Frage an Astrid Damerow von Thomas A. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Damerow,
ich hatte heute die Gelegenheit, Ihre Rede im Bundestag zum Tagesordnungspunkt „Multiresistente Keime im Wasser“ zu verfolgen. Ich teile den von Ihnen – wie aber auch von anderen Rednern – vertretenen Standpunkt, dass für die Einleitung gezielter und nachhaltiger Maßnahmen zur Eindämmung multiresistenter Keime eine bessere Datenbasis erforderlich ist. Wenn ich als Bürger jedoch beobachte, wie lange Entscheidungsprozesse in der Politik benötigen, stelle ich mir die Frage, ob durch die weitere Verschiebung von Gegensteuerungsmaßnahmen nicht der Zeitpunkt verpasst wird, wo überhaupt noch geeignete Maßnahmen möglich sind, um insbesondere die Wirksamkeit unserer letzten Reserveantibiotika nicht zu gefährden. Unabhängig von den weiteren (notwendigen) Untersuchungen wären aus meiner Sicht bereits heute Maßnahmen möglich, um die weitere Verbreitung von multiresistenten Keimen zu bekämpfen. Hierzu zählen für mich:
- Aufdrucke zur richtigen Entsorgung von Medikamenten auf Arzneimittelverpackungen
- klare Benennung, welche Antibiotika zu den Reserveantibiotika gehören und der Erlass eines Einsatzverbotes für diese Reserveantibiotika in der Landwirtschaft
Wenn ich mir die heutigen Reden zu diesem Thema anschaue, habe ich den Eindruck, dass hier fraktionsübergreifend ein gewisser Konsens zur Wirksamkeit der oben gennannten zwei Maßnahmen besteht.
Ich möchte Sie daher fragen,
- wie Sie die Wirksamkeit der von mir genannten Maßnahmen einschätzen, und
- ob Sie eine Möglichkeit sehen, diese Maßnahmen noch vor dem Abschluss der weiteren Untersuchungen
bundesweit umzusetzen?
Mit freundlichen Grüßen
T. A.
Sehr geehrter Herr A.,
haben Sie zunächst vielen Dank für Ihre E-Mail, vom 15. März. Ich freue mich, dass Sie meine Rede im Deutschen Bundestag mitverfolgt haben und möchte Ihnen gerne antworten:
Antibiotika werden heute bereits wesentlich maßvoller und gezielter als früher angewendet. Die Veterinärmedizin konnte inzwischen einen enormen Rückgang des Antibiotikaeinsatzes verzeichnen. Weiteres Potenzial bei der Reduzierung muss jedoch fortwährend ausgeschöpft werden.
Im Humanbereich kommt zum Beispiel der Krankenhaushygiene eine ganz besondere Verantwortung zu. Die Aufklärungsarbeit bei Medizinern, Patienten und Tierhaltern muss dazu weiter intensiviert werden. Wir benötigen noch mehr Sensibilität bei der Verschreibung, Anwendung und vor allem der Entsorgung von Antibiotika.
Als Abgeordnete nehme ich Ihre Vorschläge gerne mit auf und bringe sie in die entsprechenden Gremien mit ein. Eine eindeutige Deklarierung und eine umfassendere Aufklärung sind gute Ansatzpunkte im Umgang mit Antibiotikaresistenzen. Sie sind bereits heute Bestandteile der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie und müssen fortlaufend ausgeweitet werden. Pauschale Einsatzverbote für die Landwirtschaft sehe ich jedoch kritisch. Ein Medikament dient schließlich der Behandlung von krankheitsbedingten Leiden. Ich möchte keinem Lebewesen das Recht auf eine mögliche Behandlung von vornherein absprechen. Unsachgemäßer Medikamenteneinsatz ist in der Veterinärmedizin jedoch genauso zu verurteilen, wie in der Humanmedizin.
Beim maßvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika sind wir letztlich alle gefragt. Dem natürlichen Prozess der Resistenzbildung können wir nur gesamtgesellschaftlich begegnen.
Mit freundlichen Grüßen,
Astrid Damerow
Astrid Damerow, MdB
Deutscher Bundestag
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