Frage an Annette Wittmütz-Heublein von Andreas W. bezüglich Familie
Guten Abend Frau Wittmütz-Heublein,
Die FDP fordert im neuen Parteiprogramm die Doppelresidenz (Wechselmodell) als Regelfall für Trennungskinder in Sorgerechtsverfahren, für den Fall, dass sich deren Eltern auf keine andere Nachtrennungs-Betreuung einigen können. Hierzu 3 Fragen:
1. Wie stehen Sie hierzu als praktizierende Familienrechtsanwältin?
2. Setzen Sie diese Forderung der FDP in Ihrer Arbeit als Familienrechtsanwältin bereits um? Wenn ja, wie?
3. Welche konkreten Massnahmen werden Sie als Politikerin persönlich zur Umsetzung o.g. Forderung ergreifen?
Ich bedanke mich im voraus für Ihre zeitnahen Antworten,
A. W.
Autor / Journalist
September Film Produktion, Köln
Sehr geehrter Herr W.,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage.
Wir sehen in unserem Wahlprogramm das Modell der Doppelresidenz als gesetzlichen Regelfall vor. Wie dies im einzelnen sodann umzusetzen sein wird ist Sache der Ministerien.
Aus meiner Erfahrung als Familienrechtlerin und Mediatorin halte ich die Kommunikationsbereitschaft von getrennt lebenden Eltern für essentiell, generell sowie insbesondere beim Wechselmodell.
Um diese zu stärken sehe ich erheblichen Reformbedarf, zum einen im Hinblick auf die Ausbildung von Familien-Rechtsanwälten und -Richtern, die geschult werden müssen, Auseinandersetzungen nicht durch unnötige Schärfe zu verschlimmern, zum anderen durchaus auch durch ein Mediationsverfahren, welches regelmäßig vorgeschaltet werden muss, bevor in Kindschaftssachen das Gericht angerufen wird. In Mediatoren- und Anwaltskreisen wird seit langem diskutiert, ob dies mit dem Grundsatz der Freiwilligkeit in der Mediation vereinbar sei; ich persönlich sehe dies äußerst pragmatisch und befürworte diesen Weg.
Ich fordere zudem bereits seit Jahren, die Prozesskostenhilfe auf Mediationsverfahren auszuweiten.
In meiner Tätigkeit als Familienrechtlerin strebe ich es vor allem regelmäßig an, Sorge- und Umgangsrechtskonflikte nicht gerichtlich zu klären; die Belastung für die betroffenen Kinder sind aus meiner Erfahrung erheblich.
Mit herzlichen Grüßen,
Dr. Annette Wittmütz-Heublein