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Antje Tillmann
CDU
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Frage von Hubert S. •

Frage an Antje Tillmann von Hubert S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr verehrte Frau Tillmann,

sehen Sie eine Chance, dass hier in Thüringen das widersinnige mehrgliedrige Schulsystem doch irgendwann einmal abgeschafft wird? Warum sperrt sich die CDU so dagegen?

Vielen Dank und freundliche Grüße,
H. Schirneck

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Schirneck,

jedes Kind muss nach seiner Begabung und seinen Möglichkeiten gefördert werden. Das mehrgliedrige Schulsystem will genau diesem Grundsatz Rechnung tragen und durch verschiedene Bildungseichrichtungen mit verschiedenen Bildungsansätzen gezielt dort ansetzen, wo Bedarf und/oder Leistungsfähigkeit besteht. In diesem Sinne bedeutet ein mehrgliedriges Schulsystem sowohl Elitenförderung - Grundlage deutscher Ingenieurskunst und Prosperität in einem Land, das vor allem und hauptsächlich mit Humankapital wirbt - als auch zielgerechtes Lernen, das praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten ebenso hoch einschätzt. Aus diesem Grund beruht das differenzierte Schulsystem nicht ursächlich auf einem Leistungsgefälle, sehr wohl aber darauf, dass man unterschiedlichen Talenten Rechnung trägt. Das Gymnasium ist damit für die gedacht, die eher dem theoretischen Wissen zugeneigt sind, während die Hauptschule für einen direkten Einstieg ins praktische Berufsleben vorbereiten will. Das mehrgliedrige Schulsystem ist daher ergebnisorientiert und kann somit auf die speziellen Bedürfnisse der Schüler besser eingehen. Deswegen sehe ich keinen Grund, das Erfolgsrezept des mehrgliedrigen Schulsystems aufzugeben.
Aber nicht nur diese Überlegung spricht im Namen der unionsgeführten Länder für das bisherige System. Durch zahlreiche Studien wurde in den vergangenen 20 Jahren nachgewiesen, dass es nicht von Vorteil ist, Kinder länger als bis zur vierten Klasse gemeinsam zu unterrichten. Am Beispiel Berlins und Brandenburgs wurde nachgewiesen, dass Schüler nach einer gemeinsamen sechsjährigen Grundschulzeit schlechter dastehen als nach einer vierjährigen. Im Übrigen schneiden im innerdeutschen Vergleich diejenigen Bundesländer am besten ab, die nach der vierten Klasse eindeutig nach Schulformen differenzieren. Im Gegensatz zur SPD setzt die CDU/CSU daher auf einen hohen Differenzierungsgrad des Schulsystems. Die Schulerfolge in Baden-Württemberg und in Bayern sind dabei sicheres Erfahrungsmaterial und sprechen für die von der Union vertretene Pluralität. Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, spricht sich aus diesem Grund auch gegen die Gesamtschule aus, die nach seinen Worten „nach allen vorliegenden Untersuchungen der letzten 25 Jahre nicht mit den anderen Schulformen mithalten können, obwohl sie um 30 Prozent besser ausgestattet ist.“ ( http://www.lehrerverband.de/zdfchat.htm ) Die Ergebnisse aus PISA 2003 zeigen eindrucksvoll die Überlegenheit von Gymnasien und Realschulen im Vergleich zu Gesamtschulen. Und auch der internationale Befund spricht für sich: Sehr gute PISA Ergebnisse konnten sowohl Länder mit gegliederten Schulsystemen (Bsp: Niederlande) und Länder mit integrierten Systemen (Bsp: Finnland) erzielen.

Jedes Kind hat starke Seiten; sie zu entwickeln, ist wichtige Aufgabe der Schule. Äußere Differenzierung ist immer zugleich ein Stück Begabtenförderung, da so homogenere Arbeits- und Leistungsgruppen entstehen, in denen zielgerichtete Förderung besser möglich ist. Darüber hinaus ist die Durchlässigkeit des gegliederten Systems eine in das System eingepflanzte Form der Begabtenförderung. Aus diesem Grunde gesteht selbst die ehemalige Kultusministerin von Nordrhein-Westfalen, Gabriele Behler (SPD), obleich des rot-grünen Projekts der Einheitsschule, ein: „Die offensichtlichen Probleme der Gesamtschulen, die trotz guter Bedingungen unbefriedigende Ergebnisse sowohl in der Leistungshöhe wie bei der Chancengleichheit haben, werden immer wieder geleugnet.“
(Die Zeit, 12. Mai 2005). Und wie man sie dort beim Wort nimmt, muss man sie auch an einer anderen Stelle zitieren: „Die Diskussion „lenkt ab von zentralen Problemen der Qualitätssicherung und –entwicklung.“ (FAZ, 9. Dezember 2004) Wenn sich die CDU/CSU also gegen die Einheitsschule ausspricht, dann nicht nur, weil sie individuelle Förderung als richtig und wichtig erachtet, sondern auch, weil die Realität ihr im Sinne eines mehrgliedrigen Schulsystems ganz einfach Recht gibt.

Mit freundlichen Grüßen,

Antje Tillmann

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