Frage an Astrid Dahaba von michael P. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Fr. Dahaba
Wie Sie ja mitverfolgen konnten sind Pflegekräfte in der Pflege unter Druck und immer mehr Erwartungen an das Personal für noch mehr weniger Geld am Pflegen.
Was möchten Sie und ihre Partei gegen diese Überlastung tun?
2.Viele Pflegekräfte arbeiten weit unter der Mindeslohngrenze, was würde Sie dafür vorschlagen um diese Situation zu ändern?
3.Wie man ja auch vor noch nicht alt zu lange zeit in den Medien mitverfolgen konnten, dass in vielen Altenheime viel zuwenig Personal verhanden ist und das dadurch die Pflege der Kunden also die dort Stationierten Bewohner nich mehr zu 100% gewährleistet werden kann.Ja Was halten Sie davon, um die Zustände aufzuheben, dass das MTK (Mdezinischer Dienst der Krankenkassen)unangemeldet in den Einrichtungen erscheinen darf?
Sehr geehrter Herr Purps,
Sie sprechen ein äußerst wichtiges Thema an: Die Pflege von Menschen. Wir alle werden höchstwahrscheinlich einmal vor der Frage stehen: Wer kann mich betreuen, wenn ich alt und sogar pflegebedürftig bin? Wer kann mich würdevoll begleiten, wenn ich nicht mehr in der Lage bin, mich selbst zu versorgen? Pflege und Gesundheit gehören mit zur Daseinsvorsorge, die in staatliche Hand gehören und sich nicht wirtschaftlichen Interessen beugen dürfen.
Ihre Fragen möchte ich gern zusammenfassend beantworten:
In der Tat genießen Pflegekräfte nicht die Anerkennung, die sie verdienen, wenn sie ihren Dienst am Menschen ausüben. Jede Minute muss nach einem genauen und zeitintensiven Punktesystem protokolliert werden, für ein Gespräch bleibt kaum Zeit. Die Pflegekräfte stehen unter Druck, einerseits müssen sie den pflegerischen und zeitlichen Anforderungen genüge leisten, andererseits sollte der Mensch mit seinen Erwartungen und Bedürfnissen im Vordergrund stehen. Hinzu kommt die geringe Entlohnung für diese schwere und emotional belastende Arbeit.
Derzeit werden in Hamburg nur 20 Prozent der ambulanten Pflegekräfte nach Tarif bezahlt. Ein examinierter Altenpfleger erhält beispielsweise ein Einstiegsgehalt von monatlich 2148 Euro Brutto, ein Altenpflegehelfer 1827 Euro. Bei privaten Trägern liegen die Löhne bis zu 30 Prozent darunter. Vollzeitstellen sind die Ausnahmen, viele arbeiten als Teilzeitkräfte und auf 400-Euro-Basis. Für die Beschäftigten in der Altenhilfe ist dies ein Knochenjob mit Löhnen am Existenzminimum. Immer mehr Praktikanten und Ein-Euro-Jobber werden für diese Arbeiten noch zusätzlich herangezogen.
Politisch hat der CDU Senat die dramatische Situation im Pflegebereich zu verantworten. Die städtischen Altenhilfeeinrichtungen pflegen&wohnen wurden an einen Finanzinvestor verkauft und das hier sichtbar gewordene Desinteresse prägt die Einstellung zum gesamten Pflegesektor. Zu Recht bringt die Hamburger Morgenpost die Stimmung der enttäuschten Altenpfleger auf den Punkt: „Viele von uns schuften wie die Sklaven". Dies gilt nicht nur für die häusliche Altenpflege, sondern auch für stationäre Heimpflege.
Die Gewerkschaft verdi und zwei Wohlfahrtsverbände fordern eine angemessene Vergütungssituation, die die Tarifbindung und öffentliche Anerkennung der Pflegeberufe beinhaltet. Es bleibt abzuwarten, ob die Initiatoren, allesamt führende Sozialdemokraten dieser Stadt, über den Wahltag hinaus die Kraft haben, mit ihrem Bündnis „Pflege ist mehr wert“ eine Bürgerbewegung für eine gute Pflege alter Menschen in Hamburg zu entwickeln.
DIE LINKE unterstützt alle Initiativen zur Verbesserung der Pflegesituation in Hamburg, die angemessene Bezahlung und Qualifizierung der Pflegekräfte ist ein wichtiger Schritt. Wir setzen uns für einem Mindestlohn von 8,44 Euro ein – wie es andere europäische Länder schon vorgemacht haben. Die LINKE hat eine bundesweite Mindestlohndebatte gestartet und die SPD hat jetzt nach langem Zögern unsere Idee aufgegriffen. Doch konsequent ist sie leider nicht.
Schreckensmeldungen gingen durch die Medien. Eine große Ursache für die unzureichende Betreuung der Menschen liegt meiner Meinung nach in der Überforderung der Pflegekräfte: Viele Patienten müssen in einem Rekordtempo „abgearbeitet“ werden. Die pflegerische und emotionale Versorgung bleibt auf der Strecke. Bei einigen Pflegern wird der psychische Druck unerträglich. Einige stumpfen ab – die Ziele der damaligen Berufsentscheidung sind aus dem Blickfeld verloren gegangen. Die Altenpflegeheime müssen Qualitätsstandards einhalten – diese sind unverzichtbar. Dazu gehört der unangemeldete Besuch des MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) in den Pflegeeinrichtungen.
DIE LINKE im Landesverband Hamburg fordert deshalb, dass zunächst die Stadt Hamburg politische Verantwortung für die optimale Versorgung der alten Menschen übernimmt. Die Privatisierung der stadteigenen Altenhilfe ist zurückzunehmen. Unsere Forderungen:
· die Pflegeversicherung muss zu einer Bürgerversicherung ausgebaut werden.
· die Pflegeversicherung muss verbindliche Personalschlüssel für eine qualitativ hochwertige Pflege festlegen.
Eine entsprechende Bundesratsinitiative wird die Fraktion DIE LINKE in der Bürgerschaft auf den Weg bringen.
Lieber Herr Purps, ich danke Ihnen sehr für diese Frage. Man sollte viel öfter die Pflegesituation in der stationären und ambulanten Pflege zum Thema machen und nicht erst dann, wenn es Negativschlagzeilen gibt.
Ich vermute, Sie befinden sich gerade in der Ausbildung. Die Pflege von Menschen ist keine Selbstverständlichkeit und nicht jeder kann diesen Beruf ausüben. Man muss dafür ein überdurchschnittliches Engagement mitbringen, etwas Humor, viel Geduld, eine Portion Empathie, die Fähigkeit zur Überwindung von Berührungsängsten, zusammengefasst: die Liebe und der Respekt am Nächsten – neben dem medizinischen und pflegerischen Fachwissen. Leider werden viele positive und wertvolle Aspekte, die dieser Beruf mit sich bringen kann, durch Zeitvorgaben und organisatorische Dinge vereitelt.
Jeder Beruf, der mit der Erziehung und Pflege von jungen und alten Menschen zu tun hat, verdient eine öffentliche und finanzielle Anerkennung. Im Rahmen meiner Möglichkeiten werde ich mich immer dafür einsetzen.
Ich hoffe sehr, dass Sie mit Elan und Kraft Ihren Weg weitergehen mit dem Wissen, dass Sie eine gesellschaftlich wertvolle Arbeit leisten, die ihre Wertschätzung verdient.
Mit freundlichem Gruß
Astrid Dahaba