Was möchten Sie für Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten tun, um ihren Alltag zu erleichtern und attraktive Weiterbildungsangebote zu schaffen?

Herzlichen Dank für Ihre wichtige Frage! In Hamburg gibt es rund 145.000 Erwachsene im erwerbsfähigen Alter, die nicht oder nicht ausreichend lesen und schreiben können. In einer zunehmend globalisierten und digitalisierten Welt ist es entscheidend, dass allen Menschen der Zugang zu Alphabetisierung und Grundbildung offensteht – unabhängig von Alter oder Lebenssituation.
Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass diese Angebote weiter ausgebaut, besser strukturiert und verstärkt bekannt gemacht werden. Ein wichtiger Schritt war die Einrichtung der trägerübergreifenden Koordinierungsstelle für Alphabetisierung und Grundbildung, die Angebote bündelt, weiterentwickelt und Beratungen für Betroffene ermöglicht.
Doch das allein reicht nicht aus: Um wirksam zu sein, braucht die Koordinierungsstelle zum Einen eine größere Bekanntheit zum anderen eine regionale Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung, die unbedingt in enger Zusammenarbeit mit den Akteur*innen aus der Praxis entwickelt wird. Ziel muss es sein, Lernangebote besser zu vernetzen, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und bedarfsgerechte Bildungswege zu schaffen. Menschen in jeder Lebenssituation sollen die Möglichkeit haben, Schreiben, Lesen, Rechnen, finanzielle Bildung und digitale Kompetenzen zu erlernen – sei es in der Volkshochschule, am Arbeitsplatz oder über flexible Lernformate.
Als Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz beschäftigt mich auch die Frage, wie wir Menschen dabei unterstützen im Alltag gut zurecht zu kommen. Gerade im Hamburger Justizvollzug haben wir umfassende Weiterbildungs- und Ausbildungsangebote, darunter auch spezielle Angebote zur Förderung von Lese- und Schreibkompetenzen. Das ist ein ganz wichtiger Baustein für ein selbstbestimmtes Leben mit beruflicher Perspektive nach der Haftzeit. Durch Projekte wie den quartierbezogenen Verbraucherschutz, können wir zudem mit konkreten Beratungsangeboten vor Ort auch immer wieder Menschen erreichen und unterstützen, die zum Beispiel Probleme mit Verträgen haben, die für sie aufgrund verschiedener Sprachbarrieren nicht verständlich sind.
Als Grüne setzen wir uns dafür ein, dass diese vielfältigen, niedrigschwelligen und bedarfsgerechten Angebote gibt, damit niemand aus Scham oder Unsicherheit auf Hilfe verzichtet. Daneben müssen wir sowohl Arbeitgeber*innen als auch die breite Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, dass sehr viel mehr Menschen im Alltag vor entsprechenden Hürden stehen als man denkt und wie wir sie unterstützen können. Im Sinne eines guten Verbraucherschutzes werden wir auch künftig politisch für leicht verständliche Verbraucherinformationen, einfache Kündigungsmöglichkeiten und bessere Unterstützung durch Kundendienste kämpfen.