Ates Gürpinar
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DIE LINKE
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Frage von Fabian F. •

Frage an Ates Gürpinar von Fabian F. bezüglich Jugend

Warum bezeichnen sich die Linken im Jahre 2017 eigentlich noch als Genossen und Genossinen? Als junger Erwachsener finde ich den Begriff etwas antiquiert und abschreckend. Wäre es da mal nicht an der Zeit mit seiner Vergangenheit abzuschliessen und sich mehr den jüngeren Generationen zu öffnen?

Ates Gürpinar
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr F.,

damit hatte ich mich auch schon beschäftigt. Ich denke ebenfalls, dass er bei jüngeren Menschen erstmal merkwürdig klingt und natürlich besteht keinerlei Zwang, sich bei uns so anzusprechen. Ich halte es allerdings aus mehreren Gründen für gut, das beizubehalten. Wir nehmen damit Bezug auf den Beginn der Auseinandersetzungen der Beschäftigten, wo Arbeiterinnen und Arbeiter Parteien gründeten und sich dort so angesprochen haben. DIE LINKE als noch junge Partei begreift sich in Tradition zu denen im 19. Jahrhundert, die sich in Parteien zusammenschlossen, um für ihre Rechte einzustehen. Auch ich als jemand, der 32 Jahre alt ist und 2017 für mehr Lohn in der Pflege streitet, für ein gutes Leben im Alter etc., baue darauf auf. Ich profitiere von den Mühen und Erniedrigungen, die diese zum Großteil vergessenen Menschen auf sich genommen haben, als sie für Versicherung im Krankheitsfall, im Alter, Begrenzung von Arbeitszeit uswusf. einstanden. Fast noch wichtiger ist mir allerdings, dass wir damit auch Bezug nehmen auf den Widerstand durch linke Parteien in Nazideutschland, übrigens als die Nazis den Begriff zum 'Volksgenossen' pervertierten. Dieser Mut, diese Aufopferung, aber auch die vielen Opfer dürfen nicht vergessen werden. Wir wissen, was uns blüht, wenn solche Menschen mit ihrem Hass und ihrer Menschenverachtung wieder an die Macht kommen.

Ein dritter Grund ist natürlich der Begriff selbst. Dass wir nur gemeinsamen etwas erreichen können, wird bei uns in der Anrede der anderen versinnbildlicht. Während andere Parteien - FDP, CDU/CSU - über Lobbyorganisationen Macht erhalten und ausüben, sind wir allein über die gemeinsame Kraft wirkreich - und 'genießen', dass der andere Teil von unserer Bewegung ist.

Und nun komme ich ein wenig runter vom Pathos: Da wir momentan einen Mitgliederzuwachs insbesondere bei jüngeren Menschen haben (über 60 % der knapp 600 Neumitglieder in Bayern in diesem Jahr sind unter 35) und die Altersgruppe der 21-25-jährigen die zahlenmäßig größte ist, hoffe ich auch, dass dies letztlich kein Hinderungsgrund innerhalb der LINKEN ist. Ob wir uns nun mit 'Sehr geehrter Herr F.', 'Genosse' oder 'Lieber Fabi' ansprechen: Wenn Sie unsere Ziele teilen, freue ich mich sehr darüber, wenn Sie zu uns kommen.

Es grüßt herzlich,

Ates Gürpinar

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