Liebe Frau Widmann-Mauz, die Vorteile des Tempolimits auf Autobahnen liegen mittlerweile auf der Hand. Deshalb interessiert mich Ihre Meinung: Was denken Sie persönlich, wäre eine Umsetzung sinnvoll?

Sehr geehrter Herr H.,

die Einführung eines allgemeinen Tempolimits habe ich bislang im Grundsatz abgelehnt. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Ereignisse habe ich mich allerdings bereits auch öffentlich dafür ausgesprochen. Mitten in Europa herrscht Krieg, Energieträger sind knapp, die Verbraucherpreise steigen und zeitgleich müssen wir den Klimawandel aufhalten. Der Ernst der Lage gebietet, Sachfragen vernetzt zu denken, Positionen zu hinterfragen und bestimmte Grundsätze ergebnisoffen zu bearbeiten.

Die derzeitige Energieknappheit zeigt drastisch, wie abhängig Deutschland von fossilen Energieträgern ist. Die Energiewende hin zur erneuerbaren und CO2-neutralen Energie ist daher nicht nur eine klimapolitische, sondern auch eine sicherheitspolitische Notwendigkeit. Daher müssen wir jede sinnvolle Möglichkeit nutzen, Energieträger einzusparen.

Sollte ein Tempolimit tatsächlich helfen, den Spritverbrauch, den CO2-Ausstoß und Unfälle zu reduzieren, sollten wir nicht weiter aus romantischer Gefühligkeit am Prinzip der „freien Fahrt für freie Bürger“ festhalten. Darum kann ich mir prinzipiell auch ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern vorstellen – befristet, konditioniert und ideologiefrei. Wichtig ist mir allerdings, dass parallel zu einer befristeten Einführung eines solchen Tempolimits eine Untersuchung der Auswirkungen einer solchen Begrenzung auf Preise, Energieversorgungs- und Verkehrssicherheit stattfindet, um kommende Debatten auf Grundlage dieser Erkenntnisse führen zu können.

Mit freundlichen Grüßen

Annette Widmann-Mauz MdB