Sehr geehrte Frau Stolz, wie verteilen sich die unterschiedlichen Betriebssysteme der Geräte nach Häufigkeit? Werden Schulen Markenbotschafter für das Silicon Valley?
Sehr geehrte Frau Stolz,
das DSDZ-Projekt läuft aktuell an 350 Schulen im zweiten Jahr (https://www.km.bayern.de/gestalten/digitalisierung/digitale-schule-der-zukunft/allgemeiner-ueberblick).
1. Wie teilen sich die unterschiedlichen Betriebssysteme prozentual auf (z. B. x % iPad-OS, x % Android, Windows, Linux)
2. Weichen diese Zahlen vom außerschulischen Kaufverhalten ab, d. h. nutzen z. B. an den beteiligten Schulen deutlich mehr Schülerinnen und Schüler z. B. iPads, als dies an Nicht-Projektschulen oder außerhalb der Schule der Fall ist?
3. Wie beeinflussen die vorgegebenen Geräte das zukünftige Hardware-Kaufverhalten der Jugendlichen jenseits der Schule? Werden Schulen unbewusst zu Markenbotschaftern?
4. Welche Rolle spielt Open Source?
5. Welche Verantwortung ergibt sich darauf aufbauend für eine Ausweitung des Projekts auf eine Gruppe von ca. 500.000 Jugendlichen und deren Nutzungsverhalten?
Vielen Dank für Ihre Mühen!
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich O.
Sehr geehrter Herr O.,
vielen Dank für Ihre Frage vom 9. Mai 2024 zum Pilotversuch „Digitale Schule der Zukunft“. In diesem Rahmen erproben wir derzeit an 350 bayerischen Schulen die Weiterentwicklung des Unterrichts in einer Kultur der Digitalität. Ein Kernelement bildet dabei das Lernen mit mobilen Endgeräten.
Medienbildung bzw. Digitale Bildung ist im LehrplanPLUS ein schulart- und fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel und damit verpflichtender Bestandteil des Unterrichts an allen bayerischen Schulen. Im Rahmen der schulischen Medienerziehung sowie fachspezifisch im jeweiligen Fachunterricht werden die bayerischen Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt, sachgerecht, selbstbestimmt und verantwortungsvoll in einer multimedial geprägten Gesellschaft zu handeln und kritisch reflektiert mit Medienangeboten umzugehen. Bei der Medienbildung geht es somit stets um den Erwerb von Kompetenzen, die auf andere Situationen übertragbar sind, nicht lediglich um die Schulungen an konkreten Softwareangeboten oder an einer bestimmten Hardware.
Daher sind die bayerischen Lehrpläne plattform- bzw. programmunabhängig formuliert, so dass die Schülerinnen und Schüler markenunabhängig unterrichtet werden können. Welche Geräte oder konkrete Software an der jeweiligen Schule eingesetzt wird, liegt in deren Verantwortungsbereich und erfolgt in der Regel in enger Absprache mit dem jeweiligen Schulaufwandsträger.
Gemäß des Bayerischen Schulfinanzierungsgesetzes (BaySchFG) sind für die Beschaffung, Einrichtung und Wartung/Pflege der schulischen IT-Infrastruktur bzw. Software-Lizenzen die Schulaufwandsträger zuständig. Dies sind bei öffentlichen Schulen in der Regel die Kommunen und bei privaten Schulen die freien Schulträger. Im Hinblick auf das staatliche Neutralitätsgebot werden von Seiten des Kultusministeriums zudem keine produktspezifischen Empfehlungen, z. B. hinsichtlich konkreter Anbieter von Geräten oder Betriebssystemen, ausgesprochen.
Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus gibt ein jährlich aktualisiertes „Votum - Empfehlungen zur IT-Ausstattung von Schulen“ des Beraterkreises zur IT-Ausstattung von Schulen heraus, in dem es an den pädagogischen Anforderungen orientierte Ausstattungsempfehlungen bündelt. Auch hierbei gilt das Prinzip der funktionalen und grundsätzlich produktneutralen Darstellung.
Welche Geräte mit welchem Betriebssystem für die jeweilige Schule angeschafft werden, entscheidet der Schulaufwandsträger unter Beachtung der Vergabegrundsätze in enger Abstimmung mit den Schulen. Grundlage dafür ist das Medienkonzept der jeweiligen Schule, in dem diese u. a. ihre pädagogisch begründeten Ausstattungsbedarfe auf Basis ihrer spezifischen pädagogisch-didaktischen Entwicklungsziele ableitet. IT-Ausstattungsgegenstände werden dabei in der Regel funktional beschrieben und sind somit nicht konkret auf spezielle Produkte ausgelegt. Ähnlich verhält es sich bei den schülereigenen Geräten im Rahmen der „Digitalen Schule der Zukunft“. Auch hier werden auf Basis pädagogischer Überlegungen und des Medienkonzepts und im engen Dialog mit dem jeweiligen Schulaufwandsträger und dem Elternbeirat für die schülereigenen digitalen Endgeräte bei Bedarf schulspezifische technische Mindestkriterien festgelegt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Geräte mit der vorhandenen oder geplanten IT-Infrastruktur der Schule kompatibel sind. Bei der Festlegung der Mindestkriterien sind die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit und der sachgemäßen Kontinuität zu beachten.
Nach Angaben der bayerischen Schulen laufen aktuell von den schuleigenen Laptops und Notebooks rund 96 % mit einem Windows- Betriebssystem, während bei schuleigenen Tablets das Betriebssystem iPadOS mit rund 83 % überwiegt. Im Rahmen des Pilotprojekts „Digitale Schule der Zukunft“ arbeiten rund 82 % der Klassen ausschließlich mit Tablets mit dem Betriebssystem iPadOS, während sich die restlichen 18 % auf sonstige Betriebssysteme bzw. gemischte Klassen aufteilen. Zu sonstigen schülereigenen Tablets und Notebooks, etwa im Rahmen von „Bring your own device“ - Konzepten erhebt das Staatsministerium derartige Daten nicht.
Dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus liegen ferner keine Daten zum außerschulischen Kaufverhalten der Schülerinnen und Schüler vor. Mit der BayernCloud Schule stellt der Freistaat den bayerischen Schulen ein umfassendes cloudbasiertes und damit plattformunabhängiges Softwarepaket für den digitalen Unterricht zentral und kostenfrei zur Verfügung. Das Angebot der BayernCloud Schule umfasst eine Vielzahl an pädagogischen und administrativen Softwareanwendungen, die speziell auf den schulischen Einsatz und die schulischen Anforderungen zugeschnitten sind (z. B. eine Lernplattform, Dienst-E-Mails, einen Videokonferenzdienst etc.). Innerhalb der BayernCloud Schule kommen viele OpenSource-Komponenten zum Einsatz, wie z. B. das etablierte Lernmanagementsystem Moodle für die mebis Lernplattform. Eine große Rolle spielen OpenSource-Lösungen bei den neuen Produkten der BayernCloud Schule, da der Messenger, der Cloud-Speicher und das Web-Office (browsergestützt) auf den bekannten OpenSource-Lösungen ownCloud und OnlyOffice basieren.
Mit freundlichen Grüßen
Anna Stolz