Frage an Anne Franke von Hans H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Franke,
Sie sind so sehr gegen den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen. Wollen Sie den, nur aus firmeninternen Gründen (weniger Aufträge) zurückgegangenen Flugverkehr jetzt komplett verhindern? Die Zahlen, auf die sich die EDMO beruft, wurden vor mehreren Jahren bereits genehmigt.
Die Firmen, die auf diesen Flughafen angewiesen sind, werden abwandern, und damit auch über 1000 (TAUSEND) qualifizierte Arbeitsplätze und damit nicht zuletzt auch Kaufkraft wegfallen.
Der Flugverkehr ist bis 2005 kaum mehr aufgefallen. Die Anwohner haben sich derzeit nur an die Ruhe gewöhnt. Warum jammert keiner, wenn er an Bahnstrecken wohnt? Wohl doch nur, weil er sich an die Belastung gewöhnt hat! Das kann unser Körper/Geist zum Glück. Die Geschäftsflieger sind auch längst nicht mit den größeren Reiseflugzeugen zu vergleichen, wie sie in Erding verkehren.
Wer den (genehmigten) Flugverkehr mit großem Geheul am liebsten wegklagen will, dem ist es u.a. auch völlig egal, wie es der Region ergeht, wenn alle Folgen des Weggangs der Firmen, damit der Arbeitsplätze und Kaufkraft, der vielen Anwohner, die mitgehen werden ergehen wird.
Ähnlich verhält es sich doch auch mit den Tunnelgegnern, die am liebsten den Straßenverkehr vor der Nase weghaben wollen und dafür sogar riesige Schäden an der Natur (durch die Umgehungsstraße) in Kauf nehmen.
Wie stehen Sie zum möglichen Verlust der Arbeitsplätze und wie sehen Sie die Optopn Umgehung um Starnberg?
Mit freundlichem Gruß
Hans Herber
Sehr geehrter Herr Herber,
zunächst einmal bedanke ich mich, dass Sie mich fragen, obwohl wir ja offensichtlich in diesem Punkt anderer Meinung sind. Ich finde es immer wichtig, sich sachlich auseinander zu setzen und die Meinung des anderen zu hören. Die Arbeitsplatzfrage habe ich natürlich mitbedacht, denn Arbeitsplätze zu erhalten und genügend Neue zu schaffen, damit die Wirtschaftskraft in unserem Fünfseenland erhalten bleibt, das ist mir sehr wichtig.
Im Übrigen bin ich ja auch nicht gegen den Sonderflughafen, wie Sie schreiben, sondern im Gegenteil für den Erhalt des Sonderflughafens mit all seinen jetzt ca. 2600 Arbeitsplätzen (Ruag ca. 1500, DLR 600 und andere dort angesiedelte luftfahrtaffine Betriebe ca. 500) – die Zahlen schwanken, je nach Quelle. Ich wende mich gegen die Verlängerung der Betriebszeiten in die Abendstunden ( bis 21:00 mit Ausnahmegenehmigung bis 22:00!) und ins Wochenende und gegen die Erweiterung des Nutzerkreises auf Geschäftsflieger, denn damit wird einem Flugbetrieb Tür und Tor geöffnet, der bald weit über die jetzt genannten 9725 Flugbewegungen hinausgehen kann und höchstwahrscheinlich wird. Wenn man die Wirtschaftlichkeit ähnlicher Flugplätze zum Vergleich heranzieht, kommt man auf die Zahl von beängstigenden 60.000 Flugbewegungen pro Jahr, ab denen so ein Flughafen erst wirtschaftlich arbeiten kann. Die vor kurzem erteilte Genehmigung ist keine zahlenmäßige Begrenzung der Flüge. Das gibt es im Luftrecht nicht.
Ich denke, damit werden Sie mir Recht geben, dass das wirtschaftliche Wohlergehen eines einzelnen Unternehmens - der Edmo - nicht über den gesundheitlichen Schutzbedürfnissen von 130.000 Landkreisbürgern und vielen Erholungssuchenden aus München und Umgebung stehen darf. Da stimmen meines Erachtens die Relationen nicht.
Die Bewohner im Umkreis des Flughafens haben nichts gegen 10000 bis 12000 Flugbewegungen im Jahr. Aber, was hier geplant ist, macht bei diesen Zahlen nicht Halt. Die Abwicklung der zusätzlichen Flüge würde nach meinen Informationen etwa 50 Arbeitsplätze im niedrig qualifizierten Bereich wie Betankung, Sicherheit und Raumpflege bringen. Wohingegen wir Gefahr laufen, dass hochwertige Arbeitsplätze im Bereich Wissenschaft und Forschung abgebaut werden, da es nicht mehr erträglich sein wird, direkt neben einem solch regen Flugbetrieb konzentriert zu arbeiten. Das wären dann die 600 Arbeitsplätze der DLR, für die wir eigentlich den Flughafen offen halten wollen. Übrigens ist damit auch das wirtschaftliche Interesse der mittlerweile nicht unbedeutenden Tourismuswirtschaft in unserem Fünfseenland betroffen. In diesem Sektor arbeiten 2000 Menschen. Der Tourismus wird voraussichtlich mit zunehmendem Flugverkehr enorm zurückgehen.
Bis 2002 war jeder Flug für den damaligen Betreiber Fairchild/ Dornier eine zusätzliche finanzielle Belastung, die bei den Wartungskosten verrechnet werden mußte und somit möglichst vermieden wurde. Mit dem neuen Betreiber Edmo hat sich der Sinn und Zweck des Flughafens völlig umgekehrt: Edmo verdient an jedem Flug und ist deshalb bestrebt, so viel wie möglich und so lange wie möglich abzuwickeln.
Nun möchte ich zu Ihrer Frage nach dem Tunnel bzw. Umgehung in Starnberg kommen. Ich persönlich halte den Tunnel für die einzig sinnvolle Maßnahme, da er keine Natur zerstört und die unglückliche Situation, dass hier eine Autobahn direkt in einer Stadt endet, entschärft. Meines Erachtens muss weiter an dem Abluftproblem gearbeitet werden, um möglichst viel Feinstaub aus der Tunnelabluft filtern zu können. Eine Nordumgehung würde das Leutstettner Moos, Natur- und Wasserschutzgebiete sowie wertvollen Wald zerschneiden und durch die weite Umfahrungsstrecke von vielen Autofahrern bei steigenden Benzinpreisen gar nicht angenommen werden und wenn doch, noch mehr Abgase erzeugen. Zusätzlich brauchen wir aber in Starnberg wie auch in den meisten anderen Orten im Landkreis bessere Möglichkeiten für Fußgänger und Radler und besseren ÖPNV, denn 60% des Verkehrs in Starnberg ist verursacht durch kurze Fahrten unter 3 km, also hausgemacht.
Es gäbe noch viel zu diesen beiden Themen zu sagen. Ich möchte aber nicht, dass die Antwort zu lang wird. Falls Sie aber weitere Fragen haben, stehe ich gern dafür zur Verfügung.
Mit besten Grüßen
Anne Franke