzeptanz in Deutschland" (Russland-Analysen Ausgabe 437) zeigte sogar, dass nur 17% der Linken-Wähler Waffen vollkommen ablehnen und 47% Defensivwaffen befürworten, der Rest unserer Wähler befürworten Offensivwaffen.
Unsere Wähler sind sichtlich gespalten beim Thema Waffen, mit einer Tendenz zu Waffenlieferungen. Wie gedenken Sie und der Rest des Parteivorstandes, das Problem der inneren Spaltung zu lösen? Wäre ein Mitgliederentscheid wie zuletzt beim Thema BGE eine mögliche Option, um die Frage zu klären? Oder eine Kompromisslösung?
Gruß
Sehr geehrter Herr K., lieber P.,
keine*r unserer Wähler*innen wird komplett mit dem gesamten Programm unserer Partei übereinstimmen. Das ist vollkommen logisch und nachvollziehbar. Dabei gibt es für jeden andere rote Linien, die nicht überschritten werden dürfen. Für mich liegen diese in der konsequenten Ablehnung von Krieg und Aufrüstung.
Eine Unterscheidung von Kriegswaffen in angeblich rein defensiv genutzte Waffen und Waffen, die für einen Angriff genutzt werden, verwischt das Leid und das Elend, das Krieg über alle Menschen bringt, die ungewollt und unverschuldet in diese Konflikte hineingeraten. Ich lehne alle Waffenlieferungen ab. Ich bin überzeugt davon, dass Konflikte nicht durch mehr Waffen gelöst werden können. Eine Überzeugung, die ich auch in der Partei wahrnehme.
Wichtiger als die Lieferung von Kriegswaffen sind alle Bemühungen, Frieden zu schaffen und Menschen zu schützen. Dazu gehört ein Stopp aller Waffenlieferungen, gezielter Druck auf den Machtapparat und die Personen, die ihn stützen, sowie die Aufnahme und das Bleiberecht für alle Geflüchteten sowie Asyl für Deserteur*innen.
Für mich gilt, worauf wir uns vergangenes Jahr beim Parteitag in Augsburg geeinigt haben: Wir lehnen die Aufrüstung und Militarisierung Deutschlands ab und fordern von der Bundesregierung, die vielen Milliarden Euro für Soziales, Gesundheit, Bildung und Klimaschutz auszugeben.
Solidarische Grüße
Ates Gürpinar